Ans Licht gebracht
Das von Kieler Physikern entwickelte LISA-Instrument nutzt intensives Röntgenlicht, um die Anordnung von Atomen an Flüssigkeitsgrenzflächen zu ermitteln.

Bridget Murphy beim Justieren des Probenhalters auf LISA. Foto: pur.pur
Für das Team um Professor Olaf Magnussen und Dr. Bridget Murphy ist die Strahlung des Teilchenbeschleunigers PETRA eine ideale Voraussetzung, um die strukturellen Eigenschaften von Flüssigkeitsgrenzflächen zu erforschen. »PETRA liefert ein brillantes, kurzwelliges und sehr helles Röntgenlicht, das viel intensiver ist als das in medizinischen Röntgengeräten«, erklärt die Physikerin.

Experimentierhalle des neuen Beschleunigerrings PETRA III auf dem DESY-Campus. Foto: pur.pur
Die Messung an Flüssigkeitsgrenzflächen stellt allerdings eine besondere Herausforderung dar. Denn schon geringste Erschütterungen erzeugen Wellen auf der Oberfläche der Flüssigkeit. Das macht es undenkbar, atomare Abstände zu messen. Deshalb baute das Kieler Team aus Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, Studierenden und dem Ingenieur Matthias Greve mit Unterstützung der Werkstatt des Physikinstituts speziell für PETRA ein neuartiges Instrument: LISA (Liquid Interfaces Scattering Apparatus). Dieses lenkt das Licht auf die Flüssigkeitsprobe, ohne dass diese selbst bewegt werden muss. »Mit dem Projekt haben wir vor zweieinhalb Jahren begonnen«, so Professor Magnussen. »Für die beteiligten Studenten ist es eine tolle Möglichkeit, hautnah am Aufbau einer internationalen Großforschungseinrichtung dabei zu sein.«

Links: Die Testflüssigkeiten werden vor der Bestrahlung unter Vakuum gesetzt.
Rechts: LISAs Präzisionsmechanik Foto: pur.pur
Ein ähnliches Experiment in den USA brachte bereits aufschlussreiche Erkenntnisse. »Wir haben die Grenzfläche zwischen flüssigem Quecksilber und einer Salzlösung untersucht und konnten dabei zum ersten Mal Informationen über die atomaren Abstände an einer Flüssig-flüssig-Grenzfläche gewinnen«, erklärt Annika Elsen, die in Magnussens Arbeitsgruppe für ihre Doktorarbeit forscht und die Ergebnisse des Experiments in der hoch renommierten Fachzeitschrift Physical Review Letters veröffentlichte. Die Experimente in Hamburg knüpfen an diese Untersuchungen an. Bis sich daraus allerdings Verbesserungen beispielsweise bei der Medikamentenaufnahme entwickeln lassen, vergehen sicher noch mehr als zehn Jahre, schätzt Murphy.
Claudia Eulitz
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