Mit einem Fulbright-Stipendium an der Uni Kiel
Cassandra Bartels aus den USA forscht bei Professorin Julia Gottschalk zur Rolle des Südlichen Ozeans im Kohlenstoffkreislauf
Cassandra Bartels, Absolventin der Umweltwissenschaften am Barnard College in New York City (USA), verstärkt seit dem 16. September für zehn Monate als Fulbright-Stipendiatin die Arbeitsgruppe Paläozeanographie und Marine Geologie von Professorin Julia Gottschalk am Institut für Geowissenschaften an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU). Dort erforscht Bartels mit einem Stipendium der Fulbright-Kommission die Rolle des Südlichen Ozeans im Kohlenstoffkreislauf während des letzten Deglazials, einer Zeit vor etwa 15.000 bis 19.000 Jahren, die durch einen Rückgang kontinentaler Eismassen gekennzeichnet war. Das renommierte Stipendium fördert den akademischen Austausch zwischen Deutschland und Amerika.
„Wir freuen uns sehr, dass Cassandra unsere Arbeitsgruppe verstärkt. Das Fulbright-Stipendium ist eine hohe Auszeichnung für ihre wissenschaftliche Qualifikation. Darüber hinaus können wir unsere Forschungskooperationen mit den amerikanischen Universitäten vertiefen“, sagt CAU-Professorin Julia Gottschalk, Leiterin der Arbeitsgruppe Paläozeanographie und Marine Geologie am Institut für Geowissenschaften und Mitglied im Forschungsschwerpunkt Kiel Marine Science (KMS) der CAU. „Wir interessieren uns für den Kohlenstoffkreislauf und versuchen, in den marinen Sedimenten die Puzzleteile der Vergangenheit zu finden, die uns helfen, die Rolle des Ozeans im Klimasystem unter verschiedenen Klimabedingungen zu verstehen.“
Südlicher Ozean: entscheidende Rolle in der Vergangenheit
Der Ozean speichert deutlich mehr Kohlenstoff als die Atmosphäre und die terrestrische Biosphäre zusammen. Veränderungen im Kohlenstoffkreislauf gelten daher als entscheidend für atmosphärische CO2-Schwankungen. Um die marine Kohlenstofffreisetzung im Hinblick auf zukünftige Ozean- und Klimadynamiken zu rekonstruieren, werden marine Sedimentkerne und die darin enthaltenen Überreste mariner Organismen untersucht. Der Südliche Ozean ist als Untersuchungsgebiet besonders geeignet, da angenommen wird, dass er bei zwei schnellen Anstiegen des atmosphärischen CO2-Gehalts in den letzten 20.000 Jahren eine entscheidende Rolle bei der Freisetzung von Kohlenstoff spielte. „Kiel ist für mich ein ideales Umfeld für den exzellenten Austausch in der Arbeitsgruppe von Julia Gottschalk und für meine persönliche Entwicklung“, sagt Bartels. „Ich freue mich auf die Zusammenarbeit und darauf, in Kiel mehr über die Forschung auf dem Gebiet des Kohlenstoffkreislaufes zu lernen und innovative Techniken anzuwenden.“
Neue Technologie für Altersbestimmung im Projekt
Im Fulbright-Projekt möchte Cassandra Bartels nun paläozeanographische Nachweise für die Prozesse und Zeitpunkte der marinen Kohlenstofffreisetzung an marinen Klimaarchiven im Südlichen Ozean gewinnen. Dazu wird sie mit Hilfe der Massenspektrometrie Radiokohlenstoffmessungen, insbesondere an einzelligen, gehäusetragenden Foraminiferen, zur Altersbestimmung der Sedimente durchführen. Hierbei werden auch innovative Methoden wie das Mini-Carbon-Datierungs-System (MICADAS) der Universität Bern einbezogen. Die Stipendiatin wird mit ihrem Forschungsprojekt und durch einen Aufenthalt an der Universität Bern auch die Partnerschaft zu europäischen Universitäten weiter stärken.
Wissenschaftskommunikation und fachübergreifender Austausch in KMS wichtig für Bartels
Neben der Erforschung der Rolle des Südlichen Ozeans in der Klimaerwärmung nach der letzten Eiszeit und dem damit verbundenen Anstieg der CO2-Konzentrationen in der Atmosphäre steht auch das Thema Wissenschaftskommunikation im Fokus des Projektes der Umweltwissenschaftlerin. Bartels hat sich für ihr Forschungsstipendium auch deshalb für die Kieler Universität entschieden, weil sie sich Impulse aus verschiedenen Disziplinen für den Dialog mit der Gesellschaft erhofft. Das Nachwuchsprogramm FYORD (Foster Young Ocean Researcher Developments), ein gemeinsam organisiertes interdisziplinäres und interinstitutionelles Programm des CAU-Forschungsschwerpunktes KMS und des GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel, bietet ein ideales Umfeld für die Karriereentwicklung und Wissenschaftskommunikation. „Ich freue mich auf die Kieler Woche. Hier möchte ich mich einbringen und meine Forschung einem Laienpublikum vermitteln. Auch die Arbeit mit jungen Schülerinnen und Schülern macht mir Spaß. Kiel hat auf diesem Gebiet viel zu bieten“, so Bartels, die auch die Möglichkeit hat, Kurse außerhalb ihrer Fachdisziplin zu besuchen und marine Feldkenntnisse zum Beispiel auf dem Forschungsschiff ALKOR zu erwerben.
Zuvor arbeitete Bartels als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lamont-Doherty Earth Observatory (LDEO) und am Woods Hole Oceanographic Institution (WHOI). Ihre Abschlussarbeit in ihrem Hauptfach in den Umweltwissenschaften - mit den Nebenfächern Chemie und Architektur - befasste sich mit der Kohlenstoffsequestrierung im Pazifischen Ozean in der Vergangenheit.
Seit Anfang September in Kiel: die amerikanische Umweltwissenschaftlerin Cassandra Bartels. Mit einem Fulbright-Stipendium forscht sie an der CAU in der Arbeitsgruppe von Professorin Julia Gottschalk zur Rolle des Südlichen Ozeans im Kohlenstoffkreislauf.
Wissenschaftliche Kontakte:
Prof. Dr. Julia Gottschalk
Institut für Geowissenschaften (IfG)
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU)
julia.gottschalk@ifg.uni-kiel.de
Cassandra Bartels
Institut für Geowissenschaften (IfG)
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU)
cassandra.bartels@stu.uni-kiel.de
Weitere Informationen:
Über das Fulbright-Stipendium
Das 1946 durch eine Gesetzesinitiative des amerikanischen Senators J. William Fulbright ins Leben gerufene Kulturaustausch- und Bildungsprogramm der USA entstand vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkriegs und der Gründung der Vereinten Nationen, um durch Bildungsaustausch Frieden und Verständigung zu fördern. Es hat zum Ziel, die interkulturellen Beziehungen zwischen Menschen aus verschiedenen Ländern durch den Austausch von Menschen, Fähigkeiten und Wissen im akademischen und kulturellen Dialog zwischen den USA und den mittlerweile weltweit über 160 teilnehmenden Ländern zu verbessern. Im Rahmen des Programms können ausgewählte, hochqualifizierte amerikanische Studierende und Graduierende Fulbright-Stipendien erhalten, um im Ausland zu studieren und zu forschen und Angehörige der Partnerländer können sich qualifizieren, um dasselbe in den Vereinigten Staaten zu erleben. Fulbright-Stipendiatinnen und -Stipendiaten zeichnen sich durch hohe akademische Leistungen und überzeugende Projektvorschläge aus, und einige Fulbright-Absolventinnen und Absolventen haben bereits Nobel- und Pulitzerpreise gewonnen. Das Stipendium eröffnet neue akademische sowie persönliche Perspektiven und Techniken sowie die Chance andere Kulturen und Sprachen kennen zu lernen. Die Einbindung in das internationale Fulbright-Netzwerk ermöglicht den Stipendiatinnen und Stipendiaten, Kontakte und Freundschaften rund um den Globus zu knüpfen.
Über Kiel Marine Science (KMS)
Kiel Marine Science (KMS) ist das Zentrum für interdisziplinäre Meereswissenschaften an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU). KMS bildet die organisatorische Einheit für alle natur-, geistes- und sozialwissenschaftlich arbeitenden Forscherinnen und Forscher, die sich mit den Meeren, Küsten und den Einfluss auf die Menschheit beschäftigen. Die Expertise der Gruppen kommt beispielsweise aus den Bereichen der Klimaforschung, der Küstenforschung, der Physikalischen Chemie, der Botanik, aus der Mikrobiologie, der Mathematik, der Informatik, der Ökonomie oder aus den Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Insgesamt umfasst KMS über 70 Arbeitsgruppen an sieben Fakultäten und aus über 26 Instituten. Gemeinsam mit Akteuren außerhalb der Wissenschaft arbeiten sie weltweit und transdisziplinär an Lösungen für eine nachhaltige Nutzung und den Schutz des Ozeans.
Pressekontakt:
fbalzereit@uv.uni-kiel.de0431/880-3032 Zur Website