
Geschäftsideen fürs Gemeinwohl
Was haben nachhaltige Kaffeebecher und Gendergerechtigkeit miteinander zu tun? Es sind Bereiche für zukunftsweisende Start-up-Ideen, welche die Studierendengruppe Enactus entwickelt.

Auf der Suche nach geeigneten Materialien: Saria Jedamski, Bo Schmid-Bonde (Mitte) und Salim Dinzad, Mitglieder der Hochschulgruppe Enactus Kiel, testen Behälter, die aus Reststoffen der Kaffeeherstellung und Algenmischungen bestehen; nicht auf dem Foto Teamkollege Chinh Nguyen.
»Unser Ziel ist es, clevere Geschäftsideen umzusetzen, um soziale, nachhaltige und ökologische Probleme zu lösen«, erklärt Anton Kruse vom Vorstand des Vereins Enactus Kiel. Diese Ausrichtung entspricht den Zielen für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen. Der Verein gehört der internationalen studentischen Entrepreneurship-Initiative Enactus an. Seit ungefähr einem Jahr ist der Kieler Ableger an der CAU aktiv und zählt inzwischen etwa 22 Mitglieder. »Wir haben immer mehr Zulauf«, freut sich Kruse, der Quantitative Finance studiert. Unterschiedliche Fachbereiche sind vertreten, wobei Betriebswirtschaftslehre und Volkswirtschaftslehre überwiegen.
Salim Dinzad studiert Sozio-Ökonomik. Er und drei Gleichgesinnte beschäftigen sich mit alternativen Materialien. Das Team hat vor, Kaffeebecher und andere Gefäße sowie Flaschendeckel aus nachhaltigen Stoffen herzustellen. Für diese Idee konnte es als Partner das Unternehmen Schierbecker Alternative Rohstoffe aus Felde gewinnen. Die Studenten experimentieren mit Reststoffen aus der Kaffeeröstung sowie der Papierherstellung und mit Algenmischungen.
Das Team, das mit seinem Projekt noch am Anfang steht, möchte seine Idee zum Beispiel bei einem Pitching-Event von Enactus vorstellen. Es hofft auf finanzielle Unterstützung für das weitere Vorgehen. Was dem 24-jährigen Dinzad an der Initiative besonders gefällt: »Der Verein bietet eine gute Ergänzung zum theorielastigen Studium.« Sein Traum: »Ich würde gern ein Unternehmen mit positivem Impact auf unsere Umwelt gründen und damit meinen Lebensunterhalt bestreiten.«
Ein Start-up in die Wege zu leiten, ist Jan-Philipp Leistenschneider und seinem Team bereits gelungen. Die Kieler Gruppe hat gemeinsam mit Enactus Köln einen Eistee mit Bio-Honig auf den Markt gebracht und unterstützt aus den Einnahmen Bienenschutzprojekte.
So weit sind die Geografiestudentin Eileen Hauschildt und ihre beiden Mitstreiterinnen mit ihrem Projekt zum Thema Genderneutralität noch nicht. Ihr Plan ist es, gegen Bezahlung Händlerinnen und Händlern eine Plattform für Produkte zur Verfügung zu stellen, die bewusst genderneutral gehalten sind oder entsprechend beworben werden. »Davon können Kunden und Kundinnen profitieren, denen Gendergerechtigkeit wichtig ist«, erläutert die 21-Jährige. Als Beispiele nennt sie Kinderspielzeug, das ohne Geschlechter-Klischees präsentiert wird, Nagellack, für den die Hersteller mit Bildern von schlichten Händen statt mit weiblichen Models werben, und Kinderbücher, die auf eingefahrene Rollenmuster verzichten. »Wir wollen für eine Marktanalyse eine Umfrage zum Thema Gendergerechtigkeit durchführen«, kündigt Hauschildt den nächsten Schritt an.
Doch nicht alle Mitglieder von Enactus Kiel arbeiten direkt an Projekten. Studierende können sich beispielsweise in den Bereichen Marketing, Finanzen und Recht oder Personalangelegenheiten und Veranstaltung engagieren. Die Abteilung »Relations« hat die Aufgabe, Sponsoring-Konzepte zu erstellen und Partner zu gewinnen. Die Gruppen treffen sich im Inkubator des Zentrums für Entrepreneurship der CAU, privat oder auch online. »Es entstehen dabei auch Kontakte über diese Arbeit hinaus«, erzählt Anton Kruse.
In Verbindung steht der Verein nicht nur mit Wirtschaftsvertreterinnen und -vertretern, sondern auch mit Lehrenden der CAU. Seine direkte Ansprechpartnerin Katharina Knapp ist Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Gründungs- und Innovationsmanagement. Sie berät das Team und gibt in Workshops Anregungen und Rückmeldung. Ihre Ansicht: »Jeder und jede Studierende sollte sich unternehmerische Kompetenzen aneignen und möglichst ausprobieren.« Sie selbst war als Studentin in der Vorgängerorganisation von Enactus, SIFE, aktiv. »Das Besondere an den Projektideen ist, dass das Wohl der Gesellschaft im Mittelpunkt steht«, betont Knapp.
Autorin: Annette Göder
Enactus
Der Name der Vereinigung Enactus setzt sich zusammen aus den Anfangsbuchstaben der englischen Worte »entrepreneurial«, »action« sowie »us« und spielt auf den Unternehmergeist, den Willen aktiv zu werden und die Gemeinschaft an. Die Organisation wurde 1975 in den USA gegründet. Es gibt einen internationalen Dachverband und ein deutsches Netzwerk mit 35 Hochschulstandorten. Enactus Kiel ist eine offizielle Hochschulgruppe an der Kieler Universität.
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