Die Mobilität von Menschen, Waren und Ideen seit der Steinzeit

Kostenloses Booklet des Exzellenzclusters ROOTS ab sofort online oder als Printausgabe erhältlich

Mobilität, ihre Gestaltung und ihre Grenzen sind derzeit hoch politische und oft emotional diskutierte Themen. Der Exzellenzcluster ROOTS an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel veröffentlicht jetzt einen wissenschaftlich fundierten und gleichzeitig allgemein verständlichen Beitrag zur Geschichte der menschlichen Mobilität und ihrer Pfade seit der Steinzeit. Das Booklet ROOTS of Routes – Mobilität und Netzwerke zwischen Vergangenheit und Zukunft erklärt auf mehr als 120 Seiten anschaulich die Wege, die Menschen seit der Steinzeit verbinden, was die Mobilität in früheren Jahrtausenden beeinflusste und wie Routen zur Netzwerkbildung beitragen – bis heute. Die Broschüre ist ab sofort kostenlos als Printausgabe oder online in Deutsch und Englisch erhältlich.

„Tatsächlich spielen Mobilität und Migration in den menschlichen Lebenswelten und Kulturprozessen schon immer eine grundlegende Rolle. Geschichte ist ohne Migration und Kontakt zwischen verschiedenen sozialen Gruppen nicht möglich“, sagt Dr. Henny Piezonka, Professorin für Prähistorische Archäologie an der Freien Universität Berlin und eine der Herausgeberinnen des Booklets.

Langfristperspektive kann Diskussionen versachlichen

„Debatten über Migration werden heute oft sehr emotional geführt. Eine wissenschaftlich fundierte, langfristige Perspektive kann helfen, Diskussionen zu versachlichen. Viele Phänomene rund um das Thema Mobilität sind nicht neu“, ergänzt Mitherausgeber Dr. Andrea Ricci, Archäologe vom Exzellenzcluster ROOTS.

Diese Langfristperspektive bietet jetzt das Booklet ROOTS of Routes. „Schon seit der Steinzeit ist die Entwicklung menschlichen Daseins mit der Erschließung, der Nutzung und dem Ausbau verbindender Routen, bisweilen aber auch mit deren Abbruch verbunden. Daraus können wir lernen“, betont der dritte Herausgeber, der klassische Philologe Professor Dr. Lutz Käppel von der CAU Kiel.

Die von ausgewiesenen Expertinnen und Experten des Exzellenzclusters ROOTS verfassten Beiträge in ROOTS of Routes beschäftigen sich mit grundsätzlichen, globalen Fragen, die anhand regionaler oder lokaler Beispiele verdeutlicht werden. Welche ökologischen und gesellschaftlichen Randbedingungen beeinflussten Wege und Bewegungen von Menschen früher? Welche Bedeutung hatten die Erfindung des Rades, die Verbreitung von Metalltechnologien oder die Suche nach Nahrung für die Mobilität? Wie waren menschliche und tierische Pfade verknüpft? Seit wann gibt es Klimaflucht? Das sind nur einige Fragen, denen das Booklet nachgeht.

ROOTS-Booklets als Beiträge zu aktuellen Debatten

Als konkrete Beispiele für Wege verfolgt ROOTS of Routes auf globaler Ebene die alten und neuen Seidenstraßen zwischen China und Europa oder Afrika, auf regionaler Ebene beispielsweise den Ochsenweg über die jütische Halbinsel oder alte Kelten- und Römerstraßen in Südwestdeutschland.

Letztendlich förderten Routen aber nicht nur die Mobilität von Menschen und den Austausch von Waren, sondern auch die Ausbreitung von Wissen. Auch diesen Aspekt beleuchtet das Booklet.

ROOTS of Routes ist nach Pandemien und Krisen das zweite Booklet des Exzellenzclusters ROOTS, das wissenschaftliche Erkenntnisse der archäologischen und historischen Forschung für aktuelle Diskussionen nutzbar macht. Weitere Themenhefte sind in Vorbereitung.

„Nur wer Vergangenes versteht, wird die Gegenwart nachhaltig gestalten und dauerhafte zukünftige Perspektiven entwickeln können. Als Exzellenzcluster möchten wir zu diesem Verständnis mit aktuellen Forschungsergebnissen beitragen“, erklärt ROOTS-Sprecher Professor Dr. Johannes Müller von der CAU Kiel das Konzept hinter der Publikationsreihe.

Wissenschaftlicher Kontakt:

Prof. Dr. Lutz Käppel
Institut für Klassische Altertumskunde, Abt. Gräzistik, CAU
0431 880 2237
luka@email.uni-kiel.de

Wissenschaftlicher Kontakt:

Dr. Andrea Ricci
Exzellenzcluster ROOTS
+49 431 880-5871
aricci@roots.uni-kiel.de

Wissenschaftlicher Kontakt:

Prof. Dr. Henny Piezonka
Institut für Prähistorische Archäologie, FU Berlin
+49 30 838 57221
henny.piezonka@fu-berlin.de

Eine Ziegenherde in einer kargen Berglandschaft.
© Karolina Varkuleviciute

Im Mittelmeerraum sind Hirten mit ihren Herden bereits in der Jungsteinzeit zwischen tieferen und höheren Berglagen mobil. Diese sehr alte Form der Mobilität wird dort und in anderen Teilen der Welt bis heute praktiziert.

Ein unbefestigter Weg wird von Bäumen und Sträuchern begrenzt.
© Walter Dörfler

Das Booklet geht unter anderem sozialen und ökologischen Bedingungen für den Austausch von Waren, Ideen und Menschen nach - hier ein typischer vormoderner Fernhandelsweg in der Jungmoränenlandschaft Schleswig-Holsteins.

Karte Eurasiens und Afrikas mit dem schamtischen Verlauf der antiken Seidenstraßen und den modernen Transportkorridoren der "Belt and Road Initiative"
© Johanna Hilpert

Als Beispiel einer globalen Wirtschaftsroute betrachtet das Booklet die Entwicklung der Seidenstraße bis hin zur modernen chinesischen "Belt and Road Initiative".

Cover des Booklets und mehrere Beispielgrafiken auf grünem Grund.
© Tine Pape, Cluster ROOTS

Seit der Steinzeit ist die Entwicklung menschlichen Daseins mit der Erschließung, der Nutzung und dem Ausbau verbindender Routen, bisweilen aber auch mit deren Abbruch verbunden. Das Booklet "ROOTS of Routes" verfolgt diese Entwicklung über die Jahrtausende.

Originalpublikation:

Piezonka, H., Käppel, L., Ricci, A. (Hg.): ROOTS of Routes. Mobilität und Netzwerke zwischen Vergangenheit und Zukunft. ROOTS Booklet Series 02.
DOI: 10.59641/z2700cl. Kostenloser Download unter: https://www.sidestone.com/books/roots-of-routes-mobilitaet-und-netzwerke-zwischen-vergangenheit-und-zukunft
 

Über den Exzellenzcluster ROOTS

Der Exzellenzcluster ROOTS – Konnektivität von Gesellschaft, Umwelt und Kultur in vergangenen Welten – an der Christian-Albrecht-Universität zu Kiel (CAU) untersucht seit 2019 die Wurzeln sozialer, umweltbedingter und kultureller Phänomene und Prozesse, die die menschliche Entwicklung nachhaltig prägen. Dafür erforschen Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus Geistes- Sozial-, Natur- und Lebenswissenschaften in einem interdisziplinären Ansatz archäologische und historische „Laboratorien“ unter der Annahme, dass Menschen und ihre Umwelt sich gegenseitig geprägt haben und dabei soziale und umweltrelevante Konnektivitäten geschaffen haben, die bis heute existieren.

Mehr unter www.cluster-roots.uni-kiel.de

Pressekontakt:
Jan Steffen
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Exzellenzcluster ROOTS