
einwurf

Niels Luithardt
Vielfalt als Chance
Die Formeln, die seine Dozentinnen und Dozenten an die Tafel schreiben, kann Niels Luithardt nicht sehen. Der Mathematik- und Physikstudent ist blind. Zusammen mit Lisa H. setzen sich die beiden Inklusionsbeauftragten des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA) für mehr Barrierefreiheit an der Uni ein.
Wie können Sie und andere Studierende mit Behinderung oder chronischen Erkrankungen noch besser im Studienverlauf unterstützt werden?
Das Wichtigste ist, dass ihre Wünsche, Sorgen, Nöte und Bedürfnisse ernst genommen werden müssen. Dafür gibt es beispielsweise Nachteilsausgleiche für Menschen mit einer Beeinträchtigung oder mit einer chronischen Erkrankung. Mit dem Prüfungsamt und Instituten können die Betroffenen die für sie richtige Form der Hilfe ausfindig machen. Doch nur wenige wissen darüber Bescheid, und die Hürde, einen Antrag zu stellen, kann hoch sein. Man muss sich mit seiner Behinderung auseinandersetzen. Aber die Mühe lohnt sich. Meine Prüfungen mache ich nun grundsätzlich mündlich.
Welche Probleme werden an Sie als Inklusionsbeauftragten herangetragen?
Uns, aber auch den Kolleginnen und Kollegen vom Referat für internationale Studierende und der Queer-Beratung, werden immer wieder Situationen geschildert, in denen Menschen im Uni-Alltag diskriminiert oder benachteiligt werden. Das Spektrum reicht von unbewussten bis zur bewussten, verbalen oder sogar tätigen Diskriminierung auf dem Campus.
Wie kann das Auditierungsverfahren hier den Studierenden helfen?
Es müssen gute Studienbedingungen und eine Willkommens- und Anerkennungskultur geschaffen werden. Das Audit soll bewirken, dass man Vielfalt als Chance, als Bereicherung begreift und nicht als Bedrohung empfindet. Das Audit unterstützt bei der Sensibilisierung und Bewusstseinsbildung. Es wird in spürbar größeren Zusammenhängen gedacht. Die Beratungsstruktur und weitere Angebote, die sich mit Inklusion und Diversität beschäftigen, werden gestärkt.
Das Gespräch führte Raissa Maas