Die "Machtergreifung" in der Kieler Universität

Spätestens ab 1933 versuchten die Nationalsozialisten, in alle Bereiche des Bildungswesens hineinzuwirken. Die Erziehung der Jugend "im Geiste des Nationalsozialismus" sollte erreicht werden, indem man Lehrpläne umstellte und "nicht-arische" Schüler anhand des "Gesetzes gegen die Überfüllung deutscher Schulen und Hochschulen" vom Unterricht ausschloss. Sowohl die Jugend wie auch die Lehrerschaft wurden außerdem in nationalsozialistischen Organisationen wie Hitlerjugend und Nationalsozialistischem Lehrerbund (NSLB) erfasst.

Die nationalsozialistische Bildungspolitik betraf auch die Universitäten. Professuren wurden zum Teil unter Missachtung akademischer Qualitäten nach politischen Gesichtspunkten vergeben, Habilitationsordnungen umgestaltet sowie Studentenschaft und Lehrkörper gleichgeschaltet. Bis 1938 wurde etwa ein Drittel der Hochschullehrer von deutschen Universitäten entfernt. In Kiel begann dieser Prozess im Frühjahr 1933 mit der von studentischer Seite organisierten "Aktion wider den undeutschen Geist". Ihr propagandistischer Höhepunkt war die Verbrennung beschlagnahmter Literatur im Rahmen der reichsweiten Bücherverbrennungen am 10. Mai 1933.

Ideologie und Politik der Nationalsozialisten trafen an den Universitäten nicht nur auf breite Anpassungsbereitschaft, sondern teilweise auch auf aktive Unterstützung durch Hochschulangehörige. Schon 1933 hatte der "Verband der deutschen Hochschulen" die nationalsozialistische Machtübernahme begrüßt.

Auch die deutsche Studentenschaft war von der nationalsozialistischen Hochschulpolitik betroffen. So wurde beispielsweise die Anzahl Studierender bis 1939 stark reduziert: von 100.000 Studenten im Jahre 1933 auf 58.000 im Jahre 1939. Insbesondere der Anteil an Studentinnen sollte hierbei durch eine Maximalquote verringert werden – die nationalsozialistische Ideologie sah in der Frau in erster Linie die Mutter zukünftiger "arischer" Kinder. Der Nationalsozialistische Deutsche Studentenbund (NSDStB) war außerdem an den Universitäten schon vor 1933 etabliert, wobei die Kieler Studentenschaft eine der ersten war, die einen Nationalsozialisten zum Vorsitzenden hatte.

Im Gegensatz zu Kollegen ist der Geschichtswissenschaftler Frank-Michael Kuhlemann der Meinung, dass trotz des geringen Widerstands an den deutschen Universitäten nicht von einem gänzlichen Erfolg der nationalsozialistischen Hochschulpolitik ausgegangen werden kann. Gegen eine vollständige Durchdringung der deutschen Studentenschaft sprechen der anfängliche Fortbestand nicht-nationalsozialistischer studentischer Organisationen und die teilweise offen geäußerte Kritik an Partei und "Führer", beispielsweise durch die Widerstandsgruppe der "Weißen Rose" in München, deren Kern Studenten um die Geschwister Scholl bildeten.

Auch unter den Hochschullehrern zeigte sich Kuhlemann zufolge teilweise Widerstandsgeist. So sprach sich zum Beispiel 1933 eine Gruppe von Theologen gegen die Anwendung des sogenannten "Arierparagraphen" § 3 im Gesetz zu Wiederherstellung des Berufsbeamtentums innerhalb der Kirche aus – unter ihnen auch ein Kieler Professor. sas

Die Erfahrungen der NS-Terrorherrschaft und die Idee der Universität

Gerhard Fouquet, Professor für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte sowie ehemaliger Präsident der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel widmete seinen Essay dem verstorbenen Kieler Rektor und Rechtshistoriker Professor Jörn Eckert. Fouquet beschäftigt sich darin mit der Rolle der Universität im Staat.

Der Historiker geht von der während des Nationalsozialismus "pervertierten" Universität, für die er beispielhaft die Vorgänge an der Christiana Albertina darstellt, aus. Er verneigt sich vor den wenigen Wissenschaftlern, die den Mut zu einer eigenen Meinung hatten und dadurch Leben, Gesundheit oder ihren Beruf verloren. Vor diesem Hintergrund betrachtet Fouquet Karl Jaspers' Schrift "Die Idee der Universität", die 1945 entstanden war. Als Historiker interessiert ihn die "im Verhältnis zur Erfahrung der Zeitgenossen merkwürdig historisch-politische Sterilität der Schrift". Wie Hannah Arendt, mit der sich Jaspers über seinen Text austauschte, kritisiert Fouquet das Modell einer Universität, die nur auf sich selbst bezogen ist und fragt "Wie politisch sollte und durfte die Universität 1945/46 sein?"

Durch die Erfahrungen allzu lascher Entnazifizierungen auch im Wissenschaftsbereich sieht Fouquet seine These bestätigt, die "von Jaspers beschriebene unentschiedene staatlich-staatsfreie Verfasstheit verhinderte bei allen Bekenntnissen zur Autonomie ein selbstbewusstes, selbstverantwortetes und wie selbstverständlich partnerschaftlich mit dem Souverän getragenes bildungs- wie gesellschaftspolitisches Rollenverständnis der Universitäten".

Der Historiker und designierte Universitätspräsident forderte abschließend eine "neue demokratische Universität", die "im gesellschaftlichen Raum ... ein ebenso selbstbewusstes wie verantwortbares politisches Mandat für ihre Sache" wahrnehme. sck

Literaturangaben

Fouquet, Gerhard: Die Erfahrungen der nationalsozialistischen Terrorherrschaft und die Idee der Universität – Karl Jaspers (1946).

Christiana Albertina. Forschungen und Berichte aus der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel 65 (2007). S. 55-67.

Die "Aktion wider den undeutschen Geist" in Kiel

Als am Abend des 10. Mai 1933 anlässlich der Bücherverbrennung eine Versammlung in der Aula der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel zusammentrat, hielt der damals 37jährige Philosophieprofessor Ferdinand Weinhandl eine Rede zum Thema „Undeutscher Geist –Deutscher Geist“. Schon seine Eröffnungsworte lassen aufhorchen:

„Deutsche Männer und Frauen! Deutsche Studenten und Studentinnen! In einer Stunde wird die deutsche Studentenschaft ein Stück des Ungeistes der letzten vierzehn Jahre den Flammen übergeben. In ganz Deutschland werden heute in dieser Nacht tausende von Schriften und Büchern verbrannt werden, die als zersetzendes Gift an unserem Volkskörper fraßen.“1

Undeutscher Geist, so führte er aus, sei „ein permanenter Angriff auf das deutsche Wesen“, dem Wehrwillen, Sittlichkeit sowie das Fundament der deutschen Weltanschauung samt den Leistungen vieler Geistesgrößen zum Opfer zu fallen drohten. In seiner mit militärischem Vokabular durchzogenen Rede kündigte er an, dass man nun zum „Gegenangriff“ übergehe, bei dem es nicht mit der „einmaligen Verbrennung einiger tausend Schmutz- und Schundbücher“ getan sei und zwangsläufig jeder als solidarisch mit der „Gegenfront“ angesehen werden müsse, der „rassemäßig, politisch oder weltanschaulich außerhalb der deutschen Blutsgemeinschaft und ihrer Bekenntnisse“ stehe.2

Die Aussonderung unliebsamer Bücher aus den Kieler Leihbibliotheken im Zuge dieses „Gegenangriffes“ bezeichnete Weinhandl als „folgerichtig“ und legte seinem Publikum nahe, den privaten Bücherbestand „ohne viel vernünftelnde Selbstverteidigung“ in deutsches und undeutsches Schriftgut aufzuteilen. Vor wissenschaftlicher Literatur dürfe trotz Befremden in der Öffentlichkeit kein Halt gemacht werden, weil der undeutsche Geist, so die Argumentation des Philosophen, auch in akademische Publikationen Einzug gehalten habe. So gebe es Werke, die bedeutende wissenschaftliche Leistungen darstellten, aber dessen ungeachtet „in ihrer Gesamthaltung undeutsch“ seien und sich „für unser Volkstum als schädlich und destruktiv“ erwiesen hätten. Lehr- und Geistesfreiheit sei von der „neuen Führung“ garantiert, aber niemand könne erwarten, dass „die Freiheit zur Schädigung des Volkstums“ eingeräumt werde.3 Wenn Weinhandl mit derlei Tiraden seine Zuhörerschaft auf den Kampf um das vermeintlich deutsche Wesen einstimmen wollte, so konnte er dabei an eine bereits seit den frühen zwanziger Jahren an der Christiana-Albertina bestehende Tradition anknüpfen: der Stilisierung der Universität zur Vorkämpferin des Deutschtums.

1. Die Politisierung einer Grenzlanduniversität im Norden des Deutschen Reiches

Unmittelbar im Anschluss an die Abtretung Nordschleswigs an Dänemark war in Universitätskreisen der Gedanken virulent geworden, dass der Hochschule in Kiel eine besondere Rolle in der Auseinandersetzung mit Dänemark zukäme. So bezeichnete es 1921 der Theologe und Prorektor Ernst Sellin als die „heilige Aufgabe“ der Universität „Vorkämpfer[in] zu sein für das Deutschtum in der Nordmark.“4 Ganz ähnlich äußerte sich im Folgejahr mit dem Orientalisten Georg Jacob der Rektor in seiner Begrüßungsansprache auf der Kieler Herbstwoche für Kunst und Wissenschaft, in der er die „Grenzlanduniversität Kiel [als] zur Verteidigung des Deutschtums mit geistigen Waffen berufen“ erklärte.5 In den Reihen der noch kurz vor Kriegsende gegründeten Schleswig-Holsteinischen Universitätsgesellschaft propagierte man dasselbe Bild. Deren Vorsitzender Anton Schifferer führte 1925 in einem Vortrag aus, dass die Alma Mater an der Förde „als Bildungszentrum der Nordmark“ die „geistige Arbeitsführung“ im Grenzkonflikt mit Dänemark übernehmen müsse.6 Ebenso hielt es der 1924 aus Tübingen auf den Lehrstuhl für Landesgeschichte berufene Otto Scheel, der sich, obwohl von Haus aus Theologe, für das neue Ordinariat durch die Tätigkeit als Redner in seiner nordschleswigschen Heimat während der Abstimmungskämpfe empfohlen hatte.7 In einer Rede aus Anlass des Besuchs von Reichspräsident Hindenburg in Kiel 1927 betonte er die vornehmliche Rolle „unserer Grenzland-Universität“ bei der Pflege wertvoller nationaler Güter.8

Diese Rhetorik zielte im Gegensatz zu der aus den folgenden Jahren nicht notwendig auf die gewaltsame Unterdrückung jedweder ‚Feinde des Deutschtums’, sondern mehrheitlich auf eine Auseinandersetzung geistiger bzw. akademischer Natur mit dem vermeintlichen äußeren Gegner Dänemark ab. Schifferer und Scheel warben daher beispielsweise auf einer gemeinsamen Reise durch Skandinavien 1927 für eine Teilnahme Dänemarks am Deutsch-Nordischen Universitätstag in Kiel, um genau diesen Wettbewerb austragen zu können.9 Doch ungeachtet dieser anderen Vorzeichen, unter denen der latent antidänische Grenzland- und Deutschtumsdiskurs der 1920er Jahre stand, begünstigte er trotzdem das geistige Klima im universitären Umfeld zugunsten der radikalen Rechten.10

Nicht zuletzt das Selbstverständnis der Kieler Studentenschaft (KSt) erfuhr durch die fortwährende Propagierung der politischen Vorpostenfunktion ihrer Universität eine entscheidende Prägung. Bereits in der ersten Ausgabe des Informationsblattes Die Kieler Studentenschaft kündigte der Vorstand an: „Auf die Bedeutung Kiels als Grenzlanduniversität der Nordmark werden wir immer besonderes Gewicht legen.“11 Tatsächlich erschienen in den folgenden Ausgaben eine ganze Reihe von Artikeln zur Nordschleswigfrage beziehungsweise der damit verbundenen Aufgabe der Universität.12 Während die Publikationen der Kieler Studentenschaft sich zunächst in erster Linie gegen die den Dänen unterstellten Expansionsabsichten richteten, rückten bald danach auch die inneren ‚Feinde des Deutschtums’ in das Visier ihrer Kritik.

Dabei spielte die im Februar 1927 gegründete Kieler NSDStB-Gruppe eine wichtige Rolle. Ihr war es in den noch im selben Jahr abgehaltenen Studentenwahlen nicht nur gelungen, die Schriftleitung der Schleswig-Holsteinischen Hochschulblätter13 unter ihre Kontrolle zu bringen, sondern ebenfalls zum Sommersemester mit Joachim Haupt den neuen Vorsitzenden der KSt zu stellen.14 Letzterer erklärte kurz nach Amtsübernahme auf einer Studentenversammlung, dass der Befreiungskampf nach außen zur Zeit nicht in Frage komme, gleichwohl die Innenpolitik „mit Blut und Eisen“ durchgeführt werden könne und nannte in diesem Zusammenhang Juden und Kommunisten.15 Dass die Kieler Studierenden neben der Frankfurter

Studentenschaft zu den ersten gehörten, die einen Nationalsozialisten zu ihrem Vorsitzenden erhoben, deutet auf ihre frühe Anfälligkeit für NS-Parolen hin. In die gleiche Richtung verweist ihr überdurchschnittlich hohes Bekenntnis zum ‚völkischen Prinzip’ in der Auseinandersetzung um die Studentenverfassung in Preußen.16 Nachdem der KSt als Folge dieses Streits die staatliche Anerkennung entzogen worden war, beteiligte sich der NSDStB an der Gründung und anschließend an der Vorstandsarbeit in der ersatzweise konstituierten Freien Kieler Studentenschaft (FKSt), der die Universität jedoch den Status als Rechtsnachfolger der KSt verweigerte.17 Im Februar 1929 veröffentlichten die von der FKSt weiter publizierten Hochschulblätter den ersten offen antisemitischen Artikel, der „die für Deutschland besonders drohende Gefahr des Judentums“ herauszustellen bemüht war und die Errichtung von einem „unangreifbare[n] Kampfsystem gegen die jüdische Weltgefahr“ forderte.18

Auch bei den bald darauf einsetzenden Einzelaktionen gegen missliebige Akademiker arbeiteten der NSDStB und die von ihm mit organisierte FKSt zusammen. So protestierte der Vorsitzende des FKSt gegen die Abhaltung eines Bach-Gedenkgottesdienstes in der Nikolaikirche im Oktober 1930 unter der Leitung des bereits emeritierten Theologen Otto Baumgarten, da man, so seine Begründung, nicht einen „Landesverräter, Pazifisten und Philosemiten“ mit der Ehrung Bachs betrauen dürfe. Nachdem sich die zuständige Stelle dem FKSt-Vorsitzenden verweigert hatte, verteilte der NSDStB im Oktober Flugblätter vor der Nikolaikirche, in denen Baumgarten erneut als „Landesverräter“, „Philosemit“, „Pazifist“ und zusätzlich als „Verräter am Nationalismus“ gescholten wurde.19

In den Folgejahren nahm die Intensität der Agitation gegen die politisch Andersdenkenden stetig zu. Ende Juni 1931 warf ein Mitglied des NSDStB eine Tränengasbombe in die studentische Versammlungsstätte ‚Seeburg’, als dort gerade Walter Schücking, der durch Mitgliedschaft in pazifistischen Organisationen und seine Delegiertenfunktion bei den Versailler Friedensverhandlungen zur Zielscheibe der Rechten geworden war, eine Rede vor der Demokratischen Studentengruppe hielt.20 Die FKSt wiederum, von deren sechs Vorstandsmitgliedern nach den Wahlen 1931 fünf Nationalsozialisten waren,21 teilte ihren Lesern mit, dass sie „den schärffsten [sic!] Kampf für eine deutsche Hochschule, für deutschen Geist und deutsche Kultur“ führe. Daher sei sie „aufs schärffste [sic!] gegen die Berufung von solchen Lehrkräften, die nicht deutschen Blutes sind, und die deutsche Ehre besudelten.“22

2. Der gewalttätige Kampf gegen das ‚undeutsche Lehrpersonal’

Hatte der „schärffste Kampf“ gegen das vermeintlich undeutsche Lehrpersonal in den vorangegangenen Jahren in der Hauptsache aus Einzelaktionen bestanden, so wurde er ab März 1933 massiv ausgedehnt. Schon im Zuge der Auseinandersetzungen mit Rektor August Skal-weit um die Anerkennung der FKSt als offizielle Studentenvertretung, die im Februar zu tu-multartigen Unruhen auf dem Universitätsgelände und einer dreitägigen Universitätsschlie-ßung geführt hatte,23 waren an der Juristischen Fakultät Aushänge gegen die „zu 80 Prozent verjudete Professorenschaft“ angebracht worden.24 Darüber hinaus hatte der vom NSDStB herausgegebene Der NS-Student das Vorgehen Breslauer Studenten gegen den jüdischen Professor Ernst Joseph Cohn gelobt, welcher aufgrund massiver studentischer Störungen auf Bitte des Breslauer Rektors seine Lehrtätigkeit hatte aufgeben müssen. Es sei nun Aufgabe der Studentenschaft, so das Urteil der Herausgeber des NS-Student, den „Kampf“ weiterzuführen, da die „Epoche dieses „liberalen“ Anarchismus“ zu Ende sei.25 In Kiel nahm man dazu die für den 1. April von höherer Stelle geplanten reichsweiten Boykottmaßnahmen gegen jüdische Deutsche zum Anlass.

Am 29. März ging im Rektorat, wo inzwischen Otto Scheel nach regulärer Wahl die Amtsgeschäfte von Skalweit übernommen hatte, ein gemeinsames Schreiben vom NSDStB und der Kreisleitung der NSDAP ein.26 Die Absender hielten den Zeitpunkt für gekommen, um praktische Maßnahmen für die „Ausschaltung des jüdischen Einflusses auf die deutsche Hochschule“ zu treffen. Deshalb würden „die deutschen Studenten zu Beginn des nächsten Semesters jedem jüdischen Dozenten und Studierenden das Betreten der deutschen Hochschule unmöglich machen“. Des Weiteren forderten die Absender die Streichung sämtlicher Sonderzuwendungen für jüdische Akademiker sowie die Entfernung des Anschlagbretts der kommunistischen Hochschulgruppe. Unverhohlen drohten sie dem Rektor, dass „im Interesse der Aufrechterhaltung der Ordnung und der Beruhigung der Kieler Bevölkerung möglichst endgültige Entscheidungen“ zu treffen seien.27 Tags darauf wurde der Ferienvorsitzende der FKSt im Rektorat vorstellig, um mit Scheel zu besprechen, „welche praktischen Wege in der Antiboykott-Bewegung gegen die Juden von der Universität aus unternommen werden können“, wie das Sekretariat dem nach Berlin gereisten Rektor mitteilte.28 Aufgrund von Scheels Abwesenheit setzte der Ferienvorsitzende ein Schreiben auf, in dem er „um die Ruhe und akademische Arbeit an der Universität nicht zu gefährden“ ein Immatrikulationsstop für Juden, eine Absenkung des Anteils jüdischer Studierender und Dozierender sowie eine „deutsche und objektive Zusammensetzung“ aller Prüfungskommissionen forderte.29

Bevor der Rektor einige Tage später aus Berlin zurückkehrte, war die vom NSDStB mit Unterstützung der NSDAP ausgesprochene Drohung, die Universität für Juden zu schließen, teilweise schon in die Tat umgesetzt worden. Am Morgen des 1. April waren mehrere Bewaffnete in die Sternwarte eingedrungen und hatten Professor Hans Rosenberg gezwungen, die Amtsgeschäfte seinem Stellvertreter zu übergeben. Ganz ähnlich erging es der Bibliothekarin Clara Stier-Somlo, die zum sofortigen Verlassen ihres Arbeitsplatzes aufgefordert wurde. Die Universität reagierte auf die Vorfälle noch am selben Tag mit der Beurlaubung Rosenbergs und der Entlassung Stier-Somlos.30 Nach Kiel zurückgekehrt, entzog sich Rektor Scheel weitestgehend seiner Verantwortung. Dem NSDStB beziehungsweise der NSDAP bestätigte er den Eingang ihres Schreibens und teilte mit, dass bis auf die bereits erfolgte Entfernung des Bretts der kommunistischen Hochschulgruppe die ihm zugetragenen „Wünsche“

nicht seiner Zuständigkeit unterlägen.31 Gleichzeitig wandte er sich an das zuständige Preußische Ministerium für Wissenschaft, Kultur und Volksbildung in Berlin mit dem Hinweis, dass seine persönliche Stellungnahme in dieser Sache nicht nötig sei. Einige Tage später meldete der Universitätskurator jedoch nach Berlin, dass man Immatrikulationsgesuche von „Angehörigen der semitischen Rasse“ in Erwartung einer Entscheidung zurückhalte.32

Durch den von FKSt und NSDStB gemeinsam auf den Rektor ausgeübten Druck sowie die beschriebenen gewaltsamen Übergriffe war es damit der studentischen Rechten in Kiel bereits Anfang April gelungen, die Immatrikulation von Juden zumindest vorübergehend auszusetzen und die ersten jüdischen Universitätsangehörigen zu vertreiben. Somit war am 6. April, als das Hauptamt für Presse und Propaganda der Deutschen Studentenschaft (DSt) in Berlin mit dem Rundschreiben Nr. 1 den einzelnen Studentenschaften erstmals die spätere Aktion wider den undeutschen Geist in Umrissen ankündigte, an der Kieler Universität bereits eine lokale Kampagne angelaufen. Von den dabei angewandten Maßnahmen gegen Einzelpersonen war in dem ersten Rundschreiben der DSt-Führung noch gar keine Rede. Erst am 19. April wies das Hauptamt die Studentenschaften in dieser Hinsicht an. Die FKSt war mit Blick auf studentische Maßnahmen gegen unerwünschte Hochschullehrer den Berliner Instruktionen einen großen Schritt voraus.33

Auch die entsprechende Propagandaarbeit war in Kiel bereits angelaufen, als das Rundschreiben Nr. 1 dazu aufrief, dafür geeignete Personen zu rekrutieren. So war im März eine Reihe Kieler Professoren wegen eines Wahlaufrufes für die DVP zur Zielscheibe der braunen Agita-toren geworden, ebenso wie die Ärzte der örtlichen Nervenklinik, denen man eine „sozialdemokratisch-kommunistische Einstellung“ vorwarf.34 Einen Tag nach Absendung des DSt-Rundschreibens Nr.1 nahm der Volkskampf erneut die Mediziner ins Visier und verhöhnte die inzwischen freiwillig aus dem Dienst Ausgeschiedenen mit dem Hinweis, dass man ihnen „an israelitischen Krankenhäusern ein reiches Betätigungsfeld“ wünsche. Bei den noch verbliebenen missliebigen Ärzten werde man „eben ein wenig nachhelfen!“35 In derselben Ausgabe sah sich der Direktor der Universitätsbibliothek mit dem Vorwurf konfrontiert, zu viel katholische und jüdische Literatur angeschafft zu haben. Die Verfasser spekulierten über eine mögliche

Mitschuld der Bibliothekarin Stier-Somlo, von der sie weiter berichteten, dass sie „zum Glück inzwischen mit anderen Rassegenossen zusammen aus den Universitätsinstituten entfernt“ worden sei.36

Die ausgiebigste Hetzkampagne richtete sich gegen den Ordinarius für Neuere deutsche Sprache und Literatur, Wolfgang Liepe. Dieser war bereits wegen des von ihm mit unterzeichneten Wahlaufrufes für die DVP im Volkskampf als „Rassejude“ bezeichnet worden und wurde darüber hinaus von seinem Kollegen Brüggemann verleumdet, der behauptete, Liepes Veranstaltungen würden aus „rassischen und nationalen Gründen“ von den Studenten gemieden.37 Da Liepe sich in der Folge gegen die Bezeichnung als „Rassejude“ mit dem Verweis auf seine Abstammung zur Wehr gesetzt hatte, griff der Volkskampf ihn wegen seiner jüdischen Frau an. Falls er kein Jude sei, so die Argumentation, dann sei er „ein ehrfurchtsloser Rassenschänder“ und seine Kinder „deutsch-jüdische Bastarde“.38 In einem weiteren Artikel suchte man den noch im Laufe des April beurlaubten Wissenschaftler dadurch weiter zu diskreditieren, dass man ihm eine generelle Bevorzugung von Juden, die Mitgliedschaft in Rotaryklub und Reichsbanner sowie die Benachteiligung nationalsozialistisch eingestellter Studenten vorwarf.39

3. Die Vorbereitungen zur Bücherverbrennung in Kiel

Als die Anweisungen des Rundschreiben Nr. 2 der DSt-Führung vom 8. April, betreffend die Aktion wider den undeutschen Geist, die FKSt erreichte, setzte sie die Vorbereitungen für die Bücherverbrennung am 10. Mai wie vorgesehen um. Dafür spricht, dass unmittelbar nach dem offiziellen Beginn der Aktion am 12. April die wichtigsten Kieler Tageszeitungen die von der DSt an die FKSt weitergeleiteten 12 Thesen veröffentlichten.40 Freilich wollte man in Kiel mit der Sammlung der Schriften für den zentralen Verbrennungsakt, die laut DSt-Anweisung ab dem 26. April beginnen sollte, nicht so lange warten. Wie die Kieler Zeitungen erst mit einigen Tagen Verspätung berichteten, wurden bereits am 19. April auf Anregung der Studentenschaft sämtliche Leihbibliotheken einer „Säuberungsaktion“ unterzogen. Dazu wurde ein Kampfausschuss wider den undeutschen Geist gebildet, dem außer dem Philosophieprofessor Ferdinand Weinhandl der Mathematikdozent Erhard Tornier, der kommissarische Kieler Oberbürgermeister Walter Behrens, der Student Willi Ziegenbein sowie der Buchhändler Friedrich Knolle angehörten. Die Leitung der Aktion übertrug der Polizeipräsident dem Vorsitzenden des Kampfausschusses Paul Karl Schmidt, der Mitglied des NSDStB und Vorsitzender der FKSt war.41

Am Nachmittag des 19. April besetzte den Pressemitteilungen zufolge die örtliche Polizei alle Kieler Bibliotheken. Daraufhin begab sich der Kampfausschuss in die einzelnen Büchereien, um sie „von schädlichen Werken zu säubern“, wozu „schmutzigerotische Literatur“, „Greuelpropaganda gegen Deutschland“, „schädliche Antikriegsliteratur“ und „andere zersetzende Schriften“ zählten. Insgesamt wurden im Laufe der Aktion etwa 2000 Bücher entfernt. Die Zeitungen wiesen ferner darauf hin, dass die Aktion noch nicht beendet, sondern Teil einer größeren „Aufklärungsarbeit“ sei, die am 10. Mai mit der „feierlichen Verbrennung“ der beschlagnahmten Schriften ihren Abschluss finde.42 In den nächsten Tagen wurden die Kontrollen auf die Universitätsbibliothek ausgedehnt, wo zunächst Zeitschriftensaal und Handbibliothek einer Revision unterzogen wurden. Ferner beschlagnahmte der Kampfausschuss die wissenschaftlichen Werke einer größeren Gruppe Kieler Dozenten mit der Begründung, dass diese „in keiner Weise das Vertrauen der Studentenschaft besitzen, und für den Neubau der deutschen Hochschule untragbar sind.“43 Einem der Betroffenen gelang es im Nachhinein durch die Versicherung „reinarischer Abstammung“ zu sein, die Freigabe seiner Schriften zu erreichen.44 Bei einer weiteren Prüfung einige Tage später wurde die Liste der zu entfernenden Autoren noch einmal erheblich erweitert.45 Möglicherweise stand dieser zweite Durchgang im Zusammenhang mit dem Rundschreiben Nr. 3 der DSt-Zentrale vom 27. April, dem erstmals schwarze Listen für die ja eigentlich erst ab dem 26. April vorgesehenen Büchereiüberprüfungen beigefügt waren.46 Eine erneute Kontrolle erfolgte ebenfalls in den Leihbibliotheken, und auch Buchhandlungen sowie die Bücherleihstelle der Deutschen Werke wurden in die Kontrollen mit einbezogen.47

Am 20. April erstattete Schmidt der DSt-Führung von den bereits durchgeführten Razzien in Kiel Bericht. Gleichzeitig bat er um Informationen über Rundfunkvorträge sowie die Übersendung weiteren Propagandamaterials, da die Aktion „gut in Gange“ sei und man die Arbeit nicht durch Verzögerungen bei der Materialbeschaffung erschweren wolle.48 Noch am selben Tag antwortete die Berliner Zentrale auf den Bericht, aus dem hervorgehe, „daß Ihre am 19. April durchgeführte Aktion […] ausgezeichnet gelungen ist.“49 Von den Vorgängen in Kiel offenbar beeindruckt teilte der Leiter des Hauptamtes für Aufklärung und Werbung der DSt einige Tage darauf der FKSt mit, dass er die Bücherverbrennung in Kiel in eine Staffelreportage am Abend des 10. Mai mit insgesamt sechs Beiträgen aufnehmen wolle, „da bei Ihnen die Aktion bereits so schön im Gange ist.“ Um die Koordination der Staffelreportage zu erleichtern schickte er einen Programmvorschlag mit.50 Die FKSt ging darauf weitestgehend ein, wie das Antwortschreiben aus Kiel belegt. Im Anschluss an eine um 20.30 Uhr stattfindende Kundgebung in der Universitätsaula, auf welcher der Kampfausschussvorsitzende Schmidt eine kürzere und der Philosoph Weinhandl eine längere Rede halten sollten, war gegen 21.30 Uhr ein einstündiger Fackelzug geplant. Dieser sollte auf dem Adolf-Hitler Platz51 enden, auf dem für 23 Uhr die Bücherverbrennung geplant war.52

Parallel zur Entfernung tausender Schriften aus den Kieler Bibliotheken und den Planungen für den 10. Mai im Bündnis mit der DSt-Spitze in Berlin verlangte die FKSt von Rektor Scheel am 21. April, auf die Beurlaubung einer ganzen Reihe von Dozenten hinzuwirken. Die Liste der zu entlassenden war im Wesentlichen mit den Namen derer deckungsgleich, deren Werke im Zuge der Razzia aus der Universitätsbibliothek aussortiert worden waren.53 Ein störungsfreier Verlauf des Vorlesungsbetriebes, so teilte die FKSt dem Rektor mit, sei nur bei Erfüllung dieser Forderung gesichert. „Quertreibereien“ würden „mit allen Mitteln“ unterbunden.54 Scheel, der nach dem späteren Urteil seines Amtsvorgängers Skalweit „wie weiches Wachs“ in den Händen der Nationalsozialisten gewesen sei,55 gab diesem Druck nach und so gab die Lokalpresse am 26. April bekannt, dass eine Anzahl von Dozenten „im Rahmen der Universitäts-Reinigungsaktion“ beurlaubt worden sei.56 Mit ihren unverhohlenen Drohungen gegenüber dem Rektorat schoss die FKSt einmal mehr über den von der DSt-Spitze gesteckten Aktionsplan für den Zeitraum vom 12.4. bis 10.5.1933 hinaus.

Von der Universitätsleitung im Stich gelassen, konnten nur die allerwenigsten Dozenten auf Hilfe innerhalb der Universität zählen. So setzten studentische Vertreter der klassischen Philologie ein Schreiben an das Preußische Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung auf, in dem sie sich für die „nationale Gesinnung“ der Professoren Richard Harder und Felix Jacoby verbürgten. Ob aus politischer Überzeugung oder Angst vor Repressionen, als generelle Kritik an den Vorgängen innerhalb der Universität wollten die Verfasser Ihre Eingabe keinesfalls gedeutet sehen. Wie aus der Erklärung hervorgeht, sprachen sie ihr Vorhaben sowohl mit Weinhandl als auch mit Schmidt ab, verzichteten auf die ursprünglich geplante Veröffentlichung der Erklärung und stellten ausdrücklich ihre Befürwortung der „jetzt erfolgten Reformen der Deutschen Hochschule“ heraus.57 Ganz ähnlich verfuhren die Unterzeichner einer Ehrenerklärung für den Philosophieprofessor Julius Stenzel. Auch in ihrem Schreiben war der Versicherung der „nationalen Haltung“ ihres akademischen Lehrers der Hinweis vorangestellt, dass sie die „Neugestaltung der deutschen Hochschule“ begrüßten und Ihre Erklärung nicht als Sonderaktion oder Kritik verstanden wissen wollten. Den Angaben eines der Verfasser zufolge wählte man diesen Modus, um die Erfolgschancen zu erhöhen und gleichzeitig das persönliche Risiko für die Unterzeichnenden zu minimieren.58

4. Die Kieler Bücherverbrennung

Die Kieler Zeitungen, welche schon im Rahmen ihrer Berichterstattung bezüglich der Bibliothekskontrollen über das Programm der Aktion wider den undeutschen Geist berichtet hatten, wiesen am 10. Mai ihre Leserschaft erneut auf die für den Abend geplante Bücherverbrennung hin. Der Programmablauf hatte sich im Vergleich zu dem von Schmidt nach Berlin gemeldeten Prozedere noch leicht verändert, denn der Fackelzug sollte nun eine halbe Stunde später beginnen und von der Universitätsaula nicht mehr zum Adolf-Hitler-Platz, sondern zum Wilhelmplatz führen.59 Darüber hinaus teilte die Presse am selben Tag mit, dass die Studentenschaft in Kiel auf die Errichtung eines Schandpfahles verzichten werde, die kurzzeitig von der DSt-Leitung angeregt worden war.60

Die Aula der Christian-Albrechts-Universität war am Abend des 10. Mai, wie die Presse in den darauf folgenden Tagen zu berichten wusste, restlos überfüllt. Neben Studenten hatte sich eine große Anzahl von Dozenten und Behördenvertretern dort eingefunden. Im Anschluss an die Eröffnung durch den Führer der Studentenschaft, Harald Feldmann,61 sprach zunächst Schmidt. Er bezeichnete die bevorstehende Aktion als „bewußtes Abtöten jener Giftherde, die das deutsche Volk vergifteten“, warnte jedoch davor dem Irrtum zu verfallen, dass die Bücherverbrennung der Vernichtung des „undeutschen Geistes“ gleichkäme. Sie habe nur symbolischen Charakter und markiere lediglich den Beginn einer kulturellen Aufgabe, die Generationen andauern werde. Auf lange Sicht gelte es „Deutschlands kulturelle Siegfriedstellung zu halten auf Leben und Tod.“62 Auf die Beschwörungsformeln des Kampfausschussleiters folgte die Ansprache Weinhandls, der seine eingangs wiedergegebene Rede „Undeutscher Geist – Deutscher Geist“ mit einem Gelöbnis auf Adolf Hitler und einem dreifachen „Sieg Heil“ schloss, woraufhin die Versammelten das Deutschlandlied anstimmten und die Kundgebung in der Aula ihr Ende fand.63

Dem sich nun formierenden Fackelzug wurde die Universitätsfahne vorweggetragen, es folgten die Hakenkreuzfahne und die SA, dahinter die örtlichen Korporationen mit ihren Fahnen und schließlich die einfachen Studenten. Wie die Zeitungen weiter berichten, schloss sich eine „ansehnliche Menge“ Kieler dem Zug an, der im Zick-Zack Kurs64 durch die Kieler Innenstadt vom Schlossgarten zum Wilhelmplatz marschierte. Dort ergriffen sowohl Schmidt65 als auch Weinhandl66 erneut das Wort. Während letzterer kurz den Inhalt seiner Rede wiederholte, teilte ersterer seiner aus Studenten und Schaulustigen zusammengesetzten Zuhörerschaft mit, dass die Studenten sich mit dem „symbolischen Verbrennungsakt […] geschlossen hinter das vereinigte Deutschland Adolf Hitlers“ stellten. Anschließend verlas er die aus Berlin übermittelten Feuersprüche. Nach Ende der Bücherverbrennung, in deren Verlauf die Menschenmenge unter anderem das Deutschlandlied, das ‚Horst-Wessel-Lied’ und ‚Burschen heraus!’ anstimmte, marschierten die Studenten zu der in der Nähe der Aula liegenden Seeburg zurück.67

Einige Tage nach den Vorgängen des 10. Mai wandte sich die Berliner Zentrale der DSt letztmalig mit einem Rundschreiben an die einzelnen Studentenschaften, was einem Abschluss der Aktion gleichkam.68 Die inzwischen unter dem Kommando ihres Führers Feldmann stehende Kieler Studentenschaft stellte hingegen, dem Tenor der Reden des 10. Mai folgend, in der am 19. Mai erschienenen ersten Ausgabe der Schleswig-Holsteinischen Hochschulblätter im Jahr 1933 „um anders lautenden Gerüchten entgegenzuwirken, ausdrücklich fest, daß der Kampf der nationalsozialistischen Studentenschaft um die Reinigung der Hochschule von undeutschen Elementen […] noch lange nicht zu Ende geführt ist.“69

Im November desselben Jahres startete das Blatt eine erneute Kampagne gegen die noch in Kiel verbliebenen jüdischen Hochschullehrer. Für „artfremde jüdische Lehre“, so stellte der Hetzartikel fest, sei an der neuen Universität kein Platz mehr.70 Im Januar folgte darauf eine Welle von Einzelaktionen gegen eine Reihe von Wissenschaftlern, von der der Pflanzenbauer Walter Dix, der Philosoph Richard Kroner, der Theologe Hans Engelland und der Ökonom Jens Jessen sowie zwei seiner Mitarbeiter betroffen waren.71

Die Kieler Studentenschaft hatte somit der Aktion wider den undeutschen Geist in mehrfacher Hinsicht vorgegriffen. In ihrer Radikalität übertraf sie außerdem bei weitem die von der DSt-Führung in Berlin festgelegten Ziele der Aktion, vor allem im Hinblick auf den Kampf gegen die selbst erklärten Gegner des Nationalsozialismus. Ohne Zweifel verdankte sich diese aggressive Vorgehensweise der Kieler Studentenschaft zu einem Gutteil den bereits seit den 1920er Jahren nationalpolitisch stark aufgeladenen Volkstumskämpfen an der nördlichen Grenze des Deutschen Reiches. Sie blieb aber nicht darauf beschränkt, sondern erhielt schon im Vorfeld der Aktion wider den undeutschen Geist eine entschieden rassistische Einfärbung, die selbst nach Abschluss der Kampagne eine deutliche Wirkung auf Lehre und Forschung an der Christiana-Albertina entfaltete.

Quellen

  1. „Deutscher Geist – Undeutscher Geist“, in: Schleswig-Holsteinische Hochschulblätter (hiernach SHHBl) 9.1 (1933), S. 9-10.
  2. Ebd. Zu Ferdinand Weinhandl siehe Weiß, Edgar: Zur Pädagogik an der Kieler Universität im „Dritten Reich“, in: Prahl, Hans-Werner (Hg.): Uni-Formierung des Geistes. Universität Kiel im Nationalsozialismus, Band 1 (=Veröffentlichungen des Beirats für Geschichte der Arbeiterbewegung und Demokratie in Schleswig-Holstein, 16), Brodersdorf 1995, S. 139-170, hier S. 155-157.
  3.  „Deutscher Geist – Undeutscher Geist“, in: SHHBl 9.1 (1933), S. 10.
  4.  Kieler Neueste Nachrichten (hiernach KNN) vom 12.2.1921, zit. nach Hofmann, Erich: Die Christian-Albrechts-Universität in preußischer Zeit, in: Ders. / Jaeger, Rudolf / Schmidt-Künsemüller, F.A. (Hg.): Allge-meine Entwicklung der Universität, Teil 2 (=Geschichte der Christian-Albrechts-Universität Kiel 1665-1965, 1.2), Neumünster 1965, S. 9-116, hier S. 53.
  5. Kieler Zeitung (hiernach KiZ) vom 4.9.1922, zit. nach Hofmann, Christian-Albrechts-Universität in preußi-scher Zeit, S. 53.
  6. Schifferer, Anton: Deutsche Kulturarbeit, Berlin 1925, S. 11-12. Zur Gründung der Universitätsgesellschaft und Schifferers politischem Programm siehe Jessen-Klingenberg, Manfred: Universität und Land. Geschichte der Schleswig-Holsteinischen Universitäts-Gesellschaft 1918-1993, Neumünster 1995, S. 11-18 und S. 32-35.
  7. Jordan, Karl: Geschichtswissenschaft, in: Hofmann, Erich / Jordan, Karl (Hg.): Geschichte der Philosophischen Fakultät, Teil 2 (=Geschichte der Christian-Albrechts-Universität Kiel 1665-1965, 5.2), S. 7-102, hier S. 83-84.
  8. Scheel, Otto: Akademische Rede aus Anlaß des Besuches des Reichspräsidenten am 30. Mai 1927 (=Heimatschriften des Schleswig-Holsteiner-Bundes, 19), Kiel 1927, S. 3. Auf dem deutschen Studententag in Berlin 1925 hatte Scheel die deutschen Hochschulen bereits als die „Gralsburgen Deutschlands“ bezeichnet. Vgl. Bleuel, Hans-Peter: Deutschlands Bekenner. Professoren zwischen Kaiserreich und Diktatur, Bern / München / Wien 1968, S. 181.
  9. Vgl. hierzu Jessen-Klingenberg, Manfred: Nord-Locarno – Anton Schifferers und Otto Scheels „nordische Reise“ im Oktober 1927, in: Zeitschrift der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte 96 (1971), S. 308-339.
  10. Rietzler, Rudolf: „Kampf in der Nordmark“ - Das Aufkommen des Nationalsozialismus in Schleswig-Holstein (1919-1933) (=Studien zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte Schleswig-Holsteins, 4), Neumünster 1982, S.342.
  11. „An unsere Leser!“, in: Die Kieler Studentenschaft (hiernach DKS) 1.1 (1925), S. 1.
  12. „Die dänischen Universitätspläne und Nordschleswig“, in: DKS 1.2 (1925), S. 9-10; „Grenzpolitische Not-wendigkeiten“, in: DKS 1.4 (1925), S. 27-28; „Die Universität Kiel und ihre Beziehungen zum geistigen Leben des Landes in der Vergangenheit“, in: DKS 1.5/6 (1925), S. 38-41.
  13. Ab Mai 1926 erschien Die Kieler Studentenschaft unter dem Titel Schleswig-Holsteinische Hochschulblätter.
  14. Hofmann, Christian-Albrechts-Universität in preußischer Zeit, S. 75.; Rietzler, Kampf in der Nordmark, S. 332-333.
  15. „Offener Brief“, in: SHHBl 3.5 (1927), S. 96. Zur Beantwortung des Offenen Briefes, in: ebd. In seiner Stel-lungnahme zu dem Leserbrief, der zur Präzisierung seiner öffentlichen Äußerungen aufforderte, bestritt Haupt
  16. Hofmann, Christian-Albrechts-Universität in preußischer Zeit, S. 71-72; Wieben, Matthias: Studenten der Christian-Albrechts-Universität im Dritten Reich. Zum Verhaltensmuster der Studenten in den ersten Herr-schaftsjahren des Nationalsozialismus (= Kieler Werkstücke Reihe A: Beiträge zur schleswig-holsteinischen und skandinavischen Geschichte, 10), Frankfurt a.M. 1994, S. 24-25.
  17. „Ueber den Antisemitismus“, in: SHHBl 5.3 (1929), S. 38-41, hier S. 38.
  18. Hofmann, Christian-Albrechts-Universität in preußischer Zeit, S. 78-79. Die Verzahnungen von NSDStB und FKSt waren so eng, dass in der Januarausgabe der Hochschulblätter von 1936, in der unter anderem die Ereignis-se um das Bachfest als „Markstein unseres Kampfes“ propagandistisch ausgeschlachtet wurden, beide Organisa-tionen zu Vorkämpfern der nationalen Revolution stilisiert wurden. Siehe hierzu: „Der nationalsozialistische Studentenbund Kiel nach der Goebbelsrede am 28. Juni 1927“, in: SHHBl 12.1 (1936), S. 3; „Frontabschnitt Universität“, in: ebd., S. 2-3; „Terror. Zwei Marksteine unseres Kampfes“, in: ebd., S. 4-5.
  19. „Tränengasbombe in der Seeburg“, in: Schleswig-Holsteinische Volkszeitung vom 1.7.1931. Vgl. Uhlig, Ralph (Hg.): Vertriebene Wissenschaftler der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) nach 1933. Zur Geschichte der CAU im Nationalsozialismus (=Kieler Werkstücke Reihe A: Beiträge zur schleswig-holsteinischen und skandinavischen Geschichte, 2), Frankfurt a.M. 1991, S. 48-49.
  20. Wieben, Studenten der Christian-Albrechts-Universität, S. 49.
  21. „Was will die Freie Kieler Studentenschaft?“, in: SHHBl 8.4 (1932), S. 12.
  22. „Der Konflikt zwischen Rektor und Studentenschaft der Kieler Universität“, in: KNN vom 12.2.1933. Heiber, Helmut: Universität unterm Hakenkreuz, Teil II: Die Kapitulation der Hohen Schulen. Das Jahr 1933 und seine Themen, Band 1, München 1992, S. 75-76. FKSt und NSDStB stellten diese Auseinandersetzung in der bereits oben erwähnten Ausgabe der Hochschulblätter von 1936 als großen Erfolg dar, wohingegen die Universitäts-pressestelle von einer Beilegung durch Ausräumung von Missverständnissen sprach. Siehe hierzu: „Hochschul-nachrichten“, in: KNN vom 15.2.1933; „Kampf mit Rektor August Skalweit“, in: SHHBl 12.1 (1936), S. 5-7.
  23. Zit. nach Eckert, Jörn: Die Juristische Fakultät im Nationalsozialismus, in: Prahl, Uni-Formierung des Geistes, S. 51-85, hier S. 56. Die Juristische Fakultät wurde im Zuge der Gleichschaltung in eine „Stoßtruppfakultät“ umgewandelt, an der sich ein als „Kieler Schule“ bekannt gewordener Dozentenkreis besonders intensiv der Propagierung nationalsozialistischer Rechtsideen widmete. Vgl. hierzu ebd., S. 57-76.
  24.  „Der Fall Cohn: Eine Warnung!“, in: Der NS-Student vom 10.2.1933.
  25. Vgl. Heiber, Universität unterm Hakenkreuz, S. 265.
  26. Schreiben des NSDStB und der Kreisleitung der NSDAP an den Rektor vom 29.3.1933, Landesarchiv Schleswig (hiernach LAS) 47, 1092, Nr. 110. Das Schreiben wurde ebenfalls im Propagandablatt ‚Der Volks-kampf. Für die Schaffenden! Gegen die Raffenden! Das deutsche Wochenblatt in Kiel’ (hiernach VK) veröffent-licht, siehe „Wir räumen auf!“, in: VK vom 31.3.1933.
  27. Nachricht des Universitätssekretariats an den Rektor vom 30.3.1933, LAS 47, 1092, Nr. 110.
  28. Schreiben des Ferienvorsitzenden der FKSt an den Rektor vom 2.4.1933, LAS 47, 1232, Nr. 1.
  29. Hofmann, Christian-Albrechts-Universität in preußischer Zeit, S. 86; Uhlig, Vertriebene Wissenschaftler, S. 82-83, 135.
  30. Schreiben des Rektors an den NSDStB vom 4.4.1933, LAS 47, 1092, Nr. 107.
  31. Schreiben des Rektors an das Ministerium für Wissenschaft, Kultur und Volksbildung vom 4.4.1933, LAS 47, 1232, Nr. 3.
  32. Strätz, Hans-Wolfgang: Die geistige SA rückt ein. Die studentische „Aktion wider den undeutschen Geist“ im Frühjahr 1933, in: Walberer, Ulrich (Hg.): 10. Mai 1933. Bücherverbrennung in Deutschland und die Folgen, Frankfurt a.M. 1983, S. 84-114, hier S. 89, 92-93.
  33. „Kieler Juden für Lueken“, in: VK vom 10.3.1933; „Das ist ja wirklich erfreulich. Zustände in der Kieler Ner-venklinik“, in: VK vom 24.3.1933.
  34. „Nervenklinik“, in: VK vom 7.4.1933.
  35. „Ist die Kieler Universitätsbibliothek deutschfeindlich?“, in: VK vom 7.4.1933. Bibliotheksdirektor Christoph Weber suchte sich mit einer Stellungnahme in der nächsten Ausgabe des Volkskampf zu verteidigen, in der er die Anschaffung einiger Bücher bedauerte, von der Entfernung jüdischer Zeitschriften aus dem Lesesaal berichtete und sich weiterhin bereit erklärte, einige Zeitschriften abzubestellen, falls dies gewünscht sei. Siehe hierzu: „Ist die Kieler Universitätsbibliothek deutschfeindlich?“, in: VK vom 13.4.1933.
  36. „Kieler Juden für Lueken“, in: VK, 10.3.1933. Zur Anschwärzung durch Brüggemann siehe Uhlig, Vertriebe-ne Wissenschaftler, S. 29-30.
  37. „Der Fall Liepe“, in: VK vom 7.4.1933.
  38. „Wir haben das letzte Wort. Der Fall Liepe“, in: VK vom 21.4.1933. Zur Beurlaubung Liepes siehe Uhlig, Vertriebene Wissenschaftler, S. 30.
  39. „12 Thesen wider den undeutschen Geist“, in: KiZ vom 13.4.1933. „Hochschulnachrichten“, in: KNN vom 4.1933. Zum Zeitplan der DSt siehe Strätz, Die geistige SA, S. 90.
  40. „Der Kampf gegen Schmutz und Schund. Größere Aktion der Polizei bei den Büchereien“, in: KNN vom 4.1933; „Säuberung der Büchereien“, in: KiZ vom 22.4.1933. Zu Paul Karl Schmidt siehe Benz, Wigbert: Paul Carell. Ribbentrops Pressechef Paul Karl Schmidt vor und nach 1945, Berlin 2005, S. 11-13. Nach dem Krieg schrieb Paul Karl Schmidt alias Paul Carell Artikel im SPIEGEL, der WELT und der ZEIT, in denen er das NS-Regime u.a. mit Blick auf den Reichstagsbrand und die Kriegsursachen zu entlasten versuchte. Vgl. hierzu ebd., S. 65-80.
  41. „Der Kampf gegen Schmutz und Schund. Größere Aktion der Polizei bei den Büchereien“, in: KNN vom 4.1933; „Säuberung der Büchereien“, in: KiZ vom 22.4.1933.
  42. „Universitätsbibliothek unter der Lupe“, in: KiZ vom 23.4.1933. Werke folgender Dozenten wurden aussor-tiert: Colm, Feller, Fraenkel (Adolf), Fraenkel (Ernst), Gerhard, von Hentig, Harms, Höber, Husserl, Höniger, Löwe, Harder, Kantorowicz, Jacoby, Keiser, Kolle, Kroner, Liepe, Neisser, Opet, Rosenberg, Schrader, Skal-weit, Stein, Stenzel, Wedemeyer, Klemperer, Marano.
  43. Hierbei handelte es sich um den Sprachwissenschaftler Friedrich Otto Schrader. Siehe „Hochschulnachrich-ten“, in: KNN vom 29.4.1933.
  44. Ebd. Auf der erweiterten Liste standen die Namen Adler, Boas, Gumbel, Einstein, Freud, Hirschfeld, Lessing, Lenin, Liebknecht, Luxemburg, Marx, Trotzki und van der Felde.
  45. Vgl. Strätz, Die geistige SA, S. 96.
  46. „Kieler Studenten fordern“, in: KiZ vom 24.4.1933.
  47. Bericht der FKSt an das Propagandaamt der Deutschen Studentenschaft vom 20.4.1933, Bundesarchiv (hier-nach BA), NS 38, RSF I * 21 C 14/3, Nr. 200.
  48. Nachricht des Hauptamtes für Aufklärung und Werbung der Deutschen Studentenschaft an die FKSt vom 4.1933, BA, NS 38, RSF I * 21 C 14/3, Nr. 199.
  49. Nachricht des Hauptamtes für Aufklärung und Werbung der Deutschen Studentenschaft an die FKSt vom 4.1933, BA, NS 38, RSF I * 21 C 14/3, Nr. 198.
  50. Der Neumarkt (heute Rathausplatz) wurde Anfang April 1933 in Adolf-Hitler-Platz umbenannt. Siehe „Kiels Neumarkt heißt Adolf-Hitler-Platz. Neue Straßenbenennungen im Zuge der nationalen Revolution“, in: KiZ vom 8.    4.1933.
  51. Nachricht der FKSt an das Hauptamt für Aufklärung und Werbung der Deutschen Studentenschaft vom 4.1933, BA, NS 38, RSF I * 21 C 14/3, Nr. 197.
  52. Die FKSt übersah beim Übertragen der Liste, dass z.T. die in der Universitätsbibliothek aussortierten Autoren gar nicht mehr in Kiel lehrten, so z.B. Professor Adolf Löwe, der 1931 nach Frankfurt gewechselt war. Siehe Volbehr, Friedrich / Weyl, Richard: Professoren und Dozenten der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel 1665-1954, 4. Auflage, Kiel 1956, S. 43.
  53. „Kieler Studenten fordern“, in: KiZ vom 24.4.1933.
  54. Zit. nach Heiber, Universität unterm Hakenkreuz, S. 265.
  55. „Beurlaubung von Dozenten“, in: KiZ vom 26.4.1933. Zu den Beurlaubten gehörten Colm, Fraenkel (Adolf), Husserl, Liepe, Neisser, Opet, Rauch, Schücking und Stenzel. Über die Professoren Harms und von Hentig hieß es, es bleibe Verfügung vorbehalten. Bei der am 27. April durchgeführten Neuwahl des Rektors verzichtete Scheel auf eine erneute Kandidatur. Sein Nachfolger wurde der Chemiker Lothar Wolf. Siehe „Hochschulnach-richten“, in: KNN vom 29.4.1933.
  56. Erklärung der Mitglieder des Philologischen Seminars der Universität Kiel vom 24.4.1933, LAS 415, 806, UI 16069.
  57. Asmus, Walter: Richard Kroner (1884-1974). Ein Philosoph und Pädagoge unter dem Schatten Hitlers, Frank-furt a.M. 1990, S. 64-65. Der Text der Erklärung sowie ein Faksimile aller Unterschriften finden sich auf S. 65-66. Zu den Unterzeichnern gehörte der spätere Kieler Ordinarius für Schleswig-Holsteinische Landesgeschichte Christian Degn.
  58. „Öffentliche Verbrennung der beschlagnahmten Bücher“, in: KiZ vom 10.5.1933.
  59. „Der Kampf gegen Schmutz und Schund“, in: KNN vom 10.5.1933. Zu den Direktiven der DSt-Leitung hin-sichtlich des Schandpfahls siehe Strätz, Die geistige SA, S. 93-96.
  60. Schmidt hatte sein Amt als FKSt Vorsitzender am 25. April niedergelegt, um den Weg für die Ernennung eines Führers der Studentenschaft der Universität Kiel im Sinne des am 22.5.1933 erlassenen Gesetzes über die Bildung von Studentenschaften an den wissenschaftlichen Hochschulen freizumachen.
  61. Zit. nach: „In Schutt und Asche“, in: KiZ vom 11.5.1933 und „Wider den undeutschen Geist“, in: KNN vom 12.5.1933.
  62. Ebd.
  63. Der Zug folgte der Route Schlossgarten – Brunswiker Straße – Bergstraße – Rathausplatz – Exerzierplatz – Möllingstraße - Wilhelmplatz.
  64. Laut KNN sprach Schmidt, laut KiZ Feldmann. Da Schmidt als Leiter des Kampfausschusses den Ablauf in Absprache mit Berlin plante und bereits während der Kundgebung in der Aula eine tragendere Rolle als Feld-mann spielte, ist anzunehmen, dass die Darstellung der KNN zutreffend ist.
  65. Laut KNN sprach Weinhandl vor, laut KiZ nach Beginn der eigentlichen Bücherverbrennung.
  66. „In Schutt und Asche“, in: KiZ vom 11.5.1933 und „Wider den undeutschen Geist“, in: KNN vom 12.5.1933.
  67. Vgl. Strätz, Die geistige SA, S. 111.
  68. „Bericht des Führers der Studentenschaft“, in: SHHBl 9.1 (1933), S. 11.
  69. „Juden als Hochschullehrer?“, in: SHHBl 9.6 (1933), S. 15-16.
  70. Vgl. Uhlig, Vertriebene Wissenschaftler, S. 27-28, 39-40, 56, 107.

Dissens innerhalb studentischer Gruppen an der CAU bis 1937

Der Historiker Matthias Wieben spricht von einer "grundsätzlichen Bereitschaft [der Kieler Studenten, Anm. d. Red.], die Herrschaft der Nationalsozialisten an der Universität zu tolerieren bzw. zu fördern". Auch innerhalb der generell affirmativen Studierendenschaft gab es jedoch opponierende Gruppen. Diese Opposition sei allerdings größtenteils im "systemkonformen Bereich" geblieben, es handelte sich lediglich um "loyale Systemkritik" (so Wieben).

Eine abweichende Gruppierung unter den Studenten stellten die Verbindungen dar, die gegen Forderungen der Kieler Studentenschaft (KSt) protestierten. So sollten sie beispielsweise auf Anordnung des Führers der KSt vom 12. Juli 1933 ihre Häuser als Wohnheime für Studenten aus Arbeitsdienstlagern zur Verfügung stellen. Der Protest der Verbindungen gegen diese und andere Forderungen äußerte sich nicht nur in schriftlichen Eingaben, sondern zum Beispiel auch im öffentlichen Tragen der Verbindungsfarben, obwohl dies verboten war. Die KSt und der Rektor der Universität betrachteten dies als "Sabotage". Einzelne Verbindungen wurden von der Gestapo überwacht.Eine grundsätzliche Ablehnung des Nationalsozialismus ließ sich jedoch nicht erkennen, da sich die Konflikte der Verbindungen mit den nationalsozialistischen Organisationen auf den Bereich der studentischen Lebensform beschränkten. Die antisemitische und rassenkundliche Ideologie der Nationalsozialisten sowie die politische Erziehung stellten dagegen laut Wieben keine Konfliktlinien dar. Auch gab es enge personelle Verzahnungen der Verbindungen mit dem Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund (NSDStB).

Die Verbindungen hatten daher geglaubt, sich in die nationalsozialistische Bewegung integrieren zu können, ohne ihre tradierten Lebensformen aufgeben und den Führungsanspruch des NSDStB anerkennen zu müssen. Durch das Verbot der gleichzeitigen Mitgliedschaft in NSDStB beziehungsweise NSDAP oder SA und einer Verbindung verloren einige Kieler Korporationen jedoch 1935 einen Teil ihrer Mitglieder.

Im selben Jahr wurde die "freiwillige" Auflösung der Verbindungen vorangetrieben. Die "Deutsche Burschenschaft" (DB) trat in den NSDStB ein, die in der DB gesammelten lokalen Verbindungen sollten Kameradschaften innerhalb des NSDStB bilden.

Innerhalb der Gruppe der christlichen Studenten dagegen gab es Wieben zufolge Fälle von "individuelle[m] Protestverhalten" aufgrund von "weltanschauliche[m] Dissens". Wieben erwähnt hierbei "konspirative Verhaltensweisen" wie Bibelabende, "Treffen an wechselnden Orten" und Anhängerwerbung für die Bekennende Kirche. Die christlichen Studenten waren jedoch keine geschlossene Gruppe, sondern gehörten teilweise Verbindungen oder politischen Hochschulgruppen wie dem NSDStB oder auch der SA an. Es gab keine generelle Opposition zum Nationalsozialismus. Die anti-christliche Haltung der KSt rief jedoch Widerspruch hervor, der durch ministeriale Maßnahmen gegen Professoren der Theologischen Fakultät verstärkt wurde. Die Fachschaft unterstützte klar die Theologen der Bekennenden Kirche um Hans Engelland. Vermutlich auch an der Fakultät selbst stellten die Studenten der Bekennenden Kirche jedoch eine Minderheit dar.

Es gab an der Christian-Albrechts-Universität außerdem laut Wieben durchaus Fälle von "spontane[n] Missfallensäußerungen". So befasste sich beispielsweise 1937 ein Disziplinarausschuss mit einem Studenten, dem verschiedene Fehltritte zur Last gelegt wurden: unter anderem soll er "Heilt Hitler" anstelle von "Heil Hitler" gesagt haben – was der Student jedoch bestritt – sowie eine verbotene Rede von Ernst Wiechert abgeschrieben haben. Er gab an, die Rede von einer Kommilitonin erhalten zu haben, die Mitglied des Deutsch Christlichen Studentinnenbundes war. Es ist also anzunehmen, dass es studentische Kreise gab, in denen verbotene Schriften kursierten.

Studentenheim Seeburg im Düsternbrooker Weg 2
© gemeinfrei. Quelle: Stadtarchiv Kiel, Fotograf: Wilhelm Jacobsen 421; 101.235

Studentenheim Seeburg im Düsternbrooker Weg 2 um 1905

Literaturangaben

Wieben, Matthias: Studenten der Christian-Albrechts-Universität im Dritten Reich. Zum Verhaltensmuster der Studenten in den ersten Herrschaftsjahren des Nationalsozialismus (Kieler Werkstücke: Reihe A, Beiträge zur schleswig-holsteinischen und skandinavischen Geschichte, Bd. 10). Frankfurt am Main u.a. 1994.

Das Kieler Studentenwerk im Nationalsozialismus

Die nicht politisch ausgerichtete Kieler Studentenhilfe wurde 1933 in das Studentenwerk eingegliedert und damit als eigenständiges karitatives Organ ausgeschaltet. Wie alle lokalen Studentenwerke wurde schließlich auch jenes in Kiel 1934 als "Studentenwerk Kiel e.V., Zweigstelle des Reichsstudentenwerks" den Weisungen der Zentrale in Berlin unterstellt.

Neben den früheren sozialen Tätigkeiten wie Mensaspeisung, Arbeits- oder Wohnungsvermittlung kamen nun Maßnahmen zur "Förderung der Volksgesundheit" hinzu. Darüber hinaus leistete das Studentenwerk einen Beitrag zur ideologischen Erziehung und zur nationalsozialistischen Elitenbildung, indem es Förderungen nicht mehr aufgrund wissenschaftlicher Qualifikation und sozialer Bedürftigkeit, sondern vor allem aufgrund ideologischer und politischer Gesinnung und Zuverlässigkeit vergab.Ein weiteres Instrument zur Durchdringung des Studentenalltags waren sogenannte "Kameradschaftshäuser", nationalsozialistische Wohnheime, die jenen Studenten günstige Wohnmöglichkeiten boten, die ihren ideologischen Auswahlkriterien entsprachen.

In Kiel wurde beispielsweise das Christian-Albrechts-Haus zu einem Kameradschaftshaus und "Führerhaus des NSDStB" (Nationalsozialistischer Deutscher Studentenbund). Oft war finanzielle Förderung nur bei Zugehörigkeit zu einem solchen Haus zu erlangen.

Die ideologische Indoktrinierung der Kieler Studenten wurde außerdem vom "Amt für politische Schulung der Kieler Studentenschaft" intensiviert, das sich die politische Erziehung der Gesellschaft zum Ziel gesetzt hatte. Der deutsche Student sollte geschult werden "zum politischen Menschen, zum politischen Soldaten", wie es im Sommer 1939 in einem Bericht des Amtes hieß.

Im Gegensatz zu Frank-Michael Kuhlemann geht der Kieler Geschichtsdidaktiker Manfred Hanisch davon aus, dass der Gleichschaltung der Universitäten kein Widerstand entgegengehalten wurde und die nationalsozialistische Durchdringung in allen Bereichen des universitären Lebens umfassend erfolgen konnte. sas

Literaturangaben

Hanisch, Manfred: Eine Universität in Deutschland. Zur Lage der Studenten an der Universität Kiel im Dritten Reich. In: Pohl, Karl Heinrich (Hrsg.): Die Pädagogische Hochschule Kiel im Dritten Reich. Bielefeld 2001, S. 56-71.

Die Schleswig-Holsteinische Universitäts-Gesellschaft im Nationalsozialismus

Die am 27. Juli 1918 gegründete Schleswig-Holsteinische Universitäts-Gesellschaft setzte sich zum Ziel, die Entwicklung der Christian-Albrechts-Universität und der studentischen Wohlfahrtseinrichtungen zu unterstützen. Sie wollte darüber hinaus die Heimatkunde und – vor allem durch rege Vortragstätigkeit – die kulturellen Beziehungen zum Land Schleswig-Holstein fördern. Die Universität sollte laut der ersten Satzung eine starke Rolle innerhalb der Gesellschaft innehaben. So ist zum Beispiel bis heute der Rektor der Universität gleichzeitig Vizepräsident der Gesellschaft.

Zwischen 1923 und 1933 erlebte die Universitäts-Gesellschaft unter dem Ersten Vorsitzenden Anton Schifferer ihren Ausbau zur größten kulturellen Organisation in Schleswig-Holstein. Seit 1924 erschien eine eigene Schriftenreihe.1931 hatte sie 12.095 eingetragene Mitglieder und 23 Orts- sowie drei Kreisgruppen. Über 300 Vereine, Verbände, Institute und Firmen waren ihr angeschlossen.

Schifferer sah die Universität und die Universitäts-Gesellschaft als Träger der Kulturarbeit, die Schleswig-Holstein "als deutscher Vorposten westgermanischer Kultur" zu leisten habe "gegenüber dem dänischen Vorposten nordgermanischer Kultur". Langfristiges Ziel war jedoch die wissenschaftliche und kulturelle Kooperation mit den Nordischen Ländern, die es ermöglichen sollte, Konflikte wie die Nordschleswig-Frage friedlich zu lösen. Schifferer war entschiedener Gegner der Nationalsozialisten. Am 13. Mai 1933 trat er angesichts ihres Ausgreifens auf die Universitäten von seinen Ämtern in der Gesellschaft zurück und übertrug die Geschäfte dem Historiker Carl Petersen.

Petersen trieb zusammen mit dem neuen Rektor der Universität, Lothar Wolf, die "Gleichschaltung" der Gesellschaft voran. Ihre Aufgaben waren laut Satzung vom 5. August 1933 nun "die wissenschaftlichen Bestrebungen auf dem Gebiet der Deutschtums-, Heimat- und Grenzkunde" und die "Erforschung des nordisch-baltischen Raumes". Mit der neuen Satzung wurde in der Universitäts-Gesellschaft das "Führerprinzip" eingeführt. Elemente demokratischer Mitbestimmung wurden weitgehend abgeschafft. Aufkommende Konflikte mit den Nationalsozialisten waren weniger ideologischer, sondern eher organisatorischer Natur, da die Gesellschaft versuchte, den Verlust ihrer Eigenständigkeit durch Eingliederung in NS-Organisationen wie den "Kampfbund für Deutsche Kultur" und das "Deutsche Volksbildungswerk" abzuwehren. Auch wenn ihre Eigenständigkeit formell erhalten blieb, wurde die Gesellschaft durch personelle Verzahnungen eng an die NSDAP angebunden.

Das Vortragswesen der Gesellschaft wurde ab 1933 „ganz in den Dienst des neuen Staates“ (Jahrbuch 1933/1934) gestellt. Petersen referierte zum Beispiel über den "heroischen Geist der Germanen", Ferdinand Weinhandl über "Kunst und Nationalsozialismus." Auch die finanziellen Zuwendungen der Gesellschaft erfolgten fortan unter politischen Gesichtspunkten. Dem Christian-Albrecht-Haus verhalf man zu einer "nationalpolitischen Bibliothek" und der Hochschul-SA zu Uniformen. Die Publikationstätigkeit beschränkte sich auf kleine Schriftenreihen mit nationalsozialistischen Inhalten, wie die von Petersen herausgegebenen "Kieler Vorträge über Volkstums- und Grenzlandfragen und den nordisch-baltischen Raum".

Mit dem Ausbruch des Krieges wurde die Vortragstätigkeit der Gesellschaft als Beitrag zum Kampf an der "inneren Front" verstärkt. Im November 1939 eröffnete Paul Ritterbusch, seit 1937 Rektor der Universität, die "Kriegsvorlesungen für das deutsche Volk". Diese Vortragsreihe wurde von der Universitäts-Gesellschaft, dem Lehrkörper der Universität und dem NS-Dozentenbund organisiert. Außerdem leistete die Gesellschaft durch die Vermittlung von Vorträgen für die Wehrmacht ihren Beitrag zur "Wehrbetreuung".

Als im Jahr 1944 ein Luftangriff das Hauptgebäude der Universität zerstörte, wurde auch die darin befindliche Geschäftsstelle der Universitäts-Gesellschaft samt ihrer Akten vernichtet. Ihre Tätigkeiten setzte sie jedoch von einem provisorischen Büro in der Wohnung der Sekretärin aus fort. Noch bis mindestens Ende März 1945 fanden Vorträge statt.

Wenige Monate nach Kriegsende, am 20. August 1945, verfasste der Wissenschaftliche Leiter der Universitäts-Gesellschaft, Friedrich Blume, ein Rundschreiben an die Ortsgruppenleiter der Gesellschaft, in dem er um ihre Loyalität und Unterstützung beim „Neuaufbau“ des "geistigen Lebens" bat. Wie auch Blume, der noch zu Kriegszeiten das 1943 neu geschaffene Amt als Wissenschaftlicher Leiter übernommen hatte, hatten auch die Ortsgruppenleiter schon während der NS-Regimes ihre Posten inne. Änderungen "wie Erneuerung der Satzung, Neubesetzung des Vorstandes und des Beirates usw.", so Blume, sollten warten, bis "sich die Dinge übersehen lassen". Eine kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit fand jedoch auch später nicht statt. sas

Literaturangaben

Jessen-Klingenberg, Manfred: Die Schleswig-Holsteinische Universitäts-Gesellschaft 1933-1945. Intrigen, Krisen, Kriegseinsatz. In: Prahl, Hans-Werner u.a. (Hrsg.): Uni-Formierung des Geistes. Universität Kiel und der Nationalsozialismus Bd. 2. Kiel 2007, S. 60-98.

Umgang mit "nicht-arischen" Studenten in den ersten Jahren des Nationalsozialismus

Im Sommersemester 1933 waren mindestens 40 "nicht-arische" Studenten und Studentinnen an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel eingeschrieben. Sie hatten ihr Studium aufgrund von Ausnahmeregelungen im "Gesetz gegen die Überfüllung deutscher Schulen und Hochschulen" vom 25. April 1933 aufnehmen oder fortsetzen können. Es gab jedoch einen festgelegten Höchstanteil "nicht-arischer" Studierender an deutschen Universitäten. Der zunächst vorgesehene Höchstanteil von 5 Prozent konnte an den einzelnen Universitäten durch Ausschüsse beliebig herabgesetzt werden. In München wurden beispielsweise überhaupt keine Bewerber immatrikuliert, die den Nationalsozialisten als jüdisch galten. An der Kieler Universität betrug der Höchstanteil "nicht-arischer" Studenten laut einem Beschluss vom 24. Juni 1933 0,5 Prozent der gesamten Studentenschaft und 2 Prozent an jeder Fakultät.

Die Zulassung von "Nicht-Ariern" zum Studium unterlag jedoch nicht nur diesem quantitativen Verfahren. Darüber hinaus mussten sich Bewerber einer Überprüfung ihrer Persönlichkeit unterziehen: "Eine persönliche Eignung [...] wird nur dann anzunehmen sein, wenn der Bewerber den Nachweis führt, daß sowohl er wie seine Vorfahren in engerer Beziehung zum Deutschtum gestanden hat [sic]" (Preußischer Minister für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung, 16. Juni 1933).

Im folgenden Wintersemester 1933/34 setzten nur 16 "nicht-arische" Studenten und Studentinnen ihr Studium fort. Zwischen dem Sommersemester 1934 und dem Wintersemester 1934/35 sank die Zahl von 17 auf sechs. Im Sommersemester 1939 war nur ein "Nicht-Arier" an der CAU eingeschrieben.

In den Akten finden sich laut dem Historiker Matthias Wieben keine Hinweise auf Ausschlüsse vom Studium. Demnach ist zu vermuten, dass die betroffenen Studierenden "freiwillig" ausschieden – wie zum Beispiel ein polnischer Student, der im Juni 1933 aufgrund der "Ausschaltung aller Juden aus allen Lebensbezirken, also auch aus den Hochschulstudien", um seine Papiere bat.

Wieben weist auch darauf hin, dass die "nicht-arischen" Studenten "in der Regel" höheren Semestern angehörten und einige möglicherweise ihr Studium mit dem Examen abschlossen, so dass sie im Wintersemester 1934/35 nicht mehr in den Statistiken auftauchten. Einige Studenten wechselten mehrmals innerhalb Deutschlands die Universität, bevor sie ihren Abschluss machen konnten.

Den starken Rückgang der Zahl der "nicht-arischen" Studenten an der CAU führt Wieben primär auf die Gewaltakte und die Drohungen gegen jüdischen Bürger insgesamt zurück, die im Frühjahr 1933 eine erste Flüchtlingswelle auslösten. Es wurden im Rahmen dieser antisemitischen Aktionen auch Veranstaltungen als jüdisch geltender Dozenten boykottiert und Studenten am Betreten der Universität gehindert.

Die weiterhin eingeschriebenen "nicht-arischen" Studierenden wurden in mannigfacher Art und Weise diskriminiert, obwohl sie theoretisch den "arischen" Studenten gleichgestellt waren. Sie erhielten einen andersfarbigen (gelben) Studentenausweis und wurden nicht in die Deutsche Studentenschaft (DSt) aufgenommen. Auch finanzielle Vergünstigungen wurden ihnen nicht zugestanden. So wies das Ministerium am 22. April 1933 das Studentenwerk an, "nicht-arische" Studierende nicht mehr zu unterstützen. Ebenso wurden sie wie auch Wissenschaftler von den Stipendien der "Studienstiftung des Deutschen Volkes" und der "Notgemeinschaft deutscher Wissenschaftler" ausgeschlossen.

Im Gegensatz zu "nicht-arischen" Studenten, denen man die Möglichkeit einräumte, ihr Studium zu beenden, waren als sozialistisch geltende Studierende gänzlich vom Studium an einer deutschen Hochschule ausgeschlossen. sas

Literaturangaben

Wieben, Matthias: Studenten der Christian-Albrechts-Universität im Dritten Reich. Zum Verhaltensmuster der Studenten in den ersten Herrschaftsjahren des Nationalsozialismus (Kieler Werkstücke: Reihe A, Beiträge zur schleswig-holsteinischen und skandinavischen Geschichte, Bd. 10). Frankfurt am Main u.a. 1994.