Erstmalig haben deutsche Wissenschaftler die Unterwasserhöhlen auf der Halbinsel Yucatán in Mexico erforscht. Vier Wochen waren die Kieler Forschungstaucher in den sogenannten Cenoten auf Spuren der Mayas und eiszeitlichen Menschen. Seit dem Wochenende ist das fünfköpfige Team aus Wissenschaftlern der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) zurück in Deutschland. Im Gepäck haben sie Knochenproben aus der Zeit der Maya (etwa 3000 v. Chr. bis 900 n. Chr.) sowie prähistorische Funde. Ein Stück Holzkohle könnte neue wissenschaftliche Erkenntnisse über Leben und Alltag bringen.
"Es ist nur ein kleines Stück Holz, aber eine neue Betrachtung der bisherigen wissenschaftlichen Kenntnisse des prähistorischen Menschen würde möglich", sagt Florian Huber, Leiter der Arbeitsgruppe für maritime und limnische Archäologie am Institut für Ur- und Frühgeschichte der CAU. "Sollte das Kohlestück tatsächlich aus der Eiszeit sein, so Huber weiter, "dann können wir davon ausgehen, dass die Höhlen auch als Wohnstätten genutzt worden sind." Das wäre eine ganz neue Erkenntnis und durchaus möglich. Denn aufgrund des niedrigeren Meeresspiegels waren die Höhlen damals trocken.
"Das Besondere an unseren Funden ist, dass die 10.000 Jahre alten, prähistorischen Knochen durch das Wasser noch so gut erhalten geblieben sind", sagt Huber. Einzig aus diesem Grunde ist eine Datierung überhaupt möglich. Holzkohle und Knochenfunde werden an der Kieler Uni per DNA-Analyse und mithilfe der C14-Methode weitergehend untersucht, um mehr über die Herkunft der damaligen Menschen sowie eine zeitliche Einordnung zu erfahren.
Funde aus der Mayazeit haben die Kieler ebenfalls dokumentiert. Große Tongefäße sowie Überreste von Menschen und Tieren deuten darauf hin, dass die Cenoten als religiöse Opferstätte genutzt wurden. Für das Volk der Maya waren die Cenoten heilige Plätze und Eingänge zur Unterwelt. In ihrer Mythologie spielten sie eine wichtige Rolle.
Alle Funde sind Eigentum des Landes Mexiko. "Wir freuen uns, dass wir mit der mexikanischen Kollegen zusammenarbeiten und sie mit unserem Know-How unterstützen können", sagt Christian Howe, ebenfalls Forschungstaucher. "Auch in Deutschland gibt es nur eine Handvoll Forschungstaucher, die gleichzeitig eine Höhlentaucherausbildung haben."
Das Projekt ist eine Kooperation mit dem Institutio Nacional de Antropología e Historia (INAH) in Yucatán, Mexiko. Im kommenden Jahr plant Huber ein weiteres Projekt. Mit den mexikanischen Wissenschaftlern und Kieler Studenten will er eine Cenote untersuchen, in der mindestens 120 Skelette liegen. Von ihnen erhofft Huber sich weitere Erkenntnisse über die Lebens- und Bestattungsgewohnheiten der Maya.
Zum Hintergrund:
Cenoten, sind schachtartige Kalksteinlöcher, die durch den Einsturz einer Höhle entstanden und mit Süßwasser gefüllt sind. In Yucatán kennt man derzeit über 3000 Cenoten. Diese "Brunnen" waren bereits in präkolumbianischer Zeit, also vor der Entdeckung durch Kolumbus, ausschlaggebend für menschliche Ansiedlungen, da sie die Frischwasserversorgung sicher stellten. Diese Höhlen stehen zum überwiegenden Teil unter Wasser. Sie bilden das vermutlich größte zusammenhängende Höhlensystem der Welt und sind der Grund für die hohe Entwicklung der Maya-Zivilisation im nordwestlichen Teil Yucatáns.
Informationen zu AMLA:
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Kontakt:
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
Institut für Ur- und Frühgeschichte
Florian Huber
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