Neuer Service für Krebspatienten
Im April 2004 nahm die interdisziplinäre onkologische Ambulanz als zentrale Anlaufstelle für Krebspatienten ihre Arbeit auf.

Patienten stehen im Mittelpunkt: Verschiedene Spezialisten betreuen die Kranken gemeinsam an einem Ort.
Foto: Kay Blaschke / STOCK4B
Gieseler: »Das heißt, der Patient steht im Zentrum. Er braucht nicht wie bisher, von einer Klinik zur anderen geschickt zu werden. Stattdessen kommen Chirurgen, Internisten, Strahlentherapeuten oder Schmerztherapeuten zum Patienten.«
Die Idee entstand aus der Notwendigkeit, die Zusammenarbeit der Universitätsklinik mit den zuweisenden Ärzten zu verbessern und die Tätigkeiten der bisher getrennten Ambulanzen an die Anforderungen der modernen Konzepte in der Tumortherapie anzupassen. Daneben hat eine solche zentrale Einrichtung auch viele Vorteile für die Patienten. Sie werden, vor allem während der Diagnostik, von einem Team in den gleichen Räumlichkeiten betreut. Gieseler: »Operiert wird natürlich nach wie vor in der Klinik für Chirurgie und bestrahlt in der Klinik für Strahlentherapie. Aber es gibt jetzt eine zentrale Anlaufstelle.« Zusätzlich können sie hier andere Dienste wie Ernährungsberatung, Schmerztherapie oder psychosoziale Therapie wahrnehmen. »Wir haben das bewusst aus dem Trubel hier in der Klinikambulanz herausgenommen, wo Notfälle eingeliefert werden, wo ständig das Telefon klingelt und immer auch ein bisschen Hektik vermittelt wird«, ergänzt Dohrmann.

Kontaktaufnahme in der Krebsambulanz leicht gemacht: Über eine zentrale Telefonnummer können zuweisende Ärzte oder Patienten Termine vereinbaren, Ansprechpartner finden oder weiter vermittelt werden.
Foto: Alberto Mende © Uni Kiel
Zum Service gehört ferner, dass insbesondere für Patienten mit weiter Anreise, diagnostische Untersuchungen bei Ärzten in der Nähe des Patienten vermittelt werden. Ein weiterer Vorteil: Die Akten der Patienten mit allen Untersuchungsbefunden sind zentral verfügbar. Sie lassen sich rasch abrufen und zum Beispiel an den behandelnden Hausarzt übermitteln.
Für die Planung des weiteren Vorgehens sind die täglichen Konferenzen mit Ärzten aus anderen Fachbereichen sehr hilfreich. Das ist wichtig, weil die vorwiegend älteren Patienten neben der Krebserkrankung weitere Erkrankungen – zum Beispiel Diabetes, Durchblutungsstörungen von Herz- und Hirngefäßen oder Nierenerkrankungen – haben. Bei der Therapieplanung müssen deshalb die entsprechenden Fachärzte miteinbezogen werden. Dohrmann: »Da sitzen wir zusammen und besprechen den Fall. Das ist viel effektiver, einfacher und schneller als bisher. Wir können am gleichen Tag viel mehr erledigen und haben trotzdem mehr Zeit für den Patienten.«
Dass sie auf dem richtigen Weg sind, zeigt ein Blick auf die Patientenzahlen. Im zweiten und dritten Quartal des letzten Jahres stellten sich deutlich mehr Patienten in der onkologischen Ambulanz vor als in den zwei vorangehenden Quartalen. »Die interdisziplinäre Ambulanz erweist sich als Kristallisationspunkt für weitere strukturelle und organisatorische Verbesserungen. Inzwischen beteiligen sich auch die Strahlentherapeuten und verschiedene niedergelassene Kollegen aus dem Einzugsgebiet an unseren interdisziplinären Konferenzen«, berichtet Gieseler. Auch weitere onkologische Einheiten des Uniklinikums sollen in die Zentralisierung einbezogen werden. Die onkologischen Zentren der Frauenklinik und der Klinik für Urologie haben ihre Unterstützung bereits zugesagt. In Vorbereitung ist außerdem, die interdisziplinäre Ambulanz als internationales Prüfzentrum nach den Anforderungen der Deutschen Krebsgesellschaft zu zertifizieren, um verstärkt an klinische Studien mit neuen Medikamenten teilnehmen zu können.
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