Begehrtes Gesteinsglas
Natürliche Ressourcen sind seit jeher Anlass für Kriege und Landschaftszerstörung. Humboldt-Stipendiat Dr. Daniel Contreras erforscht, wie die Menschen in den Anden einst mit solchen Quellen umgingen.

Daniel Contreras analysiert ein Stück Obsidian. Das Gesteinsglas war bei peruanischen Ureinwohnerinnen und Ureinwohnern beliebtes Material für Waffen und Werkzeuge. Foto: pur.pur
Das Feld befindet sich ziemlich abgelegen in 4.000 Metern Höhe auf einem Hochplateau, wie Contreras festgestellt hat. Im Sommer flog er mit seinem Kieler Gastgeber Professor Ingmar Unkel nach Peru, um vor Ort Daten zu sammeln. »Dass dort Obsidian abgebaut und zu Werkzeugen weiterverarbeitet wurde, können wir anhand unserer Ausgrabungsresultate belegen«, berichtet Contreras. Etwa hundert Gruben mit ringförmig ringförmig aufgeworfenen Wällen zeugen vom Abbau. »Das Areal sieht ein bisschen so aus, als hätte jemand einen Haufen Donuts dort verteilt«, sagt der 38-Jährige und lacht. »Wobei die Donuts einen Durchmesser von zwei bis 75 Metern haben.«
Es gilt aber noch zu klären, ob diese Nutzung stetig intensiver wurde, als aus Jägern und Sammlern über die Jahrtausende immer größere Gesellschaften und politische Einheiten wurden, die überregional miteinander Beziehungen unterhielten. Um das herauszufinden, lässt Daniel Contreras das Alter von Holzkohleresten bestimmen, die er auf dem Hochplateau gesammelt hat. Außerdem analysiert er den Wassergehalt des Obsidians und Veränderungen in der Bearbeitungstechnik, mit der aus dem Gesteinsglas Werkzeuge hergestellt wurden. Zusammen will er daraus eine Art Nutzungschronik erstellen.
»Denkbar ist, dass ein in der Region beheimateter Stamm nach und nach das Obsidianfeld unter seine Kontrolle brachte und gegen Ansprüche aus der Nachbarschaft verteidigte«, erläutert Contreras eine auf früheren Forschungen basierende Arbeitshypothese. Allerdings war das etwa 500 Hektar umfassende Feld zu groß, um es mit einer Mauer oder ähnlichen Baumaßnahmen zu befestigen. Deshalb sucht der Amerikaner nach anderen Hinweisen auf eine mögliche Vorherrschaft einer bestimmten Gruppe. Erste Auswertungen der im Sommer vorgenommenen Begehungen, Kartierungen und Ausgrabungen weisen jedenfalls auf kleine Gebäude hin, die einst zwischen den Gruben standen. Contreras lockten wissenschaftliche Kooperationen von der Stanford University an die CAU: Mit mehreren Kieler Professorinnen und Professoren arbeitet er in Projekten zu Landnutzung und Mensch-Umwelt-Beziehungen zusammen. Auch die Stadt gefällt ihm: »Die Lage am Wasser ist toll. Zwar regnet es in Kiel etwas mehr als in meiner kalifornischen Heimat, aber das geistige Klima ist genauso gut.«
Jirka Niklas Menke
▲ Top |
![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() |
Zuständig für die Pflege dieser Seite:
unizeit-Redaktion
► unizeit@uni-kiel.de