"How History Matters" - Vortrag von Archäologie-Experte Gary Feinman

Neue Konzepte und Ideen zur vormodernen Herrschaft und Ungleichheit stellt Gary Feinman in seinem öffentlichen Vortrag „How History Matters: Rethinking Premodern Governance and Inequality“ am 6. Februar 2023 an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) vor. Der US-amerikanische Archäologe ist MacArthur-Kurator für mesoamerikanische, mittelamerikanische und ostasiatische Anthropologie am Field Museum of Natural History, Chicago, USA. Vortragssprache ist Englisch.

Inhalt:

Die Archäologie hat sich in den vergangenen 50 Jahren empirisch weiterentwickelt. Die Konzepte und Annahmen über menschliche Gruppen und ihre politische Organisation stammen aber noch aus der Mitte des 20. Jahrhunderts und in gewissem Sinne sogar aus dem Jahrhundert davor. Der Schwerpunkt liegt dabei auf zwei großen Ideen, nämlich Klassifizierung und Evolution (Fortschritt), sowie auf einer starken Betonung von Einheitlichkeit und Linearität. Die Wissenschaft hat jedoch mittlerweile genügend Daten gesammelt, um diese langjährigen Grundsätze und Annahmen neu zu bewerten und zu beurteilen.

Feinman stellt deshalb fest, dass es an der Zeit sei, die zeitlichen Beziehungen zwischen Regierungsführung, Wohlergehen und Fortbestehen mithilfe neuer Konzepte zu untersuchen und zu bewerten. Gerade aus der Analyse von Unterschieden könnten sich neue Ansätze, Lehrmeinungen, Indikatoren und Forschungsfragen ergeben, die beim Verständnis der menschlichen Entwicklung helfen. Diese hätten das Potenzial, wahrscheinlichkeitstheoretische Annahmen zu ermöglichen, die uns helfen die Gegenwart zu verstehen und unsere Zukunft zu gestalten.

Das Wichtigste in Kürze:

Öffentlicher Vortrag: How History Matters (die Vortragssprache ist Englisch)
Zeit: 6. Februar 2023, ab 16:00 Uhr
Veranstaltungsort: CAP3 / Hörsaal 3 / Christian-Albrechts-Platz 3 / 24118 Kiel

Wissenschaftliche Vita:

Seit Anfang November 2022 ist Gary Feinman Inhaber des Johanna-Mestorf-Acadamy (JMA)-Chairs des Exzellenzclusters ROOTS an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Während seines Aufenthalts in Kiel arbeitet Gary Feinman mit Mitgliedern des Exzellenzclusters und insbesondere des Subclusters "Roots of Inequalities" zusammen.

Gary Feinman erhielt seinen B.A. in Anthropologie an der University of Michigan und promovierte 1980 in Anthropologie an der City University of New York-Graduate Center. In seiner wissenschaftlichen Arbeit hat er sich auf die Erforschung komplexer menschlicher Gesellschaften spezialisiert - wie und warum sie entstanden sind, wie sie organisiert waren und sich im Laufe der Zeit verändert haben und wie die Wirtschaft dieser alten Gesellschaftsformationen mit ihren politischen und sozialen Institutionen zusammenhängt und diese unterstützt hat.Er ist außerdem Mitbegründer und Mitherausgeber des Journal of Archaeological Research, der nach dem Impact Factor höchstrangigen Fachzeitschrift in den Fachbereichen Archäologie und Anthropologie. Feinman ist Mitglied des Redaktionsausschusses von Human Ecology and Cross-Cultural Research und Fellow der American Association for the Advancement of Science. Zusätzlich hat er den Presidential Recognition Award der Society for American Archaeology erhalten.
 

Über die Vortragsreihe der JMA-Chairs

Der Vortrag ist Teil der öffentlichen Vortragsreihe der Johanna-Mestorf-Akademie (JMA)-Chair-Inhaberinnen und -Inhaber. Sie bietet neue Forschungsperspektiven, um die Verflechtung sozialer, ökologischer und kultureller Phänomene der Vergangenheit aufzudecken und die "Wurzeln" aktueller sozialer und ökologischer Herausforderungen und Krisen zu beleuchten. Führende internationale Expertinnen und Experten, die als JMA-Chairs zu Gast bei ROOTS sind, geben Einblicke in ihre Forschung und bereichern damit die große interdisziplinäre Initiative ROOTS.

Poträtfoto von Gary Feinman.
© Linda Nicholas

Gary Feinman ist MacArthur-Kurator für mesoamerikanische, mittelamerikanische und ostasiatische Anthropologie am Field Museum of Natural History, Chicago, USA.

Grüne Ebene mit ausgetretenen Pfaden, an den Rändern der Ebene stehen verfallene Steinbauten.

Über den Exzellenzcluster ROOTS

Der Exzellenzcluster ROOTS – Konnektivität von Gesellschaft, Umwelt und Kultur in vergangenen Welten – an der Christian-Albrecht-Universität zu Kiel (CAU) untersucht seit 2019 die Wurzeln sozialer, umweltbedingter und kultureller Phänomene und Prozesse, die die menschliche Entwicklung nachhaltig prägen. Dafür erforschen Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus Geistes- Sozial-, Natur- und Lebenswissenschaften in einem interdisziplinären Ansatz archäologische und historische „Laboratorien“ unter der Annahme, dass Menschen und ihre Umwelt sich gegenseitig geprägt haben und dabei soziale und umweltrelevante Konnektivitäten geschaffen haben, die bis heute existieren.

Mehr unter www.cluster-roots.uni-kiel.de

Pressekontakt:
Jan Steffen
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Exzellenzcluster ROOTS