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Große Forscher und Forscherinnen von der Förde:

Samuel Reyher


Samuel Reyher, der erste Vertreter der Mathematik an der Christiana Albertina, lehrte in Kiel von 1665, dem Gründungsjahr der Universität, bis 1714.


Er wurde am 19.4.1635 in Schleusingen (Thüringen) als Sohn des Schulrektors Andreas Reyher geboren. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Gotha studierte er ab 1654 in Leipzig Philosophie, Mathematik und Rechtswissenschaft. 1655 wurde er Baccalaureus und 1656 Magister der freien Künste. Er unternahm mehrere Reisen durch Holland und ging zu weiteren Studien der Mathematik und der Jurisprudenz, aber auch der orientalischen Sprachen, nach Leyden. Dort promovierte er mit einer Arbeit "De jure primogeni(t)orum". 1665 nahm er den Ruf auf eine Professur für Mathematik an der neu gegründeten Universität in Kiel an.

1673 wurde er zusätzlich außerordentlicher Professor der Rechtswissenschaft, 1683 ordentlicher Professor der Institutionen und 1692 noch ordentlicher Professor des Codex. Reyher wurde neunmal zum Prorektor der Christiana Albertina gewählt. 1686 ernannte der Herzog von Gotha ihn zum Sächsischen Rat. Er war Auswärtiges Mitglied der Berliner Societät der Wissenschaften und stand in regem Briefwechsel mit Gottfried Wilhelm Leibniz. 1712 wurde er teilweise aus seinen Pflichten entlassen, hielt aber weiterhin Vorlesungen und starb am 22.11.1714 in Kiel.

Reyher war ein Universalgelehrter barocker Prägung, der ein kaum überschaubares Werk hinterlassen hat. Zahlreiche Schriften widmete er der Rechtswissenschaft und der Universalgeschichte. Als Naturforscher befasste er sich u.a. mit astronomischen, meteorologischen und meeres-kundlichen Experimenten, richtete ein Observatorium ein und baute eine camera obscura. Bekannt wurde er als ein Fachmann für militärische Baukunst.

Reyher unterschied in der "Mathematicarum disciplinarum sciagraphica generalis" (1692) zwischen höherer und niederer Mathematik. Zur höheren Mathematik rechnete er die Kosmographie, Astronomie, Astrologie, Chronologie und Geographie, zur niederen die Geodäsie, Mechanik, Akustik und Optik, die Hydraulik, Pneumatik, Pyrotechnik sowie militärische Baukunst und Taktik. Elementare Algebra und Geometrie zählten als mathesis pura zu beiden Disziplinen.

Seine "Mathesis Mosaica sive Loca Pentateuchi Mathematica mathematice explicata, cum Appendice aliorum S. Script. Locorum Mathematicorum" (1679) ist ein sehr spekulatives Werk von 808 Seiten über Mathematik (in Reyhers Verständnis) und deren usus in theologia. 1697 erschien die erste Ausgabe seiner deutschen Bearbeitung der ersten sechs Bücher der "Elemente " des Euklid.

Prof. Karsten Johnsen

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