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Nr. 60, 29.05.2010  voriger  Übersicht  weiter  REIHEN  SUCHE 

Kein Täter werden

Wer pädophil ist, hat sich das ebenso wenig ausgesucht wie jemand, der hetero- oder homosexuell ist. Doch das bedeutet keinen Freibrief.


»Die Betroffenen sind aber sehr wohl verantwortlich dafür, was aus dieser Neigung wird«, betont Professor Hartmut Bosinski. Seit gut einem Jahr wird deshalb in Kiel Unterstützung für Männer angeboten, die etwas gegen ihre fatale sexuelle Orientierung unternehmen wollen.

Zielgruppe sind einzig und allein diejenigen, die noch nie einschlägig straffällig geworden sind, gegen die keine Ermittlungen laufen, die aber wissen oder befürchten, dass sie einen Hang zu Sex mit viel zu jungen Menschen haben. Kostenlos, anonym und unter Zusicherung umfassender Schweigepflicht können sich die Männer in der Sektion für Sexualmedizin diagnostizieren, beraten und bei Notwendigkeit in eine Therapie vermitteln lassen. Seit März 2009 haben sich in Kiel 85 Männer gemeldet, davon erschienen 25 zur Diagnostik, von denen sich wiederum zehn in Therapie begeben haben. In vier Fällen hatten die betreffenden Männer zu unrecht eine pädophile Neigung befürchtet, die übrigen elf Männer lehnten eine empfohlene Therapie ab. Dies geschieht laut dem Projektverantwortlichen Professor Hartmut Bosinski zumeist deswegen, weil befürchtet wird, dass die Ehefrau oder das soziale Umfeld von dem Problem erfahren könnte.

Ins Leben gerufen wurde die Aktion »Kein Täter werden« vom Direktor des Instituts für Sexual­wissenschaft und Sexualmedizin an der Berliner Charité, Professor Klaus Beier. Der an der Kieler Sexualmedizin habilitierte Arzt und seine Kollegen erreichten bisher mehr als 1000 Männer und vermittelten 250 von ihnen in eine Therapie.

Je nach Ausprägung der Störung setzt die Therapie auf Gespräche und Reflexion, oftmals aber auch auf den zusätzlichen Einsatz triebhemmender Medikamente.

Martin Geist

Information und Kontakt:
Tel. 0431 5974600
praevention@sexmed.unikiel.de
www.keintaeterwerden.de/kontakt
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