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Nr. 27, 08.01.2005  Übersicht  Übersicht  weiter  REIHEN  SUCHE 

Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser,

der Ruf nach Elitehochschulen liegt im Trend. Kaum ein Tag vergeht, an dem uns nicht die amerikanischen Eliteuniversitäten als leuchtendes Beispiel vorgehalten werden. Aber wie sieht die Realität in den USA wirklich aus? Die wenigen Universitäten, die unbestreitbar Weltelite sind, lassen sich an zwei Händen abzählen. Viele der kreativsten Köpfe dort sind Wissenschaftler, die aus dem Ausland in die USA gekommen sind. Abseits von Stanford, Berkeley und Harvard präsentiert sich das amerikanische Hochschulwesen in Forschung und Lehre vielfach eher enttäuschend. Die durchschnittliche Qualität amerikanischer Hochschulen bleibt weit hinter dem Durchschnitt bundesdeutscher Hochschulen zurück.

Das europäische Hochschulsystem, zumal unser deutsches, birgt durch die relativ breite Verteilung der Orte, an denen exzellente Forschung und Lehre geleistet wird, eine einmalige Chance. Der Weg für uns in Deutschland, unsere Hochschulen international konkurrenzfähig zu erhalten, muss deshalb über die engagierte Förderung der Orte und Fächer gehen, wo bereits hervorragende Arbeit geleistet wird. Einzelne Fachbereiche und interdisziplinäre Netzwerke erzielen herausragende Ergebnisse – quer durch die Republik und viele ihrer Hochschulen. Diesen Exzellenzzentren sollte die ungeteilte Förderung zukommen, die der Bund zusätzlich zur Stärkung der Universitäten bereitstellt.

Wir könnten so den Wettbewerb zwischen den Hochschulen deutlich ankurbeln, den Studienbewerbern ein deutlicheres Profil bieten und trotzdem über das gesamte Land ein gleichmäßiges Niveau halten, das uns hilft, die Zahl an gut ausgebildeten Akademikern hervorzubringen, die die Wirtschaft dringend braucht.

Zu hoffen ist, dass es sich bei diesem Thema nicht inzwischen um reine Gedankenspiele handelt! Nachdem die Reform des Föderalismus auf ganzer Linie gescheitert ist, sieht man allerorten das Gespenst der Stagnation lauern.

Keiner weiß so recht, wie es nun weitergeht. Dem Gezerre um die Bildungskompetenz zwischen Bund und Ländern darf die gesteigerte Förderung von exzellenter Wissenschaft jedoch nicht zum Opfer fallen. Das Thema »Bildungspolitik«, ob nun die gesamte Reform daran gescheitert ist oder nicht, bleibt eines der dringlichsten. Um der Sache willen und für unser Land sollten sich die Hauptakteure zusammenraufen und pragmatische Entscheidungen fällen, um die Bewegung in den Hochschulen weiter zu unterstützen.

Professor Dr. Jörn Eckert
Rektor
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