unizeit Schriftzug

Großes Müllsparpotenzial

Weniger Müll für ein besseres Klima: Die Kieler Universität hat sich das Thema »Zero Waste« – Abfallvermeidung – auf die Fahnen geschrieben. Mit ihren seit 2018 umgesetzten Maßnahmen ist die Hochschule nicht nur bundesweit Vorreiterin, sondern auch mehr als erfolgreich: Die Müllmenge sank inzwischen um 40 Prozent.

Einwegbecher an einer Schnur
© Nils Fischer, CAU

Rund 3700 Einweg-Becher fallen laut einer Hochrechnung täglich an der Universität an, was pro Jahr einer Stückzahl von etwa 1.350.000 Bechern entspricht. Um Abfall zu sparen, setzt die Universität inzwischen auf Mehrweg-to-go-Becher.

»Wir waren die erste Universität in Deutschland, die nicht nur auf verbesserte und erweiterte Abfalltrennung gesetzt, sondern sich Gedanken gemacht hat, wie man Abfall im Sinne des Umwelt- und Klimaschutzes schon im Vorfeld vermeiden kann«, erklärt Dr. Norbert Kopytziok, Leiter des Koordinationsbüros für Klima- und Umweltschutzprojekte »klik – klima konzept 2030« an der CAU. 2017/2018 haben Kopytziok und die Mitwirkenden der studentischen Arbeitsgemeinschaft Abfallvermeidung ein Konzept in Auftrag gegeben, in dem die Abfallmengen analysiert und daraus Maßnahmen abgeleitet wurden.

»Schon die Ergebnisse der Abfallanalyse waren beachtlich«, erzählen Chantal Zinke und Larissa Guhl von der AG Abfallvermeidung. 15 bis 30 Prozent Einsparungspotenzial bescheinigte das Gutachten der Kieler Universität. Denn nicht alles, was in der Restmülltonne landete, war auch benutzt. Ein Beispiel: Circa zehn Tonnen saubere Papierhandtücher pro Jahr landeten im Eimer. Ein Grund: Die Qualität des Papieres war so gering, dass Menschen beim Ziehen eines Handtuchs ungewollt gleich einen ganzen Stapel in der Hand hatten – und ungenutzt entsorgten. Auch 60 Tonnen einseitig bedrucktes Papier sowie vier Tonnen Blankopapier wurden pro Jahr weggeworfen. Beides zusammen machte 2017 noch insgesamt 30 Prozent der Müllmenge der Kieler Universität aus. »Das hat sich geändert«, sagt Kopytziok. Die Beschaffungsstelle der Universität hatte auf Empfehlung des Koordinnationsbüros 2018 als erste Maßnahme neue, qualitativ hochwertigere und aus Recycling-Material hergestellte Papierhandtücher für alle sanitären Anlagen auf dem gesamten Campus angeschafft. Parallel wurden alle Handtuchhalter mit Aufklebern versehen, die besagen, dass ein bis zwei Blatt Papier ökologischer sind als ein Baumwollhandtuch, das hergestellt, quer durch Europa geliefert, regelmäßig getauscht, gewaschen und getrocknet werden muss. »Die Herstellung und der Transport der Dinge sind ja genau das Problem: Von der Rohstoffgewinnung über die Verarbeitung, von der Produktherstellung über den Transport bis zum Abnehmer, vom Gebrauch bis zum Wegwerfen entsteht eine Umweltbelastung, die weit größer ist als die positiven Effekte durch das Recycling«, sagt Kopytziok und ergänzt: »Der sparsame Verbraucher hinterlässt bewiesenermaßen einen geringeren Fußabdruck, selbst wenn er nicht recycelt, als der Großverbraucher, der seinen Müll trennt.«

Darum setzt die Universität auf Aufklärung und Sensibilisierung der Mitarbeitenden sowie der Studierenden. »Wir brauchen die Unterstützung aller, um das Ziel »Zero-Waste«-Uni zu erreichen«, sagt der klik-Leiter. Deshalb sei zum Beispiel jeder Mensch angehalten, Papier beidseitig zu bedrucken. Auch hier helfen Aufkleber auf den Druckern, sich daran zu erinnern. Und das mit Erfolg: Denn insgesamt ist die Müllmenge der Kieler Universität in den vergangenen zwei Jahren um 40 Prozent gesunken. »Das ist deutlich mehr als erwartet«, freut sich das Team. Der Erfolg könnte aber 2020 noch gesteigert werden, wenn die Universität weitere Maßnahmen umsetzt. Eine betrifft die tägliche Leerung der Papierkörbe in allen Büros. »Obwohl sich oft nur einige Teile in den Mülltüten befinden, werden diese ersetzt. So kommen pro Jahr 42 Tonnen Kunststofftüten zusammen, die weniger als zur Hälfe befüllt waren«, staunen selbst die Fachleute. Eine Idee ist, den Restmüll an zentralen Stellen wie zum Beispiel der Flurküche zu sammeln und nur zwei Mal pro Woche zu leeren. Um Müll zu sparen, setzt die Universität zudem auf Mehrweg-to-go-Becher. »Auch hier hat jeder Mensch die Möglichkeit, durch sein Verhalten die Umwelt und das Klima zu schützen«, erklären die Studentinnen aus der AG Abfallvermeidung.

Die AG unterstützt die klik-Maßnahmen durch Vorträge über die Abfallproblematik, Filmvorführungen und andere Veranstaltungen, etwa zur Europäischen Woche der Abfallvermeidung. Diese helfen ebenfalls, Menschen für die Problematik zu sensibilisieren und mit ins Boot zu holen, weiß Kopytziok. »Denn Abfallvermeidung zum Wohle der Umwelt ist nur dann erfolgreich, wenn jeder und jede selbst sein und ihr Verhalten ändert.«

Autorin: Jennifer Ruske

Weitere Informationen

unizeit-Suche:

In den unizeit-Ausgaben 27-93 suchen