Weihnachten auf See: Forschungsexpedition im subtropischen Atlantik

Expeditionsteam unter Leitung der Uni Kiel untersucht Meeresboden vor Nordwestafrika und den kanarischen Inseln

Nahaufnahme eines Tannenbaums geschmückt mit dem Logo der MSM113
© Bruna Pandolpho, GEOMAR

3800 Kilometer Luftlinie zum Kieler Weihnachtsdorf, etwa 25 Grad Celsius wärmer als im winterlichen Norddeutschland und 24-Stunden Schichtbetrieb: Unter diesen Bedingungen verbringt ein 19-köpfiges Expeditionsteam auf dem deutschen Forschungsschiff MARIA S. MERIAN (MSM) das Weihnachtsfest und den Jahreswechsel. Zwischen technischen Messgeräten, wissenschaftlichen Analysen und unvorhersehbaren Wellenbewegungen laufen auch die Weihnachtsvorbereitungen mit Tannenbaum, Wichteln, Festessen und weiteren Überraschungen auf der schwankenden Laborplattform.

Wissenschaftlicher Fahrtleiter der Expedition ist Sebastian Krastel. Der Geophysiker ist Professor am Institut für Geowissenschaften an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) im Forschungsschwerpunkt Kiel Marine Science (KMS). Ungeachtet der Feiertage erforscht sein Team an Bord im ersten Teil der 32-tägigen Seereise Sedimentwellen vor der nordwestafrikanischen Küste. Sedimentwellen sind eine der häufigsten Bodenformen auf dem Meeresboden unseres Planeten, in ihrer Entstehung aber noch weitgehend unerforscht. Sie haben eine große Bedeutung für die Stabilität von Kontinentalhängen und damit auch für technische Infrastruktur am Meeresboden wie z.B. Telekommunikationskabel. Starke Strömungen über den Sedimentwellen können diese zerstören. Die Unterwasserstruktur des im Jahr 2021 aktiven Vulkans Cumbre Vieja auf der kanarischen Insel La Palma wird im zweiten Teil der Forschungsfahrt vermessen. Obwohl der Ausbruch vorerst abgeklungen zu sein scheint, bleibt unklar, welche Gefahren weiterhin für uns Menschen bestehen.

An Bord der MSM113 befinden sich 13 Forschende der Uni Kiel. Darüber hinaus sind auch drei Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel, zwei Forschende des Leibniz-Instituts für Ostseeforschung Warnemünde (IOW) und eine Wissenschaftlerin der Universität Durham des Vereinigten Königreich beteiligt.

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Menschen bei der Arbeit auf dem Achterdeck eines Schiffs
© Sebastian Krastel, Uni Kiel

Während der Expedition MSM113 mit dem Forschungsschiff MARIA S. MERIAN werden ozeanographische Verankerungen ausgelegt, um Beobachtungsdaten unter anderem für die Bestimmung von internen Wellen im Ozean zu gewinnen.

Menschen schneiden einen Sedimentkern an Bord
© Sebastian Krastel, Uni Kiel

Forschende schneiden einen Sedimentkern an Bord der MARIA S. MERIAN.

Über die Expedition MSM113:

Das Ziel der Seereise 113 mit dem Forschungsschiff MARIA. S. MERIAN (MSM) sind Untersuchungen vor der nordwestafrikanischen Küste zur Entstehung von Sedimentwellen an Kontinentalrändern. Sedimentwellen sind eine der häufigsten Bodenformen auf dem Meeresboden unseres Planeten, und auch große Bereiche des nordwestafrikanischen Kontinentalrandes sind von Sedimentwellen bedeckt. Sedimentwellen spielen eine wichtige Rolle für die Stabilität von Kontinentalhängen und haben eine große Bedeutung für technische Infrastruktur am Meeresboden, wie z.B. Telekommunikationskabel. Starke Strömungen über den Sedimentwellen können diese Infrastruktur zerstören. Dennoch sind die genauen Entstehungsprozesse von Sedimentwellen unzureichend untersucht. An Bord werden Beobachtungsdaten mit Untersuchungsmethoden wie hydroakustischen Kartierungen und ozeanographischen Verankerungen zur Messung von Druck, Temperatur, Trübe und Strömungen gewonnen. Diese Beobachtungen sollen theoretische Modelle zur umfassenden Bestimmung dieser Strukturen am Meeresboden verbessern.

Die Unterwasserstruktur des im Jahr 2021 aktiven Vulkans Cumbre Vieja vor La Palma wird im zweiten Teil der Forschungsfahrt vermessen. Der Vulkan bildet den südlichen Teil der kanarischen Insel und verzeichnete Ende 2021 seinen längsten dokumentierten Ausbruch. Es ist nicht genau bekannt, was sich durch die jüngsten Ereignisse von La Palma verändert hat, insbesondere auch an den Unterwasserflanken der Insel. Obwohl der Ausbruch vorerst abgeklungen zu sein scheint, bleibt unklar, welche Gefahren weiterhin für uns Menschen bestehen. Die marine Fortsetzung der westlichen Flanke soll im Rahmen der Fahrt detailliert kartiert werden. Wissenschaftliche Daten an Land deuten darauf hin, dass die Westflanke des Cumbre Vieja vermutlich langsam in den Atlantik abrutscht.

Über Kiel Marine Science (KMS)

Kiel Marine Science (KMS) ist das Zentrum für interdisziplinäre Meereswissenschaften an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU). KMS bildet die organisatorische Einheit für alle natur-, geistes- und sozialwissenschaftlich arbeitenden Forscherinnen und Forscher, die sich mit den Meeren, Küsten und den Einfluss auf die Menschheit beschäftigen. Die Expertise der Gruppen kommt beispielsweise aus den Bereichen der Klimaforschung, der Küstenforschung, der Physikalischen Chemie, der Botanik, aus der Mikrobiologie, der Mathematik, der Informatik, der Ökonomie oder aus den Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Insgesamt umfasst KMS über 70 Arbeitsgruppen an sieben Fakultäten und aus über 26 Instituten. Gemeinsam mit Akteuren außerhalb der Wissenschaft arbeiten sie weltweit und transdisziplinär an Lösungen für eine nachhaltige Nutzung und den Schutz des Ozeans.

Wissenschaftlicher Kontakt:

Prof. Dr. Sebastian Krastel
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU)
Institut für Geowissenschaften
sebastian.krastel@ifg.uni-kiel.de

Pressekontakt:

Tobias Hahn
Sachgebiet Presse, Digitale und Wissenschaftskommunikation und Kiel Marine Science (KMS)