Rainer Herges erhält Adolf-von-Baeyer-Denkmünze
Gesellschaft Deutscher Chemiker zeichnet organischen Chemiker für herausragende und wegweisende Beiträge aus
Die Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) hat Rainer Herges, Professor für Organische Chemie an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU), mit der Adolf-von-Baeyer-Denkmünze ausgezeichnet. Herges erhielt den Preis für seine herausragenden und wegweisenden Beiträge zur Organischen Chemie, mit denen er die Disziplin maßgeblich geprägt habe. Seine Arbeit zeichne sich durch Originalität, fundamentale Forschung und internationale Anerkennung aus, hieß es bei der Preisverleihung, die gestern am Dienstag, 5. September 2023 beim GDCh-Wissenschaftsforum Chemie in Leipzig stattfand.
Laudator Professor Albrecht Berkessel von der Universität zu Köln, hob unter anderem die thematische Breite von Herges' Arbeiten hervor, die von der Theorie zur Synthese und zur praktischen Anwendung reicht. Als einer der Pioniere auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz und des maschinellen Lernens in der Chemie ist es ihm bereits in den 1990er Jahren gelungen, neue chemische Reaktionen vorherzusagen und im Labor zu realisieren. Auch Herges‘ ACID-Methode zur Visualisierung der Dichte delokalisierter Elektronen wird weltweit genutzt. Außerdem stellte er das erste bei Raumtemperatur magnetisch schaltbare Molekül her, das beispielsweise im MRT hoch exakte und räumlich hoch aufgelöste Temperaturmessungen erlaubt.
Die GDCh, mit rund 30 000 Mitgliedern eine der größten chemiewissenschaftlichen Gesellschaften weltweit, verleiht die Adolf-von-Baeyer-Denkmünze an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern für hervorragende Arbeiten auf dem Gebiet der organischen Chemie. Der Namensgeber Adolf von Baeyer zählt zu den bedeutendsten Chemikern seiner Zeit und wurde 1905 für die Synthese von Indigo und der Triphenylmethan-Farbstoffe mit dem Nobelpreis für Chemie geehrt.
Rainer Herges wurde 1955 in St. Ingbert (Saar) geboren. Nach einem Chemiestudium an der Universität des Saarlandes in Saarbrücken promovierte er 1994 am Institut für Organische Chemie der Technischen Universität München. Nach Forschungsaufenthalten an der University of Southern California in Los Angeles, USA, und an der Universität Erlangen-Nürnberg habilitierte er sich 1992 in Erlangen-Nürnberg. 1996 wurde er Professor an der Technischen Universität Braunschweig. Seit 2001 bekleidet er den Lehrstuhl für Organische Chemie an der CAU. Von 2007 bis 2019 war er dort Sprecher des Sonderforschungsbereichs 677 „Funktion durch Schalten“, gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft. An der CAU begründete er außerdem den Forschungsschwerpunkt KiNSIS (Kiel Nano, Surface and Interface Science) mit. Für seine Forschung erhielt Herges bereits zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem den Wissenschaftspreis der Stadt Kiel und zahlreiche internationale Ehrungen und Gastprofessuren unter anderem in Paris, Stanford und am MIT.