Gudrun Löwner ist neue Ehrendoktorin der Universität Kiel
Im Zeichen einer besonderen Ehrung stand am 14. Juni der Dies Theologicus an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU). Die Theologin und Religionswissenschaftlerin Dr. Gudrun Löwner wurde bei diesem zum 25. Mal abgehaltenen Tag der Theologischen Fakultät mit der Ehrendoktorwürde ausgezeichnet.
Zugedacht wurde Gudrun Löwner diese Auszeichnung für ihre grundlegenden Forschungsbeiträge und Studien zu interreligiösen Themen. „Sie steht für Theologie in einer pluralen Welt“, hob Laudator Professor Andreas Müller hervor. Kontakte besonders nach Indien pflegte Gudrun Löwner schon in ihren ersten Semestern, später folgten viele Studienreisen in viele Teile der Welt und unter anderem ein großes Feldforschungsprojekt in Sri Lanka.
Promoviert wurde die 1958 in Wattenscheid geborene Wissenschaftlerin unter Professor Theo Sundermeier, der früher als die meisten anderen seiner Zunft die Religionen aus interkultureller Perspektive betrachtete. Konsequent in diese Richtung bewegt hat sich auch die nunmehrige Kieler Ehrendoktorin. Sie ist seit vielen Jahren als Pfarrerin der deutschsprachigen Gemeinden in Bangalore und Chennei (Madras) in Indien tätig und lehrt zugleich am United Theological College (UTC) in Bangalore.
Einen Namen über die rein wissenschaftliche Landschaft hinaus hat sich Gudrun Löwner als Fachfrau für christliche Themen und Motive in der indischen Kunst gemacht. Die geehrte Gelehrte selbst betonte bei ihrem Festvortrag am Dies Theologicus in der universitätseigenen Kieler Kunsthalle, dass die derart inspirierte indische Kunst vielfach Werke von absoluter Eigenständigkeit und großer Qualität hervorgebracht habe. Etliche hoch angesehene und teuer gehandelte Künstler und in geringerer Anzahl auch Künstlerinnen haben nach ihrer Einordnung bedeutende Teile ihres Werkes christlichen Motiven gewidmet.
Überhaupt spricht sich Gudrun Löwner für eine Begegnung auf Augenhöhe und einen unverkrampften Blick auf die Dinge aus. So habe das Christentum in Indien womöglich schon im ersten, ganz sicher aber im 4. Jahrhundert Einzug gehalten – und sei damit alles andere als ein postkolonial übergestülptes Konstrukt.
Dem Thema ihrer Doktorarbeit entsprechend geht Gudrun Löwner davon aus, dass sich Religion und Gesellschaft immer gegenseitig beeinflussen und beispielsweise das indische Christentum in vielen Teilen andere Züge trägt als das europäische.
Professorin und Dekanin Christiane Zimmermann verwies darauf, wie gut sich Löwners Herangehensweise zum Schwerpunkt Theologischer Pluralismus füge, der gegenwärtig an der Theologischen Fakultät etabliert wird.
Wie immer blickte die Fakultät an ihrem Feiertag auf das vergangene Geschehen zurück und voraus auf größere Vorhaben wie das Projekt „Toleranz“, das von Professor Hartmut Rosenau und Doktorandin Kinga Zeller mit auf den Weg gebracht wurde und gute Aussichten auf eine Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat. Uni-Präsidentin Professorin Simone Fulda lobte die neuen Initiativen der Theologie als richtungsweisend für das Streben der Hochschule insgesamt.
Text: Martin Geist