heute möchte ich Ihnen die erste Ausgabe unseres neuen Newsletters „KLS connected“ ans Herz legen. Künftig wollen wir Sie darin über aktuelle Entwicklungen aus den Kieler Lebenswissenschaften informieren. Der Newsletter wird sie künftig regelmäßig erreichen und ist auch als Kommunikationsplattform für den gegenseitigen Austausch gedacht. Er richtet sich an die Forschenden der Lebenswissenschaften, ebenso wie Kolleginnen und Kollegen der übrigen Schwerpunkte und die breite Hochschulöffentlichkeit. Als gesamte Universität stellen wir uns in diesen Tagen in Forschung, Lehre und den zentralen Querschnittsthemen neu auf, um in der Konkurrenz der exzellenten Wissenschaftsstandorte in den kommenden Jahren zu bestehen und unseren Erfolg auszubauen. Lesen Sie dazu den Gastbeitrag unserer Präsidentin. Eine zentrale Säule dieser Entwicklung ist der Forschungsschwerpunkt Kiel Life Science, zum Beispiel mit seinem bundesweit einzigartigen Hotspot in der Evolutionsforschung. Darum soll es schwerpunktmäßig in dieser ersten Ausgabe unseres neuen Newsletters gehen.
Neue Forschungsergebnisse aus dem GRK TransEvo deuten auf künftige Strategien im Kampf gegen die Antibiotikakrise hin: Die schnelle Zunahme der Resistenzen von bakteriellen Krankheitserregern könnte in naher Zukunft dazu führen, dass eigentlich harmlose Bakterieninfektionen nur noch schwer oder gar nicht mehr behandelbar sein werden. TransEvo-Mitglieder aus den Arbeitsgruppen von Professor Hinrich Schulenburg (CAU) und Professor Stefan Niemann (FZB) haben nun wichtige Forschungsergebnisse geliefert, die das Potenzial der sequenziellen Antibiotikatherapie unterstreichen. Bei der Sequenzbehanndlung wird in kurzer Zeit zwischen verschiedenen Antibiotika gewechselt, was zur Verringerung der Resistenzausbreitung beitragen könnte. Erstautorin Aditi Batra aus Professor Hinrich Schulenburgs Arbeitsgruppe Evolutionsökologie und Genetik hat in ihrer Doktorarbeit untersucht, wie sich entgegen der üblichen Praxis die schnelle sequenzielle Gabe von Antibiotika auf die Resistenzbildung des Krankheitserregers Pseudomonas aeruginosa auswirkt – mit vielversprechenden Ergebnissen.
Seit vergangenem Jahr steht fest: Das neue Forschungszentrum „Center for Fundamental Research in Translational Evolutionary Biology“ (CeTEB, Deutsch: Zentrum für Grundlagenforschung in der Translationalen Evolutionsbiologie) an der CAU wird gebaut. Bund und Land Schleswig-Holstein investieren jeweils zur Hälfte bis zu 58 Millionen Euro in den Gebäudeneubau. Der Bau des hochmodernen neuen Forschungsgebäudes an der CAU mit Kapazitäten für rund 140 Forschende und Mitarbeitende samt umfangreicher neuer Forschungsinfrastrukturen soll im kommenden Jahr starten. Das knapp 5.000 m² große Gebäude wird bis 2025 auf dem Gelände des Bremerskamps als Teil des neuen städtebaulichen Quartiers ‚Kiel.Science.City’ in unmittelbarer Nähe zum Biologiezentrum der CAU entstehen und zahlreichen KLS-Mitgliedern eine neue Wirkungsstätte bieten.
Bei der gemeinsame Konferenz der Forschungsinitiativen Clinician Scientist Program in Evolutionary Medicine (CSEM), Leibniz-WissenschaftsCampus Evolutionäre Medizin der Lunge (EvoLUNG) und DFG-Graduiertenkolleg (GRK) Translationale Evolutionsforschung (TransEvo) unter dem Titel „Evolution by the Sea" tagten Forschende der Kieler Lebenswissenschaften erstmals seit Monaten wieder in Person. Rund 75 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den verschiedenen Verbünden an und mit Beteiligung der CAU konnten damit das so wichtige persönliche Netzwerken wieder aufnehmen und diskutierten über ihre jeweiligen Fachgebiete in der Evolutionsforschung. Den Folgen menschlicher Eingriffe in die natürliche Selektion wollen die Kieler Forschenden entgegenwirken, indem sie die zugrundliegenden evolutionäre Prinzipien erforschen und darauf basierende Strategien zum Beispiel in der Evolutionsmedizin, im Umweltschutz oder in der Landwirtschaft entwickeln. Gemeinsames Ziel der Forschenden sind neue Ansätze zur Lösung großer gesellschaftlicher Herausforderungen wie der Antibiotikakrise, der Bewahrung natürlicher Ressourcen oder der Ernährungssicherheit.
Das neue von der EU geförderte Forschungskonsortium SymbNET vernetzt die Kieler Lebenswissenschaften mit bedeutenden europäischen Partnerinstitutionen in der Symbioseforschung, darunter unter anderem das Instituto Gulbenkian de Ciência, das Europäische Laboratorium für Molekularbiologie (EMBL) in Heidelberg und die Universität Lausanne. Das Forschungsnetzwerk ist aus der engen Kooperation des SFB 1182 mit dem portugiesischen Instituto Gulbenkian entstanden. In den letzten Jahren ist die Erforschung der Zusammenarbeit von Wirtslebewesen und Mikroorganismen in einem symbiotischen Gesamtorganismus zu einem zentralen Thema der Lebenswissenschaften geworden. Grundlegende Lebensprozesse betrachten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler heute meist im Kontext der Symbiose von Wirten und Mikroben. Ein besseres Verständnis ihrer Interaktionen spielt daher auch eine fundamentale Rolle für die menschliche Gesundheit. Die vom neuen Konsortium monatlichen veranstalteten Seminare und die Möglichkeiten zu Forschungsaufenthalten an einer der beteiligten Institutionen stehen allen KLS-Nachwuchsforschenden offen.
Im Rahmen der KLS-Nachwuchsförderung wurde auf dem Höhepunkt der Corona-Pandemie eine neue Aktivität zur digitalen Vernetzung des wissenschaftlichen Nachwuchses geschaffen: Zum ersten Mal vergab der Sonderforschungsbereich 1182 spezielle Kreativitätspreise in den Kategorien "Kunst und Wissenschaftskommunikation" und "Neuartige wissenschaftliche Ideen", die SFB 1182 Creativity Awards. Mit den Preisen soll die Kreativität von jungen Forschenden gewürdigt werden, deren Arbeiten wichtige Forschungsthemen des SFB 1182 aufgreifen und die Gemeinschaft inspirieren. In diesem Jahr konnten Lara Schmittmann und Lucas Moitinho-Silva die neuen Preise entgegennehmen.
Auf dem diesjährigen Retreat wurden die erfolgreichsten Nachwuchsforschenden des vergangenen Jahres mit den Kiel-Life-Science-Postdoc-Awards ausgezeichet: Preisträger 2021 sind Dr. Lukas Pfeifer aus der Gruppe von Birgit Classen am Pharmazeutischen Institut der CAU und Dr. Michael Raatz aus der Evolutionstheorie bei Arne Traulsen am Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie. Pfeifer erhält die Auszeichnung als bester Postdoktorand in der nicht-medizinischen Forschung für seine Untersuchungen der Strukturen pflanzlicher Zellwände und möglicher Anwendungspotenziale in der Medizin. Raatz wird für seine Arbeiten in der theoretischen Populationsökologie und ihre Übertragbarkeit auf die Krebsforschung in der medizinischen Kategorie geehrt. Die jährlich ausgerichtete Ausschreibung ist auf Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler in den Lebenswissenschaften zugeschnitten, die sich bereits mit hervorragenden Leistungen in einer der mit KLS verbundenen Institutionen der CAU und ihrer Partnerinstitutionen ausgezeichnet haben.
Einen weiteren Teil der KLS-Nachwuchsförderung leistet ebenfalls der Sonderforschungsbereich 1182: Seit einigen Jahren werden dort Interviews mit internationalen Expertinnen und Experten aus dem Bereich der Wirts-Mikroben-Forschung durchgeführt, um einen breiten und differenzierten Überblick über die zahlreichen Facetten dieses Forschungsgebiets zu schaffen. Diese umfangreiche Videoreihe wurde vor kurzem um einen zusätzlichen Schwerpunkt auf internationale Nachwuchsforschende erweitert. Der SFB 1182 lädt junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ein, um mit ihnen über ihre Forschung und Karrierewege zu sprechen und so junge Kolleginnen und Kollegen zu inspirieren. Die jüngsten Beiträge stammen von Dr. Matt Agler und Dr. Tyler Carrier.
Die CAU ist global vernetzt, weltoffen und zugleich als zentrale Akteurin in Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft in Stadt und Region fest verankert. Unsere Universität konnte in den vergangenen Jahren wichtige Erfolge feiern. Auf dieser Basis verfolgt das Präsidium das Ziel, die CAU zusammen mit ihren Mitgliedern zu einer der 15 exzellenten und international sichtbaren Universitäten in Deutschland weiterzuentwickeln.
Die Landeshauptstadt erhält ein Zentrum für Wissenschaftskommunikationsforschung: Das Kiel Science Communication Network (KSCN) wird sich zunächst exemplarisch Gesundheitsthemen aus dem Forschungsschwerpunkt KLS widmen. Es verfolgt das Ziel, wissenschaftliche Erkenntnisse verständlich und wirkungsvoll mit der Öffentlichkeit teilen und diesen Prozess zugleich zu erforschen. Die Beteiligten setzen auf einen interdisziplinären Verbund, der die fachliche Expertise der CAU, des IPN und der Muthesius Kunsthochschule unter dem Dach des KSCN bündelt. Das Netzwerk will untersuchen, wie sich komplexe Informationen greifbar visualisieren lassen, und zusammen mit Bürgerinnen und Bürgern zielgruppengerechte neue Formate entwickeln. Gefördert wird das Verbundprojekt in den kommenden fünf Jahren von der Volkswagenstiftung mit rund vier Millionen Euro.