Die CAU und der Nationalsozialismus

Das NS-Regime versuchte seit der Machtergreifung 1933 auch die deutschen Universitäten möglichst rasch gleichzuschalten. Von freier Wissenschaft konnte fortan keine Rede mehr sein, das Ende Deutschlands als führende Wissenschaftsnation war nur eine der Folgen. In Kiel und an der Kieler Universität fand der Gleichschaltungsprozess sehr schnell und ohne größeren Widerstand statt. Teile der Studierendenschaft und des Lehrkörpers sahen sich als Vorreiter in der Umsetzung der NS-Bildungs- und Rassenpolitik.

Die Gleichschaltung zog tiefe Eingriffe in Universitätsverfassung und im Beamtenrecht nach sich – fast 60 Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen mussten Forschung und Lehre aufgeben, ihre akademischen Grade wurden aberkannt. Eine neutrale Rechtsprechung oder Berufungsinstanz gab es nicht mehr.

Diese Plattform stellt Informationen zu den Opfern als auch zu den nationalsozialistischen Täterinnen und Tätern im Umfeld der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel bereit.

Mehr über diese Plattform

Vertriebene Gelehrte

An dieser Stelle erinnert die CAU an die vertriebenen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der CAU in der Zeit von 1933 - 1945.
Jedes Teilstück des Bildes steht für eine vertriebene Person:

Dr. Wolf Bodenheimer
Dr. Leonore Brecher
Prof. Dr. Fritz Brüggemann
Prof. Dr. Wolfgang Frh. von Buddenbrock-Hettersdorff
Prof. Dr. Walter Bülck
Porf. Dr. Wilhelm Caspari
Prof. Dr. Gerhard Colm
Professor Dr. Walter Dix
Professor Dr. Walter Elliger
Prof. Dr. Hans Engelland
Privatdozent Dr. Willy Feller
Dr. Rudolf Freund
Prof. Dr. Emil Fuchs
Privatdozentin Dr. Melitta Gerhard
Prof. Dr. Bernhard Harms
Privatdozent Dr. Rudolf Heberle
Dr. Georg Henneberg
Prof. Dr. Hans von Hentig
Prof. Dr. Albin Hentze
Dr. John Herberts
Dr. Volkmar Herntrich
Hermann Hillman
Prof. Dr. Rudolf Höber
Prof. Dr. Heinrich Hoeniger
Prof. Dr. Gerhart Husserl
Prof. Dr. Felix Jacoby
Prof. Dr. Jens Jessen
Prof. Dr. Hermann Kantorowicz
Dr. Walter Kießig
Privatdozent Dr. Otto Klemperer
Dr. Kurt Kolle
Prof. Dr. Richard Kroner
Privatdozent Dr. Berthold Lichtenberger
Dr. Aenne Liebreich
Prof. Dr. Wolfgang Liepe
Prof. Dr. Martin Lintzel
Prof. Dr. Oscar Martienssen
Prof. Dr. Hermann Mulert
Privatdozent Dr. Hans Philipp Neisser
Prof. Dr. Otto Opet
Prof. Dr. Karl Rauch
Prof. Dr. Heinrich Freiherr Rausch von Traubenberg
Dr. Karl-Heinrich Rengstorf
Dr. Svend Riemer
Prof. Dr. Hans Rosenberg
Professor Dr. Kurt-Dietrich Schmidt
Professor Dr. Julius Schniewind
Prof. Dr. Walther Schücking
Prof. Dr. August Skalweit
Prof. Dr. Julius Stenzel
Prof. Dr. Georg Stertz
Prof. Dr. Ferdinand Tönnies
Dr. Christoph Weber
Prof. Dr. Werner Wedemeyer
Prof. Dr. Carl Wesle
Prof. Dr. Carl Wirtz

NS-Geschichte der Kieler Universität
und ihre Aufarbeitung

Kollegiengebäude der CAU
© gemeinfrei. Quelle: Stadtarchiv Kiel, Fotograf: Hermann Edlefsen 73675; 26.535

Kollegiengebäude der Christian-Albrechts-Universität (CAU) im Schlossgarten um 1910

Zeichen des Erinnerns

In den 1990er Jahren begann die Christian-Albrechts-Universität mit der Aufarbeitung ihrer NS-Vergangenheit. Einen entscheidenden Anstoß gab die damalige Rektorin der CAU, Professorin Karin Peschel. Am 15.11.1993 erklärt Sie die Aberkennung der Doktorgrade vertriebener Wissenschaftlerinnen und Wissenschaflter von 1936 bis 1945 für nichtig.

Mehr zur Aufarbeitung der CAU

Die "Machtergreifung" in der Kieler Universität

Spätestens ab 1933 versuchten die Nationalsozialisten, in alle Bereiche des Bildungswesens hineinzuwirken. Die Erziehung der Jugend "im Geiste des Nationalsozialismus" sollte erreicht werden, indem man Lehrpläne umstellte und "nicht-arische" Schülerinnen und Schüler anhand des "Gesetzes gegen die Überfüllung deutscher Schulen und Hochschulen" vom Unterricht ausschloss. Sowohl die Jugend wie auch die Lehrkräfte wurden außerdem in nationalsozialistischen Organisationen wie Hitlerjugend und Nationalsozialistischem Lehrerbund (NSLB) erfasst.

Mehr zur Machtergreifung

Die Gleichschaltung der Lehrkräftebildung

Volksschullehrkräfte wurden in der Weimarer Republik nicht an Universitäten, sondern an "Pädagogischen Akademien" auf ihren Beruf vorbereitet. Eine solche Akademie nahm 1926 infolge einer Neuordnung der preußischen Volksschullehrkräfte in Kiel ihre Arbeit unter dem Direktor Professor Ulrich Peters (1878-1939) auf. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde sie wie alle "Pädagogischen Akademien" umgewandelt in eine "Hochschule für Lehrerbildung" (HfL).

Mehr zur Gleichschaltung der Lehrerbildung

Die Aufarbeitungen der Gründungsfakultäten
und des Studentenwerks

Das Kieler Studentenwerk im Nationalsozialismus

Die nicht politisch ausgerichtete Kieler Studentenhilfe wurde 1933 in das Studentenwerk eingegliedert und damit als eigenständiges karitatives Organ ausgeschaltet. Wie alle lokalen Studentenwerke wurde schließlich auch jenes in Kiel 1934 als "Studentenwerk Kiel e.V., Zweigstelle des Reichsstudentenwerks" den Weisungen der Zentrale in Berlin unterstellt.

Studentenwerk zur NS-Zeit

Zerstörung und Wiederaufbau
der Kieler Universität

Zerstörung der Universitätsgebäude

Im Zweiten Weltkrieg wurde die Kieler Universität fast vollständig zerstört. Die meisten Gebäude der Christiana Albertina lagen in der Innenstadt und wurden bei den Bomben­angriffen stark beschädigt. Besonders schlimm traf es die Universitätsbibliothek, die 1942 von einer Brandbombe getroffen wurde. Ein Großteil der Bücher- und Zeitschriftenbestände fielen dem Feuer zum Opfer. Aber auch die Hauptgebäude wurden zerstört, ebenso ein Großteil der Kliniken und Institute.

Mehr zur Zerstörung der Universitätsgebäude

Aus den Trümmern – die Kieler Universität im Jahr 1945

Am 27. November 1945 kamen Lehrende, Studierende und Verwalter, aber auch Vertreter der Militärregierung, der ersten Länderregierung und der Stadt Kiel in der "Neuen Universität" hier am Westring zusammen, um feierlich – begleitet von den Klängen der Jupiter-Symphonie von Amadeus Mozart – den Neubeginn akademischer Lehre und Forschung an traditionsreicher Stätte auszurufen. In bewegenden und zugleich aufschlussreichen Worten wandte sich der erste, noch von der britischen Militärregierung ernannte Rektor der CAU, der Psychiater Hans Gerhard Creutzfeldt, an die Festversammlung: (Ich zitiere:) "Wie ein Schiffbrüchiger, der wieder ans Land gelangt und festen Boden unter den Füßen fühlt, so erfüllt einen jeden von uns ein Gefühl zutiefst, das ist das der Dankbarkeit." Über 28 Decennien, so führte der erste Nachkriegsrektor weiterhin aus, habe die Schleswig-Holsteinsche Landesuniversität "treulich in Forschung und Lehre zu wirken sich gemüht". Erst die Wirren des Zweiten Weltkriegs habe sie dann gezwungen, die zerstörten Stätten zu verlassen. Jetzt aber, so Creutzfeldt im November 1945, gebe es neue Hoffnung, neues Leben und neues Planen. Und er versprach, man werde sich nun in Ehrfurcht erneut in die "Kette der Wahrheitssucher" einreihen, die von den Vorgängergenerationen aufgebaut und hinterlassen worden sei.

Mehr zum Wiederaufbau

Über diese Plattform

Den Kern dieser Plattform bilden Einzelbiografien der aus der Universität Kiel vertriebenen Forschenden. Daneben stehen Texte zu bedeutenden nationalsozialistischen Akteurinnen und Akteuren an der CAU und Verweise auf die entsprechende Literatur. Diese Plattform stellt daher sowohl Informationen zu den Opfern als auch zu den nationalsozialistischen Täterinnen und Tätern bereit. Es gibt Beiträge zur Entwicklung der einzelnen Fakultäten sowie übergreifende Artikel zu Bildungspolitik und Studentenwerk während des NS-Regimes. Darüber hinaus werden Kieler Publikationen zur deutschen Wissenschaft in der NS-Zeit aufgeführt.

Man kann dieser Seite entnehmen, dass sich immer wieder einzelne Forschungsprojekte speziellen Themen aus der Zeit gewidmet haben. Ungeachtet dessen ist über das Unrecht an der Kieler Universität noch viel zu erforschen. Hier setzt die Internetplattform an. Sie beschäftigt sich zum einen mit den Übergriffen gegen unliebsam gewordene Forschende und zum anderen dem Umgang mit der universitären NS-Vergangenheit in der Nachkriegszeit. Ergebnisse aus Forschungsarbeiten, Zeitzeugenberichte, alte Fotos und Dokumente sind gebündelt. Die Plattform bietet somit einen Überblick über den aktuellen Stand der Forschung. Das Ziel ist ein kritischer Umgang mit dieser Zeit und die Ermunterung zur weiteren wissenschaftlichen Erforschung.