Das Problem Munition im Meer und wie es gelöst werden kann

Öffentlicher Vortrag im Rahmen der Vorlesungsreihe „Schutz und nachhaltige Nutzung unserer Meere und Küstenregionen“

Aktuelle Ergebnisse aus der Forschungsmission sustainMare der Deutschen Allianz Meeresforschung (DAM)

Insbesondere nach dem zweiten Weltkrieg wurde auf Veranlassung der Alliierten eine große Menge von Munition aller Kaliber und Arten in küstennahen deutschen Gewässern entsorgt, um schnell eine Entmilitarisierung von Deutschland herbeizuführen. Lange Zeit wurde das Thema durch die Politik, die Wissenschaft, aber auch von Umweltorganisation nicht beachtet, weil davon ausgegangen wurde, dass die Munitionsberge in Ost- und Nordsee keine negativen Auswirkungen auf die Umwelt haben und es "eh nicht machbar wäre", alle Munition zu finden und zu bergen. Ab 2008 gab es mehrere nationale und internationale Forschungsprojekte, zunächst fokussiert auf chemische Munition, und ab 2016 mit einem starken Fokus auf die großen Mengen konventioneller Munition in der Ostsee. Es zeigte sich, dass TNT und TNT-Umbauprodukte überall im Wasser der deutschen Ostsee zu finden sind, und dass diese sprengstofftypischen Verbindungen durch Fauna aufgenommen werden und hier zu Stress und der Ausbildung von Tumoren führen können. Zudem konnte durch die Entwicklung und den Einsatz neuer visueller Unterwassermethoden das Problem plastisch aufgezeigt werden und führte so zu verstärkten Forschungshandlungen, sowie einer zunehmenden Wahrnehmung sowohl in der Öffentlichkeit, aber auch in der Politik. In der Folge der intensiven Diskussionen wurden vom BMUV Ende 2022 102 Mio € als Soforthilfeprogramm für eine Pilotplattform zur Vernichtung mariner Munition zur Verfügung gestellt.
 
Die Vorlesung wird die Probleme von mariner Munition darlegen und den multidisziplinären Ansatz beleuchten, der für die Erforschung der Thematik „Munition im Meer“ notwendig ist. Die Vorlesung zeigt aktuelle Forschungsergebnisse auf und wird zudem darauf eingehen, wie in Deutschland und der EU mit dem Thema derzeitig und möglicherweise zukünftig umgegangen werden wird.

Vortragende: Prof. Dr. Jens Greinert / Torsten Frey, MSc., beide Marine Biogeochemie und Marine Geosysteme, GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel
Datum: 17. Mai 2023
Uhrzeit: 19:00 Uhr bis 20:00 Uhr
Ort: digital (Zoom) / Den Zugang zum Zoom-Meeting finden Sie auf der Webseite der Vorlesungsreihe.

Satellitenbild
© Hereon/ESA Meris

Satellitenbild der Nordsee und der Nordseeinseln vor Deutschland und den Niederlanden