
Ein Zentrum mit Strahlkraft
Vor zehn Jahren wurde das Chinazentrum an der CAU gegründet. Inzwischen ist es vor Ort, national und international vielseitig vernetzt.

Am Chinazentrum der CAU engagieren sich unter anderem (von links) Finja Plambeck (Hiwi), Jiaoyi Chen (Sprachassistentin), Niklas Crome (Hiwi), Angelika Messner (Direktorin), Bing Han (Lektorin für Chinesisch) und Jonas Lumma (Hiwi).
»Das Chinazentrum ist kein Anhängsel der Universität, sondern als roter Faden in viele Fächer und Zusammenhänge integriert«, erklärt Professorin Angelika Messner. Von Beginn an leitet die Sinologin und Kulturanthropologin die Einrichtung. Rund hundert Studierende pro Semester nutzen inzwischen in Kursen mit acht Levels die Chance, die chinesische Sprache zu erlernen oder Kenntnisse zu vertiefen. Ein Start ist stets im Wintersemester möglich. Die Kurse sind intensiv: Sie laufen jeweils mit sechs Wochenstunden über ein Studienhalbjahr. Ob beispielsweise Betriebswirtschaftslehre, Germanistik, Elektrotechnik, Theologie oder Ökotrophologie – die Studierenden vertreten alle Fachrichtungen.
Jonas Lumma ist Student der Wirtschaftschemie und belegt seit drei Semestern Sprachkurse am Zentrum. »Während der Pandemiezeit hatte ich Lust, etwas Neues zu lernen«, begründet er seine Teilnahme. Nun plant er, im September dank eines Stipendiums nach China zu gehen. Auch Niclas Crome, Chemiestudent im 11. Semester, sehnte sich nach einer neuen Herausforderung. Wie Jonas Lumma nimmt er seit drei Semestern an den Sprachkursen teil und wie dieser arbeitet er inzwischen als Hilfskraft im Zentrum. Er pflegt in eine Datenbank Publikationen von CAU-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftlern ein, die zu China betreffenden Themen forschen. Auch Finja Plambeck verstärkt das Chinazentrum. Sie hat schon in der Schule Chinesisch gelernt und belegt nun Fortgeschrittenenkurse. »Ich denke, dass diese Sprache mir beruflich gut helfen könnte«, sagt die Studentin der Rechtswissenschaft, der vorschwebt, im Bereich Wirtschaftsrecht tätig zu werden.
Im Laufe der Zeit hat Messner Kurse für chinesische Fachsprache entwickelt, unter anderem für die Bereiche Jura, Agrarwissenschaft sowie Naturwissenschaften und Technik. Angeboten werden sie nach Bedarf. Chinesisch ist auch ein mögliches Nebenfach für die 1-Fach-Bachelor-Studiengänge Mathematik und Informatik. Und das Zentrum bietet »Business Chinese« an.
Pandemiebedingt wurden die Sprachkurse in letzter Zeit größtenteils digital durchgeführt, doch das Angebot von Online-Kursen gibt es bereits seit fünf Jahren. Die Sprache mit rund 5.000 wichtigen Schriftzeichen, bei der die Bedeutung den Ton angibt, lehrt unter anderem Bing Han. Sie lebt seit dem Jahr 2000 in Deutschland. Im Rahmen ihrer Doktorarbeit im Fachbereich Germanistik und im Chinazentrum vergleicht sie momentan Thomas Manns Werk »Die Buddenbrooks« mit dem Buch »Der Traum der Roten Kammer«, einem der bekanntesten chinesischen Romane. Bevor sie nach Kiel kam, hat sie an der Universität Frankfurt unterrichtet und an Theaterprojekten mitgewirkt. Nun ist sie dabei, auch an der CAU eine Theatergruppe zu gründen. »Wir haben vor, gemeinsam ein Stück zu schreiben und es auf Chinesisch oder zweisprachig aufzuführen«, erklärt die 44-Jährige.
Mit drei Stellen ist das Zentrum vor zehn Jahren an den Start gegangen. Inzwischen gehören zehn Mitarbeitende zum Team, darunter die Sprachassistentin Jiaoyi Chen, die ebenfalls vorhat zu promovieren. Gründungsdirektorin Angelika Messner freut sich über den Erfolg des Teams. Zu den jüngsten Früchten zählt die Einstufung der Einrichtung als offiziell zertifiziertes Zentrum für die chinesische Sprachniveauprüfung HSK (Hànyǔ Shuǐpíng Kǎoshì: Prüfung des Chinesisch-Niveaus). In diesem Sommersemester werden in Kiel zum ersten Mal Prüfungen in verschiedenen Levels für den international anerkannten, standardisierten Test für Chinesisch als Fremdsprache abgenommen.
Die Querverbindungen sind mannigfaltig: Im vergangenen Jahrzehnt hat das Zentrum, das Teil der Philosophischen Fakultät ist, viele Tagungen, Vorträge, Diskussionen und Workshops zu Themen wie »Asiatische Medizinkonzepte«, »Kooperationen mit China bei der Pflanzenzucht« oder »Chinas Wirtschaft« organisiert. Außerdem pflegt es Kontakte zu chinesischen Universitäten.
Den zehnten Geburtstag wird das Zentrum am 9. und 10. Dezember feiern: Die Jahrestagung der Deutschen Vereinigung für Chinastudien, an der stets Sinologen und Sinologinnen aus dem ganzen deutschsprachigen Raum teilnehmen, wird erstmals in Kiel abgehalten und das Thema Nachhaltigkeit behandeln.
Autorin: Annette Göder
Professorin Angelika Messner ist Leiterin des Chinazentrums an der CAU und unter anderem Mitglied der Ethik-Kommission und des Gustav-Radbruch-Netzwerks der CAU, Präsidentin der International Association for the Study of Traditional Asian Medicine, Mitglied der Interdisziplinären Arbeitsgruppe »Zukunft der Medizin: Gesundheit für alle« an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften sowie gewähltes Mitglied der European Academy of Sciences and Arts.
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