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Nr. 60, 29.05.2010  Übersicht  Übersicht  weiter  REIHEN  SUCHE 

Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser,

auch die unizeit hat sich in dieser Ausgabe des Themas Kindesmisshandlung und -missbrauch angenommen. Allerdings ist sie das Thema bewusst anders angegangen, als die Tagesmedien es zu tun gewohnt sind. Unsere Zeitung widmet sich nicht den Einzelfällen und Skandalgeschichten, sondern sie versucht, das Thema aus anderen Blickwinkeln anzuschauen. Dies tun in dieser Ausgabe unsere Fachleute für Sexual- und Rechtsmedizin, Kriminologie und Rechtspsychologie. Es geht hier also nicht um Kirche und Internate oder andere Stellvertreterdiskussionen, sondern darum, den Horizont für neue Ideen und einen anderen Umgang mit dem Thema zu öffnen. Beispielsweise versetzt sich Hans-Jürgen Kaatsch in die Lage der Kinder- und Hausärzte und bietet ihnen Fachberatung an, sollten sie bei Patientinnen oder Patienten verdächtige Symptome entdecken.

Monika Frommel, Hartmut Bosinski und Günter Köhnken plädieren dafür, Sexualstraftäter möglichst frühzeitig, vor dem Gerichtsverfahren, routinemäßig psychologisch zu begutachten. Nur so könne man die Gefährlichkeit der Täter einstufen und ihnen gegebenenfalls eine Therapie verordnen.

Ein engagiertes, nicht alltägliches Projekt läuft zwischen der Sektion für Sexualmedizin des hiesigen Universitätsklinikums und der Berliner Charité. Männer, die befürchten, »Kinder mehr zu lieben, als ihnen lieb ist«, wie es auf dem Aktionsplakat heißt, können sich anonym beraten und therapieren lassen. Die Erkenntnisse gehen in ein begleitendes Forschungsprojekt ein und weisen so über den jeweiligen Einzelfall hinaus.

Alles dies sind Beispiele dafür, wie wichtig die Arbeit an den Universitäten für das gesellschaftliche Miteinander und die Weiterentwicklung unserer Sozialordnung ist. Querdenker sind gefragt und unkonventionelle Ansätze, die den Kreislauf der ewig gleichen Diskussion durchbrechen und sich darüber hinaus auch noch verwirklichen lassen. Die soziale Verantwortung, die aus der Versammlung hochkarätigen Expertenwissens an den Hochschulen resultiert, können wir gar nicht hoch genug einschätzen. Sie muss allen Hochschulangehörigen eine Verpflichtung sein!

Professor Gerhard Fouquet
Universitätspräsident
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