Kieler Nanowissenschaften zeichnen Festkörperphysiker Claus Ropers aus
Forschungsschwerpunkt KiNSIS der CAU verleiht Diels-Planck-Medaille und Promotionspreise 2022
Festkörperphysiker Professor Claus Ropers vom Max-Planck-Institut für Multidisziplinäre Naturwissenschaften und der Georg-August-Universität Göttingen erhält die diesjährige Diels-Planck-Medaille des Forschungsschwerpunkts KiNSIS. Das interdisziplinäre Netzwerk „Kiel Nano, Surface and Interface Science“ der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) ehrt damit herausragende internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in den Nanowissenschaften und der Oberflächenforschung.
Ropers wird für seine experimentellen Pionierarbeiten auf dem Gebiet der ultraschnellen strukturellen und elektronischen Dynamik ausgezeichnet. Er entwickelte Methoden, um die komplexen Eigenschaften von Materialien zu verstehen und in ihnen auf der Zeitskala von Femtosekunden ablaufende Prozesse direkt zu untersuchen. Die Verleihung fand gestern Abend (30. Juni) im Rahmen der wissenschaftlichen Konferenz „International Intelligent Materials 2022“ statt, die heute in Kiel zu Ende geht. Außerdem wurden die besten Dissertationen des Forschungsschwerpunktes KiNSIS ausgezeichnet und Posterpreise der Konferenz verliehen.
Der Experimentalphysiker Claus Ropers untersucht die strukturelle, elektronische und magnetische Dynamik in Festkörpern, Nanostrukturen und Oberflächen. Für seine Forschung setzt er ultraschnelle Elektronenmikroskopie ein, die er mit Methoden der Quantenoptik kombiniert. „Mit seinen Methoden hat Claus Ropers dieses Gebiet entscheidend geprägt und gehört hier zu den weltweit führenden Wissenschaftlern. Seine äußerst kreativen und originellen Arbeiten wurden mehrfach ausgezeichnet und in hochrangigen wissenschaftlichen Journals publiziert“, so Nahid Talebi, Professorin für Nanooptik an der CAU, in ihrer Laudatio.
Außerdem wurden an diesem Abend die besten Dissertationen aus den Fachbereichen der Kieler Nano- und Oberflächenforschung ausgezeichnet. „Wir brauchen solche talentierten jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und ihre hervorragenden wissenschaftlichen Beiträge. Viele dieser Arbeiten sind in den Sonderforschungsbereichen und Graduiertenkollegs entstanden, die wir als eine Art Inkubator ermöglichen und fördern wollen“, sagte Professor Kai Rossnagel. Er und Professorin Regina Scherließ überreichten die Preise im Namen der ganzen KiNSIS-Sprechergruppe. Jede Preiskategorie ist mit 1.000 Euro dotiert.
Die Promotionspreisträgerinnen und Preisträger 2022:
- Dr.Jannick Jacobsen (Chemie)stellte metallorganische Gerüstverbindungen (Metal Organic Framework, MOFs) her und untersuchte ihre Anwendbarkeit für eine effektivere Autoabgaskatalyse.
- Dr.-Ing. Benjamin Spetzler (Ingenieurwissenschaft) untersuchte neuartige Magnetfeldsensoren für die Detektion von biomagnetischen Signalen und entwickelte theoretische Grundlagen, um sie zu verbessern.
- Dr.-Ing. Prasanth Velvaluri (Ingenieurwissenschaft) arbeitete an der Entwicklung von neuartigen Implantaten zur Behandlung von Aneurysmen. Patientenspezifische Designs sollen Komplikationen bei der Behandlung von Gefäßanomalien verringern.
- Dr. Marie Hellfritzsch (Life Science) beschäftigte sich mit Zinkoxid als potentiellem Hilfsstoff in Impfstoffen, die nicht per Spritze verabreicht werden, sondern in Form von Pulver inhaliert werden können.
- Dr.-Ing. Mariya Pravdivtseva (Life Science) stellte patientenspezifische Modelle von menschlichen Gefäßen für 3D-Druckverfahren her. Damit sollen neue Behandlungen für Gefäßkrankheiten getestet und entwickelt werden.
- Dr. Silja Flenner (Physik) hat an der Großforschungsanlage PETRA III am Deutschen Elektronen-Synchrotron (DESY) an der Verbesserung der Röntgen-Nanotomographie gearbeitet. Sie entwickelte insbesondere Phasenkontrastmethoden, mit denen biologische Materialien besonders gut untersucht werden können.
- Dr. Torben Jasper-Tönnies (Physik) hat mit Hilfe eines Rastertunnelmikroskops einzelne Moleküle auf Metalloberflächen untersucht und verändert. Die Kontrolle über solche Strukturen könnte in Zukunft ungeahnte neuartige technische Entwicklungen ermöglichen.
Über Preisträger Claus Ropers:
Nach seinem Studium der Physik an der Universität Göttingen und der University of California, Berkeley (USA), arbeitete Claus Ropers am Berliner Max-Born-Institut und promovierte 2007 an der Humboldt-Universität zu Berlin. Ab 2008 forschte er an der Universität Göttingen als Leiter der Arbeitsgruppe Nano-Optik und ultraschnelle Dynamik und wurde 2011 als Professor berufen. Seit 2013 hat er die Professur für Experimentelle Festkörperphysik inne und leitet seit 2014 das IV. Physikalische Institut – Festkörper und Nanostrukturen. Er ist Direktor und wissenschaftliches Mitglied am Max-Planck-Institut für multidisziplinäre Wissenschaften. Für seine Arbeiten wurde Claus Ropers vielfach ausgezeichnet, darunter mit dem Carl-Ramsauer-Preis der Physikalischen Gesellschaft zu Berlin, dem Walter-Schottky-Preis der Deutschen Physikalischen Gesellschaft, dem Klung-Wilhelmy-Wissenschafts-Preis, dem Ernst-Ruska-Preis sowie dem Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG).
Über die Diels-Planck-Lecture
Seit 2014 zeichnen die Mitglieder des Forschungsschwerpunkts KiNSIS jährlich international renommierte Forschende in den Nano- und Oberflächenwissenschaften aus. Bei einem Festvortrag, der Diels-Planck-Lecture, geben die Preisträgerinnen und Preisträger Einblicke in ihre Forschung und kommen in den Austausch mit jungen Kieler Nachwuchsforschenden. Der Name der Vortragsreihe ehrt die Begründer der Nanowissenschaften in Kiel, die Nobelpreisträger Max Planck und Otto Diels.
Max Planck, 1858 in Kiel geboren, wurde 1885 auf eine Professur für theoretische Physik an die Universität Kiel berufen. 1918 wurde ihm der Nobelpreis für Physik für seine bahnbrechenden Arbeiten in der Quantenphysik verliehen, welche die Grundlagen für die Beschreibung von Nanostrukturen bildet. Otto Diels war bis zu seiner Emeritierung 1945 Professor für Chemie in Kiel. Zusammen mit seinem Doktoranden Kurt Alder entdeckte und entwickelte er eine Klasse von chemischen Reaktionen, die zu den wichtigsten Methoden gehören, um chemische Verbindungen und Nanomaterialien herzustellen. 1950 erhielt Diels den Chemie-Nobelpreis.
Professor Claus Ropers vom Max-Planck-Institut für Multidisziplinäre Naturwissenschaften und der Georg-August-Universität Göttingen hielt die diesjährige Diels-Planck-Lecture zu aktuellen Entwicklungen in der ultraschnellen Elektronmikroskopie.
Professor Kai Rossnagel übergab im Namen der KiNSIS-Sprechergruppe die Diels-Planck-Medaille an Claus Ropers. Sie wird im Reinraum der Technischen Fakultät aus einem Siliziumwafer hergestellt.
Professor Eckhard Quandt, Vizepräsident für Forschung an der CAU, betonte in seiner Begrüßunge die Bedeutung des wissenschaftlichen Austauschs zwischen den Disziplinen, um neue Ideen und Forschungskooperationen zu entwickeln. Dafür seien Abende und Konferenzen wie diese und Forschungsschwerpunkte wie KiNSIS wichtige Plattformen.
Nahid Talebi, Professorin für Nanooptik an der CAU, hielt die Laudatio auf Preisträger Claus Ropers.
Professor Kai Rossnagel (außen links) und Professorin Regina Scherließ (außen rechts) zeichneten für die KiNSIS-Sprechergruppe die besten Dissertationen des vergangenen Jahres aus. Die Preisträgerinnen und Preisträger sind Dr.-Ing. Prasanth Velvaluri (v.l.), Dr.-Ing. Benjamin Spetzler, Dr. Torben Jasper-Tönnies, Dr.-Ing. Mariya Pravdivtseva, Dr. Marie Hellfritzsch, Dr. Silja Flenner und Dr. Jannick Jacobsen.
Über den CAU-Forschungsschwerpunkt KiNSIS:
Im Nanokosmos herrschen andere, quantenphysikalische, Gesetze als in der makroskopischen Welt. Strukturen und Prozesse in diesen Dimensionen zu verstehen und die Erkenntnisse anwendungsnah umzusetzen, ist das Ziel des Forschungsschwerpunkts »Nanowissenschaften und Oberflächenforschung« (Kiel Nano, Surface and Interface Science – KiNSIS) der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU). In einer intensiven interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen Physik, Chemie, Ingenieurwissenschaften und Life Sciences könnten daraus neuartige Sensoren und Materialien, Quantencomputer, fortschrittliche medizinische Therapien und vieles mehr entstehen. www.kinsis.uni-kiel.de
Pressekontakt:
jsiekmann@uv.uni-kiel.de0431/880-4855 Details