Vom Atlantik zu FYORD
Kieler Nachwuchsprogramm ermöglicht internationalen Studierenden sich über Karrierewege ihrer Disziplinen auszutauschen
„Den interkulturellen und wissenschaftlichen Austausch von Perspektiven und Erfahrungen empfand ich nicht nur als spannend und erfreulich, auch die Gemeinsamkeiten und Unterschiede sind inspirierend für mich“, sagt Kieler Biologiestudentin Deborah Stoll über die kürzlich stattgefundene „FYORD meets WASCAL“ Veranstaltung. FYORD steht für Foster Young Ocean Researcher Development und ist das Nachwuchsförderungsprogramm in den Meereswissenschaften zwischen der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) im Forschungsschwerpunkt Kiel Marine Science (KMS) und dem GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel. Mit dem FYORD-Programm soll die Entwicklung junger Meeresforschenden in ihrer Master-, Promotions- und Postdocphase gefördert und die nächsten Schritte zu einer erfolgreichen Karriere in marinen Themen geebnet werden. Auf der Veranstaltung trafen sich knapp 30 internationale Studierende von FYORD und des internationalen Masterprogramms „West African Science Service Centre on Climate Change and Adapted Land Use“ (WASCAL), die direkt nach einer Ausbildungsexpedition im Atlantik nach Kiel kamen. Neben unterschiedlichen Karrierewege wie im Datenmanagement, Bildungswesen oder in der Politik, tauschten sie sich über drängende Forschungsfragen ihrer jeweiligen Disziplin und Region aus, beispielsweise zu Themen wie Seegras, Fischerei, Verschmutzung und Küstenerosion.
„Die Vernetzung zwischen Masterstudierenden aus Kiel und Westafrika war für uns ein gelungenes Beispiel für einen fruchtbaren und fachübergreifenden Austausch“, sagt FYORD-Koordinatorin Dr. Christine Haunhorst, die im Forschungsschwerpunkt Kiel Marine Science (KMS) an der CAU für die Nachwuchsförderung verantwortlich ist. „Zukünftig wollen wir internationale Studierende und junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gezielter in FYORD einbinden. Dass wir viel voneinander lernen können, hat dieses erste ‚FYORD meets WASCAL‘ Event eindrucksvoll gezeigt“, so Haunhorst.
Persönliches Treffen ermöglicht interkulturellen Austausch
Hinter den WASCAL-Studierenden lagen Wochen voller neuer, intensiver Erfahrungen. Auf der „WASCAL Floating University“ an Bord des Forschungsschiffes POLARSTERN unter Leitung von Dr. Björn Fiedler vom GEOMAR von Mindelo, Kap Verden, nach Bremerhaven lernten elf Studierende aus neun westafrikanischen Ländern klassische Methoden der Meeresforschung kennen. Teil der Ausfahrt war zudem die Dokumentation und Kommunikation der wissenschaftlichen Arbeiten zum Ausbildungsprogramm der Studierenden, an dem auch Forschende und Lehrende der CAU beteiligt waren.
„Um den Ozean zu erforschen, reicht eine Ausbildung im Hörsaal und im Labor allein nicht aus. Forschung auf See ist sehr anspruchsvoll und herausfordernd. Dies kann man nur unter authentischen Bedingungen erlernen“, fasst Fiedler zusammen. „Der anschließende Austausch zwischen den FYORD- und WASCAL-Studierenden am GEOMAR bot zusätzlich eine hervorragende Gelegenheit, die verschiedenen Sichtweisen der Studierenden auf meereswissenschaftliche Themen und deren Relevanz für die Gesellschaft gemeinsam zu erörtern. Solch ein interkultureller Austausch lässt sich nur in persönlichen Treffen erreichen.“
„Internationales, interdisziplinäres Netzwerk für die Herausforderungen der Zukunft“
Auch die Studierenden konnten aus dem Tag viele lehrreiche Schlüsse ziehen. So sagt FYORD-Repräsentantin Deborah Stoll weiter: „Wir benötigen ein internationales und interdisziplinäres Netzwerk, um den Herausforderungen der Zukunft zu begegnen.“
Traore Sienfoungo aus der Elfenbeinküste, WASCAL-Studierende im Programm „Klimawandel und Meereswissenschaften”, sieht das ähnlich: „Der Netzwerk-Aspekt einer solchen Veranstaltung und das Kennenlernen neuer Menschen ist für mich ebenso hilfreich wie der wissenschaftliche Austausch von Ideen und Erfahrungen mit allen Teilnehmenden.“
Einen weiteren Aspekt sieht Christoph König, der als Masterstudent im Bereich Umweltingenieurwesen an der TH Ostwestfalen-Lippe aktuell seine Masterarbeit in Kiel schreibt. „Der Austausch hat mir verdeutlicht, dass sich für alle Beteiligten alternative Ideen für Karrierewege innerhalb und außerhalb der Wissenschaft aufzeigen, speziell für die Studierenden aus Westafrika.“
UNESCO-Lehrstuhl fördert universitäre Lehre in WASCAL
Die Uni Kiel ist in WASCAL zudem über den UNESCO-Lehrstuhl für Integrierte Meereswissenschaften in universitäre Lehre eingebunden. Den Lehrstuhl der UN-Organisation für Bildung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) teilen sich CAU-Professorin und Humangeographin Silja Klepp und Arne Körtzinger, CAU-Professor und Meereschemiker am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel, bis 2025. Das Tandemformat ist im Rahmen der UNESCO-Lehrstühle in Deutschland einzigartig.
Knapp 30 internationale Studierenden aus dem FYORD- und WASCAL-Programm nahmen an der Veranstaltung teil.
Die Studierenden diskutieren auf der Veranstaltung in Gruppen zu deren aktuellen wissenschaftlichen Fragestellungen, möglichen Karrierewegen und individuellen Herausforderungen im Studium.
Weiterführende Informationen:
Über das Nachwuchsprogramm FYORD
Mit dem FYORD-Programm fördern Kiel Marine Science (KMS) an der Uni Kiel und GEOMAR die Entwicklung junger Meeresforscherinnen und Meeresforscher über alle Statusgruppen von Masterstudierenden, Promovierende bis hin zu Postdoktorandinnen und Postdoktoranden. Ziel des gemeinsam organisierten, interinstitutionellen und interdisziplinären Programms ist es, eine erfolgreiche Karriere in marinen Themen zu ermöglichen und ein lebendiges, übergreifendes wissenschaftliches Netzwerk zum Thema Meeresforschung in Kiel aufzubauen. Alle Zielgruppen sollen nicht nur von unterschiedlichen Erfahrungen profitieren, sondern besonders auch neue und förderfähige Forschungsfragen entwickeln und Impulse für ihre eigenen Karrierewege erhalten.
Über das WASCAL-Masterprogramm „Klimawandel und Meereswissenschaften“
Im Masterstudiengang „Klimawandel und Meereswissenschaften“ im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Kompetenzzentrums „West African Science Service Centre on Climate Change and Adapted Land Use“ (WASCAL) erlernen Studierende aus Westafrika wissenschaftliche und akademische Fähigkeiten in den Bereichen Klima, Meereswissenschaften und Management sowohl auf internationaler als auch auf regionaler Ebene. So bereiten sie sich auf ein anschließendes Postgraduiertenstudium oder eine berufliche Laufbahn beispielsweise im Umwelt-Management oder in der Industrie, in Beratungsunternehmen oder Regierungsbehörden vor. 2021 wurde das WASCAL-Masterprogramm auf Cabo Verde als Aktion der Dekade der Ozeanforschung für Nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen ausgewählt. An der Premiere der „Schwimmenden Universität“ an Bord des Forschungsschiffs MARIA S. MERIAN nahmen im Jahr 2022 14 Master-Studierende teil. 2023 fand die „Schwimmende Universität“ während der Reise PS135-2 mit dem Forschungsschiff POLARSTERN statt, das vom Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar und Meeresforschung (AWI) betrieben wird.
Wissenschaftlicher Kontakt:
Dr. Christine Haunhorst
Leitung FYORD-Programm
Kiel Marine Science (KMS)
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU)
chaunhorst@kms.uni-kiel.de
Dr. Björn Fiedler
Leitung WASCAL
GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel
bfiedler@geomar.de
Über Kiel Marine Science (KMS)
Kiel Marine Science (KMS) ist das Zentrum für interdisziplinäre Meereswissenschaften an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU). KMS bildet die organisatorische Einheit für alle natur-, geistes- und sozialwissenschaftlich arbeitenden Forscherinnen und Forscher, die sich mit den Meeren, Küsten und den Einfluss auf die Menschheit beschäftigen. Die Expertise der Gruppen kommt beispielsweise aus den Bereichen der Klimaforschung, der Küstenforschung, der Physikalischen Chemie, der Botanik, aus der Mikrobiologie, der Mathematik, der Informatik, der Ökonomie oder aus den Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Insgesamt umfasst KMS über 70 Arbeitsgruppen an sieben Fakultäten und aus über 26 Instituten. Gemeinsam mit Akteuren außerhalb der Wissenschaft arbeiten sie weltweit und transdisziplinär an Lösungen für eine nachhaltige Nutzung und den Schutz des Ozeans.
Pressekontakt:
thahn@kms.uni-kiel.de0431/880-7185