
»Die Lehre noch besser und moderner machen«
Vizepräsident für Studium, Lehre und Wissenschaftliche Weiterbildung: Professor Markus Hundt wusste, worauf er sich einließ, als er am 7. Oktober vergangenen Jahres vom Senat der Uni Kiel in dieses Amt gewählt wurde. Spaß macht ihm die Arbeit trotz und auch ein Stück weit wegen der damit unter Corona-Bedingungen verbundenen Herausforderungen, betont er im Interview mit der unizeit.

unizeit: Zusammen mit Präsidentin Professorin Simone Fulda, den beiden anderen Vizes Professor Eckhard Quandt und Professorin Nele Matz-Lück sowie Kanzlerin Claudia Ricarda Meyer bilden Sie nun den engsten Führungskreis der Christian-Albrechts-Universität. Was hat Sie motiviert, sich um dieses Amt zu bewerben?
Markus Hundt: Ganz zuerst der Umstand, dass ich bei aller Wertschätzung der Forschung vom hohen Stellenwert der Lehre an einer Universität überzeugt bin. Ich wollte und will gern daran mitwirken, dass wir in dieser Hinsicht noch besser, noch moderner werden. Und dann haben wir natürlich diese besondere Situation, die mit der praktisch vollständigen Umstellung der Lehre von Präsenz auf digitale Formate fast alles verändert. Die Chance, bei einem solchen Prozess in leitender Funktion mitzuwirken, bekommt man nicht jeden Tag.
Wie geht es Ihnen mit und in dieser besonderen Situation?
Es ist gerade sehr spannend. Selbstverständlich bedeutet es einen Kraftakt, wenn 28.000 Studierende sowie eine vierstellige Zahl an Professorinnen, Professoren und anderen Lehrenden digital mitgenommen werden sollen. Das verlangte und verlangt höchsten Einsatz auf allen Ebenen. Didaktische Methoden müssen auf der einen Seite angepasst werden, auf der Seite der Studierenden geht es sicher auch um Kompetenzen wie Selbstorganisation. Und wie es bei so vielen Menschen eben ist, gestaltete sich besonders am Anfang die Lage im Detail höchst unterschiedlich. Manchen fällt es leichter, anderen fällt es schwerer. Als es im März 2020 losging mit der flächendeckenden Umstellung auf digitale Lehre, stand ich zwar noch nicht als Vizepräsident in der Verantwortung, aber dieses Thema wird ganz gewiss noch lange meine und unsere Arbeit prägen.
Wie schätzen Sie den jetzigen Stand bei der Digitalisierung ein?
Weiterbildung, der Ausbau von Servern und anderer Hardware, die Anpassung der Lernplattform OpenOlat, neue Software, innovative Konzepte für die digitale Lehre, all das sind Stichworte, die im Kern schon lange da waren, durch Corona aber eine enorme Dringlichkeit erhalten haben. Da haben wir in kurzer Zeit wirklich sehr viel erreicht. Auch die Bereitschaft von Lehrenden wie Studierenden, sich auf die neuen Umstände und Formate einzulassen, war von Anfang an sehr hoch. Das ist vielleicht der entscheidende Faktor, warum wir bisher ganz gut durchgekommen sind. Hier möchte ich allen Beteiligten herzlich dafür danken, dass sie die Zusatzbelastungen auf sich nehmen und so dazu beitragen, dass wir in dieser schwierigen Situation dennoch Studium und Lehre gut weiterführen können.
Wo liegen, abgesehen davon, dass man sich kaum mit Menschen trifft, die praktischen Umstellungen?
Ich denke da zum Beispiel an die inhaltliche und formale Gestaltung von Prüfungen. Gehen die in digitaler Form vonstatten – und das ist inzwischen durchweg der Fall –, empfiehlt es sich nicht unbedingt, reine Wissensfragen zu stellen. Es sollten nach Möglichkeit schon Aufgaben sein, bei denen eigene Problemlösungen und die Anwendung von Wissen gefordert ist. Aber auch die Umstellung der gewohnten Präsenzlehrveranstaltungen auf digitale Formate verlangt Lehrenden und Studierenden sehr viel ab.
Abgesehen vom Überthema Digitalisierung haben Sie für Ihre dreijährige Amtszeit bestimmt noch andere Themen ins Auge gefasst.
Zuallererst ist das der Zukunftsvertrag «Studium und Lehre stärken“, ein Bund-Länder-finanziertes Abkommen, das den bisherigen Hochschulpakt ablöst. Zum Beginn des Wintersemesters 2021/22 wird die Ende 2020 besiegelte Nachfolgeregelung voll in der Praxis greifen, bis dahin hat die Universität Kiel noch einige Herausforderungen zu meistern. Wie kann die Lehre flächendeckend in allen Studiengängen auf hohem Niveau sichergestellt werden, an welchen Stellen muss die Lehre verbessert werden, wo sind möglicherweise neue Studiengänge angebracht, und was ist nötig, um die Strukturen der Lehre allgemein zu stärken? Solche Fragen stehen im Mittelpunkt. Eine bessere Zukunft könnte der neue Zukunftsvertrag auch dem akademischen Mittelbau bringen. Dessen Angehörige müssen sich bislang vielfach von Projekt zu Projekt hangeln und sollen nun verlässlichere Perspektiven erhalten. Absicht der Landespolitik ist es, die Zahl unbefristeter Verträge für die wissenschaftlichen Beschäftigten von 32 auf mindestens 40 Prozent zu erhöhen. Umgesetzt werden muss das auf universitärer Ebene. Insgesamt sind wir hier aber trotz der Fülle von Aufgaben gut aufgestellt. Ich gehe fest davon aus, dass der Zukunftsvertrag bis Oktober 2021 an der CAU umgesetzt sein wird.
Wie sieht es eigentlich mit der wissenschaftlichen Weiterbildung an der Uni Kiel aus?
Da sind wir fast schon traditionell hervorragend aufgestellt. Neue Fragestellungen und Perspektiven tun sich hier zwar ebenfalls immer wieder auf, doch gerade die vergangenen Monate haben bewiesen, wie flexibel das universitäre Weiterbildungsteam arbeitet.
Was die Gestaltung Ihres persönlichen Arbeitsalltags betrifft, mussten Sie nach Ihrer Wahl wahrscheinlich auch recht flexibel sein.
Ich musste mich auf jeden Fall verändern. Meine Aktivität als Professor habe ich stark zurückgefahren. Das war mir aber auch von Anfang an klar. Das Amt hat im Zweifel Vorrang. Ich hoffe aber natürlich schon, dass die Zeiten einmal wieder etwas ruhiger werden und ich mich wieder etwas mehr der Lehre widmen kann.
Das Interview führte Martin Geist
Kurzvita Prof. Dr. Markus Hundt
Markus Hundt ist 1965 in Ulm geboren und studierte von 1986 bis 1992 Germanistik, Geschichte und Philosophie in Tübingen und in Freiburg im Breisgau. Nach seiner Promotion in Freiburg folgte dort eine Lehrtätigkeit und später die Habilitation im Fach Germanistische Sprachwissenschaft an der Technischen Universität Dresden. Hundt übernahm Vertretungsprofessuren an der Technischen Universität Chemnitz sowie an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt an der Oder. Seit 2006 ist Markus Hundt am Germanistischen Seminar der Uni Kiel als Professor für Deutsche Philologie und Deutsche Sprachwissenschaft tätig. Von 2010 bis 2014 war er Dekan der Philosophischen Fakultät der CAU und von 2016 bis 2020 stellvertretendes Mitglied des Senats. (mag)
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