Lernen im Selbststudium
Die Universität bietet ihren Studierenden viel Freiraum und damit die Möglichkeit, ihre Ausbildung selbständig zu strukturieren. Doch dies bedeutet auch neue Herausforderungen. Studierende müssen für sich herausfinden und selbst entscheiden, was genau sie wie und wann lernen sollen. Hausaufgaben muss man sich in aller Regel selbst aufgeben. Diese neu gewonnene Selbständigkeit bedeutet für viele eine Umstellung in ihrem Lernverhalten.
Ein Marathon - kein Sprint
Was gewiss auf viele Studiengänge zutrifft, gilt in besonderem Maße für das Jurastudium: Es ist ein Marathon und kein Sprint. Wer dauernd zu viel Gas gibt, dem geht am Ende die Puste aus und wer das Tempo nicht kontinuierlich auf einem vernünftigen Level hält, wird irgendwann abgehängt. Kontinuierliches Mitarbeiten erhöht dabei nicht bloß die Wahrscheinlichkeit, neu Erlerntes in gesichertes Wissen zu transformieren, sondern erspart den Studierenden auch den Stress, der mit kurzfristigen intensiven Lernphasen („Bulimie-Lernen“) verbunden ist. Wer das gesamte Semester über Arbeit in moderatem Maße investiert, braucht sich nicht die Nächte vor den Klausuren um die Ohren schlagen, um denjenigen Stoff im Kurzzeitgedächtnis aufzunehmen, der eigentlich zur juristischen Allgemeinbildung und damit ins Langzeitgedächtnis gehört. Damit auch der zuweilen allzu umfangreich erscheinende Stoff bewältigt werden kann, hilft deshalb ein aktives Angehen des Studiums, anstatt dieses passiv auf sich zukommen zu lassen.
Ziele setzen und Erfolge feiern
Um in den Genuss der beiden großen Vorteile kontinuierlichen Lernens zu kommen — einerseits die Nachhaltigkeit in Bezug auf das juristische Wissen, andererseits der geringere Stress in und vor Prüfungen — ist ein individueller Lernplan eine enorme Hilfe. Wer ziellos lernt, ist nicht effektiv und wird auf Dauer unzufrieden. Wer gesetzte Ziele erreicht, hat Erfolgserlebnisse und bleibt motiviert. Es bietet sich daher in der Regel an, kurz-, mittel- und langfristige Ziele zu setzen, um kleine und große Erfolgserlebnisse zu feiern. Was möchte ich heute, diese Woche, dieses Semester oder im Studium insgesamt erreichen?
Die Freiheiten des Studiums bieten Ihnen neben dem klassischen Lehrveranstaltungsangebot eine Vielzahl weiterer Möglichkeiten, sich die Studieninhalte näher zu bringen. Vorlesungsinhalte können beispielsweise durch Lehrbücher, Aufsätze und Übungsklausuren nachgearbeitet werden. Für auditive oder visuelle Lerntypen können Podcasts oder Videos unterstützend herangezogen werden. Beliebt ist auch das Gründen einer Lerngruppe, um sich gegenseitig zu motivieren und die Studieninhalte aufzuarbeiten. Da der Pflichtfachstoff– abgesehen vom öffentlichen Landesrecht – nahezu überall derselbe ist, können Studierende sich in ihrem Selbststudium aus zahlreichen Quellen, auch über die eigene Fakultät hinaus, bedienen.
Körperlicher und mentaler Ausgleich
Körperlicher und mentaler Ausgleich zum Studium sind sehr wichtig. Nicht hilfreich ist es dagegen, wenn einem beim Sport oder beim Treffen mit Freund*innen ständig der Gedanke umtreibt, man könne jetzt auch etwas für die Uni machen. Freizeit sollte bewusst als solche wahrgenommen und genossen werden. Dies geht umso besser, wenn bereits ein kurzfristiges Ziel erreicht wurde (dazu s.o.) und so „guten Gewissens“ auch mal abgeschaltet werden kann. Und auch dann, wenn du es mal nicht geschafft hast, alle gesetzten Ziele zu erreichen,
ist es wichtig, vielleicht sogar noch wichtiger, dir eine Auszeit zu gönnen und dann mit frischer Motivation wieder anzugreifen.
