50 Millionen EU-Projekt für innovative Methode zur Ganganalyse
Die Kieler Neurologie ist Teil des großen internationalen Konsortiums MOBILISE-D
Mobilität und insbesondere wie gut jemand geht, ist ein wichtiges Maß für Gesundheit und Wohlbefinden. Es fehlt allerdings an einer Methode, das Gehen von Patientinnen und Patienten im Alltag überwachen und bewerten zu können. Dieser Aufgabe widmet sich jetzt das europäische Großprojekt MOBILISE-D. Ziel ist, eine Messmöglichkeit für einen unkompliziert anwendbaren und tragbaren Sensor zu entwickeln, die das Ausmaß und die Art von Mobilitätsverlust konsistent und genau misst. Bei Krankheiten, die mit Bewegungsverlusten einhergehen, könnte damit frühzeitig die Behandlung entsprechend angepasst werden. Denn schlechter Gang und vor allem langsames Gehen sind mit einem früheren Tod, einem höheren Krankheitsrisiko, Denkstörungen, Demenz und einem erhöhten Sturzrisiko verbunden. Beteiligt an dem Projekt sind 34 Partnerinstitutionen aus dem akademischen Bereich sowie pharmazeutische und technische Unternehmen. Kieler Projektpartner sind die Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH), Campus Kiel, und die Medizinische Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU). Die europäische „Innovative Medicine Initiative“ (IMI) sowie die teilnehmenden Unternehmen investieren insgesamt 50 Millionen Euro in das Projekt. Eine Million fließt in den Kieler Beitrag.
„Die Klinik für Neurologie ist an zwei Studien beteiligt“, erklärt Professor Walter Maetzler, der die Arbeitsgruppe Neurogeriatrie leitet. „Die erste Studie ist eine Pilotstudie. Sie dient vor allem dazu, den Algorithmus zu entwickeln, der die Ganggeschwindigkeit im realen Leben erfasst.“ In der zweiten Studie soll der Algorithmus dann an 2.400 Patientinnen und Patienten in verschiedenen Studienzentren validiert werden. „Hierfür werden wir 170 bis 200 Parkinsonkranke vor Ort rekrutieren“, ergänzt Klinikdirektorin Professorin Daniela Berg. „Die Patientinnen und Patienten sollen über ein Jahr permanent einen Sensor am Rücken tragen und werden währenddessen klinisch begleitet.“ Ziel ist ein verlässliches System für die reale digitale Mobilitätsbewertung bereitzustellen. Sie soll zur Analyse und Behandlung von fünf Krankheitsbildern beitragen: chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD), Parkinson-Krankheit, Multiple Sklerose, Hüftfrakturen und kongestiver Herzinsuffizienz.
MOBILISE-D steht unter der Leitung der Newcastle University. Das Konsortium wird unterstützt vom EU-Förderprogramm Horizon 2020 und von der European Federation of Pharmaceutical Industries and Associations EFPIA, einem europäischen Dachverband der nationalen Verbände forschender Pharmaunternehmen.
Hintergrundinformationen:
Das Verbundprojekt wird vom Forschungs- und Innovationsprogramm Horizon 2020 der Europäischen Union und der European Federation of Pharmaceutical Industries and Associations gefördert. „Horizon 2020“ ist das aktuelle Rahmenprogramm der Europäischen Union zur Förderung von Forschung und Innovation. Mit seinem multidisziplinären, missionsorientierten Ansatz nimmt es den gesamten Innovationszyklus in den Blick und fördert so die Zusammenarbeit und den Austausch von Ideen. Das Ziel: Erkenntnisse in der Wissenschaft zu ermöglichen und die Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft weiter zu verbessern. Mit einem Fördervolumen von rund 70 Milliarden Euro ist „Horizont 2020“ das weltweit größte, in sich geschlossene Forschungs- und Innovationsprogramm. „Horizon 2020“ deckt dabei sowohl die Grundlagenforschung als auch anwendungsnahe Forschungsfelder ab.
- Projekttitel: MOBILISE-D (Connecting digital mobility assessment to clinical outcomes for regulatory and clinical endorsement.)
- Förderbeginn: 1. April 2019
- Förderdauer: 60 Monate
- Budget: 50 Millionen Euro
- Koordination: Professor Lynn Rochester, Institute of Neuroscience, Newcastle University, United Kingdom
Das Projekt wird aus Mitteln der Europäischen Union innerhalb der "Innovative Medicines Initiative 2 Joint Undertaking“ unter dem Förderkennzeichen No 820820 gefördert.
Nähere Informationen zum Projekt:
Kontakt:
Prof. Dr. Walter Maetzler
Klinik für Neurologie, UKSH, Campus Kiel
+49 431 500-23981
w.maetzler@neurologie.uni-kiel.de
Text: Kerstin Nees