Bruhn-Förderpreise für medizinische Spitzenforschung verliehen

Drei Nachwuchswissenschaftlerinnen der Kieler Universitätsmedizin für ihre herausragenden Projekte ausgezeichnet

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Die Bruhn-Stiftung zur Förderung der medizinischen Forschung hat am Freitag (4. November) ihre renommierten Förderpreise während einer feierlichen Veranstaltung an zwei junge Medizinerinnen und eine Biophysikerin der Kieler Universitätsmedizin verliehen. Der Preis würdigt herausragende Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der personalisierten Medizin. Da die Preisverleihung wegen der Corona-Einschränkungen in den vergangenen zwei Jahren ausfallen mussten, wurden dieses Jahr die Preise für 2020, 2021 und 2022 übergeben. Der Bruhn-Förderpreis ist für medizinische Promotionsarbeiten mit 20.000 Euro (2020, 2021) dotiert und mit 40.000 Euro (2022) für herausragende Forschungsleistungen zu Beginn einer wissenschaftlichen Karriere.

Die Stifterin Dr. Annegret Bruhn übergab die Auszeichnungen an die Preisträgerinnen Dr. Mariya Pravdivtseva, Josina Bunk und Dr. Juliane Wagner zusammen mit zwei Mitgliedern des Gutachtergremiums: Professor Joachim Thiery, Dekan der Medizinischen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU), und Professor Stefan Schreiber, Direktor des Instituts für Klinische Molekularbiologie an der CAU und Direktor der Klinik für Innere Medizin I am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH), Campus Kiel.

In seiner Laudatio würdigte Thiery sowohl die Stifter und als auch die besonderen Leistungen der Nachwuchsforscherinnen. „Die Preisträgerinnen erfüllen in vorbildlicher Form den hohen Anspruch an die wissenschaftliche Qualität einer medizinischen Promotion und an die Qualifikation des medizinischen Nachwuchses. Ich bin überzeugt davon, dass sie diesen hohen Förderpreis auch als Ermutigung sehen, um neben ihrer Tätigkeit in der klinischen oder theoretischen Medizin ein eigenständiges Forschungsthema zu entwickeln und voranzutreiben.“ Eine solche Auszeichnung in dieser frühen Phase einer wissenschaftlichen Karriere könne auch „Türöffner“ für Stipendien und Sachmittel der Deutschen Forschungsgemeinschaft und anderer Institutionen zur Forschungsförderung sein, so Thiery weiter: „Meine Hoffnung ist, dass Sie Ihre wissenschaftliche und ärztliche Laufbahn hier in Kiel weiterverfolgen werden. Die Medizinische Fakultät und das Universitätsklinikum möchten Sie hierzu ausdrücklich ermuntern.“

Über den Bruhn-Preis:

Seit 2010 unterstützt die Stiftung der ehemaligen Lehrbeauftragten Dr. Annegret Bruhn und Professor Hans-Dietrich Bruhn den Nachwuchs und die medizinische Forschung an der CAU. Hervorragende Promotionen oder andere herausragende Forschungsleistungen und Projekte junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Ärztinnen und Ärzte sowie talentierter Studierende in der Medizin werden durch einen jährlich zu vergebenden Förderpreis unterstützt. Gefördert werden experimentelle oder klinische Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der personalisierten Medizin, die neue molekulare Marker oder komplexe molekulare Untersuchungsmethoden mit einer Option für die Translation in die klinische Medizin einbeziehen.

Dr. Mariya Pravdivtseva
© Peter Lühr, Uni Kiel

Preisträgerin 2022: Dr. Mariya Pravdivtseva

Der diesjährige Bruhn-Förderpreis in Höhe von 40.000 Euro geht an Dr. Mariya Pravdivtseva, Postdoktorandin an der Klinik für Radiologie und Neuroradiologie am UKSH, Campus Kiel. Mit ihrer bereits international beachteten Forschungsleistung in der Präzisionsmedizin verfolgt sie das Ziel, die Diagnose und Behandlung von Aneurysmen im Gehirn zu verbessern. Ein Hirnaneurysma ist eine krankhafte Ausbuchtung einer Arterie im Gehirn, die im schlimmsten Fall reißen und eine lebensbedrohliche Hirnblutung auslösen kann. „Ich arbeite insbesondere daran, solche Aneurysmen zu erkennen, die zum Reißen neigen, und entwickle Ansätze zur personalisierten Behandlung“, erklärt Pravdivtseva, die auch Mitglied im Exzellenzcluster „Precision Medicine in Chronic Inflammation“ (PMI) ist. Während ihrer Dissertation entwickelte sie ein Protokoll, um patientenspezifische menschliche Gefäßmodelle mit Hilfe des 3D-Drucks zu entwerfen und herzustellen. Die Modelle basieren auf klinischen Bilddaten von Patientinnen und Patienten mit Gefäßerkrankungen und werden bereits dazu verwendet, neue Behandlungen zu testen und Diagnoseprotokolle zu optimieren. In Zukunft möchte sie sich mit Gefäßwanderkrankungen im Allgemeinen beschäftigen, insbesondere mit Entzündungen, und bemüht sich darum eine eigene Arbeitsgruppe aufzubauen.

Das Urteil der Preis-Jury: „Die Bewerberin hat nicht nur eine wissenschaftlich herausragende Promotion mit hoher translationaler Relevanz angefertigt. Ihre vielfältigen Anschlussaktivitäten belegen auch ein großes eigenes Interesse an der Fortführung dieser Arbeiten.“

Dr. Mariya Pravdivtseva studierte biochemische Physik an der Staatlichen Universität Nowosibirsk, Russland. 2017 kam sie als Promotionsstipendiatin der Research Training Group „Materials for Brain“ (RTG 2154) an die CAU und arbeitet seitdem in der Sektion Biomedizinische Bildgebung der Klinik für Radiologie und Neuroradiologie am UKSH, Campus Kiel. Für ihre im Dezember 2021 abgeschlossene Promotion (Dr. ing.) erhielt sie den Promotionspreis 2022 in der Kategorie Life Science des CAU-Forschungsschwerpunkts „Nanowissenschaften und Oberflächenforschung“ (KiNSIS). Im Mai 2022 wurde sie bei der Jahrestagung der International Society for Magnetic Resonance in Medicine (ISMRM) in London mit dem renommierten Young Investigator Moore Award 2022 für die Umsetzung von Grundlagenforschung in klinische Anwendungen ausgezeichnet.

Josina Bunk
© Peter Lühr, Uni Kiel

Preisträgerin 2021: Josina Bunk

Im vergangenen Jahr erhielt die Medizinstudentin Josina Bunk den mit 20.000 Euro dotierten Förderpreis der Bruhn-Stiftung. Sie erforscht die molekularen Entstehungsmechanismen der Parkinsonkrankheit mit dem Ziel, molekulare Biomarker oder therapeutische Ansatzpunkte zu identifizieren. Innerhalb ihrer Promotion untersucht sie die Rolle des Enzyms Cathepsin D bei neurodegenerativen Erkrankungen und dessen Einfluss auf die Parkinsonkrankheit. „Das Enzym Cathepsin D ist Teil des Lysosoms, einer ‚Müllabfuhr‘ der Zelle. Es kann fehlgefaltete, neurotoxische Proteine abbauen. Mutationen im Cathepsin D Gen können diesen Prozess beeinflussen und in neurodegenerativen Erkrankungen münden.“ Sie ist beteiligt an der Entwicklung eines biochemischen Testverfahrens, mit dem sich die für Parkinson typischen Eiweißveränderungen zuverlässig im Blut nachweisen lässt. Diese Arbeit wurde im renommierten Fachmagazin Brain publiziert.

Josina Bunk studiert seit 2016 Humanmedizin an der CAU und hat gerade das zweite Staatsexamen geschrieben. Den experimentellen Teil ihrer Doktorarbeit fertigte sie am Biochemischen Institut der CAU an und erhielt dafür ein Stipendium der Integrated Research Training Group (IRTG) des Sonderforschungsbereichs „Proteolysis as a Regulatory Event in Pathophysiology“ (SFB 877). In Zusammenarbeit mit Dr. Annika Kluge, Professorin Daniela Berg (Klinik für Neurologie, UKSH, Campus, Kiel) und Professorin Friederike Zunke (jetzt Universitätsklinikum Erlangen) forscht sie weiter an molekularen Markern für Parkinson.

Dr. Juliane Wagner
© Peter Lühr, Uni Kiel

Preisträgerin 2020: Dr. Juliane Wagner

Dr. Juliane Wagner (geb. Schulz) erhielt den mit 20.000 Euro dotierten Bruhn-Förderpreis 2020. Die Ärztin und Zahnärztin erforscht die Wechselwirkungen zwischen schwelenden Entzündungen, die im gesamten Körper auftreten können, und Zahnfleischentzündungen (Parodontitis und Periimplantitis). „Ich möchte mit meiner Forschung dazu beitragen, innovative Ansätze zur personalisierten Prävention und Therapie bei diesen sehr häufigen Erkrankungen in der Zahnheilkunde zu entwickeln“, erklärt Wagner. In der ausgezeichneten Forschungsarbeit hat sie einen entzündungsfördernden Mechanismus (Interleukin-6 Trans-Signaling) untersucht sowie die prophylaktische und therapeutische Wirkung eines antientzündlichen Proteins (sgp130Fc, Olamkicept) bei der Parodontitis und Periimplantitis geprüft. Die Jury lobt insbesondere die klinische Relevanz der Arbeit und die Verbindung klinischer, tierexperimenteller und zellbiologischer Aspekte.

Dr. Juliane Wagner hat Zahnmedizin und Humanmedizin in Mainz und Kiel studiert, ist approbierte Zahnärztin und Ärztin. 2020 hat sie ihre zahnmedizinische Dissertation an der CAU abgeschlossen, an der medizinischen Dissertation arbeitet sie derzeit. Sie ist Mitglied im Exzellenzcluster PMI und war zunächst Mitarbeiterin an der Klinik für Innere Medizin I, Abteilung Endokrinologie, Diabetologie und klinische Ernährungsmedizin am UKSH, Campus Kiel, und ist jetzt Assistenzärztin in der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, UKSH, Campus Kiel.

Text/Redaktion:

Kerstin Nees

Kontakt:

Dr. Natalie Baier
Forschungsreferentin
Dekanat der Medizinischen Fakultät, CAU
0431/880- 6495
baier.dekanat@med.uni-kiel.de

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