4000 Jahre Klimaflucht - nur einen Klick entfernt
Erste digitale Archäologische Ausstellung Deutschlands ab heute online
www.allesbleibtanders.com blickt zurück auf drängende Themen der Gegenwart
Beispiel: UN rechnet bis 2050 mit 143 Millionen Flüchtlingen vor Klimaveränderungen – ein aktuelles, aber auch historisches Phänomen
Im Sommer 2022 trocknen in Südeuropa zahlreiche Flüsse aus. Ernten fallen aus und die Energieversorgung einiger Regionen ist eingeschränkt. Weltweit rechnen die Vereinten Nationen bis 2050 damit, dass bis zu 143 Millionen Menschen zu Klimaflüchtlingen werden könnten. Der aktuelle Klimawandel beeinflusst unser Leben schon jetzt massiv. Wie sind Menschen in früheren Jahrtausenden mit Klimaveränderungen umgegangen? Können wir aus den damaligen Reaktionen etwas für heute lernen? Das ist eines von sieben hochaktuellen Themen der digitalen Ausstellung „Alles bleibt anders“. Sie präsentiert diese Themen interaktiv aus der Langfristperspektive der Archäologie und ist seit heute (am 15.12.22) in deutscher und englischer Version kostenlos im Internet erlebbar. Zusammengestellt und organisiert hat diese erste archäologische Online-Ausstellung Deutschlands der Sonderforschungsbereich (SFB) 1266 „TransformationsDimensionen“ an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel.
„Bei der aktuellen Debatte zu den sozialen und ökologischen Folgen des Klimawandels werden Klimaereignisse der Vergangenheit und welche Überlebensstrategien die Menschen damals entwickelt haben fast komplett außer Acht gelassen“, erläutert der Kieler Archäologe und Sprecher des SFB 1266, Professor Johannes Müller. „Dabei kann die archäologische Forschung wichtige Lehren aus diesen Ereignissen anbieten. Mit ihnen können wir die aktuellen Transformationsprozesse besser verstehen und gesellschaftliche Widerstandsfähigkeiten aufbauen“, fügt er hinzu.
Neue Forschungsergebnisse des SFB 1266 zeigen beispielsweise, wie es die Menschen im Süden der Iberischen Halbinsel zwischen 2.200 und 1.500 vor unserer Zeit mit ihren begrenzten Möglichkeiten geschafft haben, tiefgreifende Klimaveränderungen zu überstehen. Im Südwesten kam es zu einem weitgehenden Abbruch von Siedlungen, lange erprobte Traditionen wurden aufgegeben. Der Klimawandel führte zu einer frühen Migrationsbewegung. An der Mittelmeerküste weiter östlich schwang sich dagegen eine gänzlich neue Gesellschaftsform auf. Soziale Veränderungen und technische Innovationen ermöglichten eine Anpassung an die veränderten Umweltbedingungen, zum Beispiel dank neuer Formen der Trinkwassergewinnung.
In der digitalen Ausstellung „Alles bleibt anders“ können sich die Besucherinnen und Besucher anhand von Fotos, Texten, Videos und interaktiven Elementen selbst ein Bild machen, wie der SFB 1266 diese Themen erforscht und zu welchen Erkenntnissen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dabei gelangt sind.
Sieben Umbrüche aus der Vergangenheit
Klimawandel und Klimaflucht sind jedoch nur einer von sieben Themenbereichen mit starkem aktuellem Bezug. In anderen Bereichen zeigt die Ausstellung, was Großsiedlungen vor 6.000 Jahren mit einer modernen, sozialistischen Kommune in Kalifornien zu tun haben. Oder sie geht der Frage nach, ob es bereits vor 5.000 Jahren Pandemien gab und welches Superfood in der Bronzezeit nachhaltige Landwirtschaft ermöglichte.
Archäologische Forschung: online, multimedial und für alle verständlich
„Bisher waren die Forschungsergebnisse vor allem einem wissenschaftlichen Fachpublikum vorbehalten“, so Professorin Wiebke Kirleis, Projektleiterin und Co-Sprecherin des SFB 1266, „Durch die Ausstellung ist es uns erstmals möglich die gesamte Breite der Forschungsergebnisse der Öffentlichkeit zugänglich zu machen – online, für alle verständlich und interaktiv erlebbar.“
SFB 1266 „TransformationsDimensionen“ - Mensch-Umwelt-Wechselwirkungen in Prähistorischen und Archaischen Gesellschaften
Der seit 2016 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Sonderforschungsbereich (SFB) 1266 „TransformationsDimensionen“ untersucht an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) die Transformationsprozesse vergangener Gesellschaften und das in einem Zeitraum von 15.000 v. u. Z. bis zu dem Beginn unserer Zeitrechnung. In diesem langen Zeitraum befand sich die Welt wiederholt im Wandel und es fanden entscheidende Veränderungen im Zusammenspiel zwischen Mensch und Umwelt statt. Die Erforschung der großen Umbrüche der Menschheitsgeschichte steht dabei im Fokus der Arbeit von rund 70 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus zehn Instituten der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, dem Zentrum für Baltische und Skandinavische Archäologie (ZBSA) und dem Archäologischen Landesmuseum Schloss Gottorf in Schleswig.
Die digitale Ausstellung ist ab 15. Dezember 2022 online unter:www.allesbleibtanders.com
Weitere Informationen zum Sonderforschungsbereich 1266:www.sfb1266.uni-kiel.de/de
Studierende der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel bei der geomagnetischen Prospektion des Grabenwerkes Monte da Contenda in Portugal.
Wissenschaftlicher Kontakt:
Prof. Dr. Wiebke Kirleis
SFB 1266 „TransformationsDimensionen“
Institut für Ur- und Frühgeschichte an der
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
wiebke.kirleis@ufg.uni-kiel.de
Prof. Dr. Johannes Müller
SFB 1266 „TransformationsDimensionen“
Institut für Ur- und Frühgeschichte an der
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
johannes.mueller@ufg.uni-kiel.de
Medienkontakt:
Dr. Anna E. Reuter
SFB 1266 „TransformationsDimensionen“
Institut für Ur- und Frühgeschichte an der
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
areuter@sfb1266.uni-kiel.de