Ein erdrutschartiger Wahlsieg der nationalkonservativen Partei in Ungarn erregte im Jahr 2010 europaweit Aufsehen. Kurz nach der Regierungsübernahme verabschiedete die Fraktion, die über zwei Drittel der Mandate im Parlament verfügt, ein neues Grundgesetz und sorgte damit für einschneidende Änderungen im ungarischen Rechtssystem. Der Physiker und Professor em. Dénes Nagy, Wigner-Forschungszentrum für Physik der Ungarischen Akademie der Wissenschaften in Budapest, nimmt diese Entwicklungen zum Anlass, auf Einladung des Instituts für Anorganische Chemie der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) und des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA) über die Situation in seinem Heimatland zu berichten. Sein Vortrag „Ungarn im Wandel“ findet statt am Mittwoch, 20. November, um 19 Uhr im Norbert-Gansel-Hörsaal der CAU. Alle Interessierten Hochschulmitglieder sowie Bürgerinnen und Bürger sind zu der Veranstaltung in deutscher Sprache eingeladen.
Inhalt des Vortrags
Dénes Nagys wissenschaftlicher Schwerpunkt ist die nukleare Festkörperphysik. Außerdem beschäftigt er sich mit Forschungspolitik an nationalen und internationalen Großforschungsanlagen. Sein Vortrag beleuchtet daher wichtige Meilensteine der ungarischen Geschichte, die Phasen der politischen Transformation nach 1989 und das Erstarken der politischen Rechten in Ungarn. Dabei wird auch die Frage gestellt, warum faschistische Ideologien in Ungarn auf breite gesellschaftliche Zustimmung treffen. Ein weiterer Schwerpunkt des Vortrags wird der aufkeimende Antisemitismus und Antiziganismus der ungarischen Gesellschaft sein, sowie die Rolle und die Verantwortung der politischen Parteien für diese Situation. Nagy: „Die ungarische Regierungspartei spricht von einer ‚Revolution in den Wahlkabinen‘, die das neue ‚System der nationalen Zusammenarbeit‘ legitimiert hat, und sie führt einen ‚Freiheitskampf‘ gegen die Europäische Union, die Banken und Multinationale Unternehmen. Auch verherrlicht sie das revanchistische System von Horthy zwischen den beiden Weltkriegen. Hingegen empfindet die Opposition die jetzige Lage in Ungarn als massive Einschränkung der Demokratie mit autoritären und populistischen Methoden, die durch Willkürherrschaft, stagnierende Wirtschaft, steigende Armut und unerträgliche soziale Spannungen das Land und damit möglicherweise auch Europa in wenigen Jahren in eine Krise führen werden.“
Das Wichtigste in Kürze:
Vortrag Ungarn im Wandel
Datum: 20.11.2013
Zeit: Norbert-Gansel-Hörsaal
Ort: 19 Uhr
Kontakt:
Prof. Felix Tuczek
Telefon: 0431 / 880-1410
E-Mail: sekretariat-tu@ac.uni-kiel.de