CAU - Universität Kiel
Sie sind hier: StartseitePresseUnizeitNr. 27Seite 1
Nr. 27, 08.01.2005  voriger  Übersicht  weiter  REIHEN  SUCHE 

Neuer Service für Krebspatienten

Im April 2004 nahm die interdisziplinäre onkologische Ambulanz als zentrale Anlaufstelle für Krebspatienten ihre Arbeit auf.


Patienten stehen im Mittelpunkt: Verschiedene Spezialisten betreuen die Kranken gemeinsam an einem Ort.
Foto: Kay Blaschke / STOCK4B

»Hier in der Uniklinik gibt es viele wichtige Angebote für Krebspatienten, die bisher aber nicht zentral koordiniert werden. Das wollen wir ändern. Mit der im April eröff­neten interdisziplinären Ambulanz haben wir schon einen ganz großen Schritt dahin gemacht«, erzählt Professor Frank Gieseler, der Leiter des Schwerpunktes Hämatologie/Onkologie an der I. Medizinischen Klinik. Zusammen mit Professor Peter Dohrman, Leiter der Sektion Thoraxchirurgie an der chirurgischen Klinik, hat er eine gemeinsame Ambulanz konzipiert und realisiert. Die Ambulanz ist eine Anlaufstelle für Patienten mit Verdacht auf eine Tumorerkrankung in Lunge oder Bauchraum bzw. mit bereits bekannter Krebserkran­kung, die zur Untersuchung in die Klinik kommen. Sie werden dort fächerübergreifend betreut.

Gieseler: »Das heißt, der Patient steht im Zentrum. Er braucht nicht wie bisher, von einer Klinik zur anderen geschickt zu werden. Stattdessen kommen Chirurgen, Internisten, Strahlen­therapeuten oder Schmerztherapeuten zum Patienten.«

Die Idee entstand aus der Notwendigkeit, die Zusammenarbeit der Universitätsklinik mit den zuweisenden Ärzten zu verbessern und die Tätigkeiten der bisher getrennten Ambulanzen an die Anforderungen der modernen Konzepte in der Tumortherapie anzupassen. Daneben hat eine solche zentrale Einrichtung auch viele Vorteile für die Patienten. Sie werden, vor allem während der Diagnostik, von einem Team in den gleichen Räumlichkeiten betreut. Gieseler: »Operiert wird natürlich nach wie vor in der Klinik für Chirurgie und bestrahlt in der Klinik für Strahlentherapie. Aber es gibt jetzt eine zentrale Anlaufstelle.« Zusätzlich können sie hier andere Dienste wie Ernährungsberatung, Schmerztherapie oder psychosoziale Therapie wahrnehmen. »Wir haben das bewusst aus dem Trubel hier in der Klinikambulanz herausgenommen, wo Notfälle eingeliefert werden, wo ständig das Telefon klingelt und immer auch ein bisschen Hektik vermittelt wird«, ergänzt Dohrmann.

Kontaktaufnahme in der Krebsambulanz leicht gemacht: Über eine zentrale Telefonnummer können zuweisende Ärzte oder Patienten Termine vereinbaren, Ansprechpartner finden oder weiter vermittelt werden.
Foto: Alberto Mende © Uni Kiel

Die deutlich vereinfachte Kontaktaufnahme über eine zentrale Telefonnummer ist für zuweisende Ärzte wie für Patienten ein großer Gewinn. Hier können sie Termine bekommen, Ansprechpartner finden oder weiter ver­mittelt werden. »Dabei legen wir zum Beispiel Wert darauf, die Termine für den Patienten zu optimieren. Wenn der Patient beispielsweise aus Kappeln kommt, dann versucht die Arzthelferin, gleich zwei oder drei Termine auf einen Tag zu legen«, betont Dohrmann. »Diese Koordinierung ist nicht so einfach, auch wenn es simpel klingt. Und wir haben es auch personell so angepasst, dass wir Zeit haben, mit den Patienten ausführlich zu sprechen.«

Zum Service gehört ferner, dass insbesondere für Patienten mit weiter Anreise, diagnostische Unter­suchungen bei Ärzten in der Nähe des Patienten vermittelt werden. Ein weiterer Vorteil: Die Akten der Patienten mit allen Untersuchungsbefunden sind zentral verfügbar. Sie lassen sich rasch abrufen und zum Beispiel an den behandelnden Hausarzt übermitteln.

Für die Planung des weiteren Vorgehens sind die täglichen Konferenzen mit Ärzten aus anderen Fachbereichen sehr hilfreich. Das ist wichtig, weil die vorwiegend älteren Patienten neben der Krebserkrankung weitere Erkrankungen – zum Beispiel Diabetes, Durchblutungsstörungen von Herz- und Hirngefäßen oder Nierenerkrankungen – haben. Bei der Therapieplanung müssen deshalb die entsprechenden Fachärzte miteinbezogen werden. Dohrmann: »Da sitzen wir zusammen und besprechen den Fall. Das ist viel effektiver, einfacher und schneller als bisher. Wir können am gleichen Tag viel mehr erledigen und haben trotzdem mehr Zeit für den Patienten.«

Dass sie auf dem richtigen Weg sind, zeigt ein Blick auf die Patientenzahlen. Im zweiten und dritten Quartal des letzten Jahres stellten sich deutlich mehr Patienten in der onkologischen Ambulanz vor als in den zwei vorangehenden Quartalen. »Die interdisziplinäre Ambulanz erweist sich als Kristallisationspunkt für weitere strukturelle und organisatorische Verbesserungen. Inzwischen beteiligen sich auch die Strahlentherapeuten und verschiedene niedergelassene Kollegen aus dem Einzugsgebiet an unseren interdisziplinären Konferenzen«, berichtet Gieseler. Auch weitere onkologische Einheiten des Uniklinikums sollen in die Zentralisierung einbezogen werden. Die onkologischen Zentren der Frauenklinik und der Klinik für Urologie haben ihre Unterstützung bereits zugesagt. In Vorbereitung ist außerdem, die interdisziplinäre Ambulanz als internationales Prüfzentrum nach den Anforderungen der Deutschen Krebsgesellschaft zu zertifizieren, um verstärkt an klinische Studien mit neuen Medikamenten teilnehmen zu können.
Top  voriger  Übersicht  weiter  REIHEN  SUCHE 


Zuständig für die Pflege dieser Seite: unizeit-Redaktion   ► unizeit@uni-kiel.de