Symposion

»Finalproblem«

Große Form zwischen Apotheose und Suspension

Vom 15. bis 16. November 2013 fand am Musikwissenschaftlichen Institut der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel ein von der Fritz Thyssen Stiftung gefördertes Symposion zum Thema »Finalproblem«. Große Form zwischen Apotheose und Suspension statt.

Im Finale seiner I. Symphonie setzt Johannes Brahms noch auf den reichen Fundus romantischer Erfindungen und auf die Steigerung des Satzverlaufs zur Apotheose. Dagegen scheint er sich mit der im Pianissimo endenden III. Symphonie traditionellen Prozeduren der Finalbildung zu verweigern. Wenn daraufhin in seiner IV. und letzten Symphonie die zyklische Schließung von einem vorsymphonischen Satzmodell (Passacaglia) übernommen wird, bleibt strittig, ob von Ausweg oder Dilemma die Rede sein sollte. Diese Heterogenität Brahms’scher Finallösungen erscheint nicht nur mit Blick auf die Symphonik des weiteren 19. und 20. Jahrhunderts bei Bruckner, Mahler, Nielsen oder Sibelius als paradigmatisch für das von Paul Bekker konstatierte „Finalproblem“ nach Beethoven. Auch über den Bereich des Symphonischen hinaus ließe sich an Hand von Kategorien wie Zyklus, Prozess und Finalität nach dem Umgang mit der Problematik „großer Schlüsse“ fragen.

Die Beiträge der Tagung beleuchten Finalkonzepte seit der „Wiener Klassik“ auf den Gebieten Symphonie, Oper und Chorsymphonik primär aus kompositionsgeschichtlicher Perspektive. Dazu soll zentral bei den Kategorien Größe und Monumentalität angesetzt werden. Indem Form überhaupt aus Schließung und damit aus Begrenzung erwächst, steigt unter dem Einfluss der Idee des Erhabenen die Attraktivität des Spiels mit Entgrenzung. In den Blick genommen werden Momente einer Dynamisierung großer Form, die sich als Durchbruch, Extension, Einbruch gattungsfremder Rekurse, inszeniertes Scheitern oder als kalkulierte Verweigerung solcher monumental-erhabener Lösungen ausprägen. Ziel ist es, leitende Kriterien und Kategorien zu finden, um Befunde in größere diskurs- und kompositionsgeschichtliche Zusammenhänge einzufügen.

Das Symposion wurde organisiert von Prof. Siegfried Oechsle und Dr. Kathrin Kirsch.