Analyse des Terrors
Sein drittes »Jahrbuch Terrorismus« hat das Institut für Sicherheitspolitik an der Universität Kiel herausgebracht. Das Buch erhebt sich gleich doppelt über den Tellerrand hinaus: territorial, weil es nicht nur die aus westlicher Sicht besonders interessanten Schauplätze würdigt – und erst recht inhaltlich, weil es immer auch um die Strukturen und Denkweisen hinter den Bomben geht.»Terrorismus am Wendepunkt?«, fragt gleich im ersten Beitrag Prof. Joachim Krause, der ein teilweise optimistisches Bild zeichnet. »Die Jahre 2008 und 2009 könnten Jahre der Wende gewesen sein, in denen es gelang, das Momentum des islamistischen Terrors zu stoppen«, befindet der Direktor des Instituts für Sicherheitspolitik. Im Irak etwa ging nach den Daten des Jahrbuches die Zahl der Terroranschläge zwischen 2007 und 2008 von 3244 auf 1129 zurück. Noch drastischer von mehr als 15.000 auf knapp 4000 sank in diesem Zeitraum die Zahl der Todesopfer.
Nicht zwangsläufig scheint indes beim Thema Terrorismus die öffentliche Wahrnehmung der tatsächlichen Lage zu entsprechen. Die erhebliche Verbesserung der Lage im Irak wird von den meisten Medien eher verhalten kommentiert, während die Zuspitzung der Zustände in Afghanistan medial oft dramatischer daherzukommen scheint, als es tatsächlich der Fall ist. Zwar stieg dort die Zahl der Anschläge zwischen 2007 und 2008 von 311 auf 400 und die der Todesopfer von 1084 auf 1373, doch objektiv geht es im Irak eben immer noch um einiges unsicherer her als in Afghanistan.
Welcher Strategien sich die Terroristen dabei bedienen, warum Selbstmordanschläge immer häufiger vorkommen und weshalb die Zahl weiblicher Attentäterinnen wächst, auf all diese Fragen gibt das Terrorismus-Jahrbuch Antworten. Und es widmet sich nicht nur den Metropolen des Terrors, sondern auch weniger präsenten Schauplätzen, von Sri Lanka oder Thailand bis zu Somalia, dem Sudan und der Türkei. (mag)
Joachim Krause, Diane Witt (Hrsg.): Jahrbuch Terrorismus 2009. Leverkusen 2010
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