
Neugier vor Alter
Graue Haare und graue Zellen, das passt mitunter bestens zusammen. An der Uni Kiel erfreut sich das Kontaktstudium für ältere Erwachsene von Jahr zu Jahr größeren Zulaufs.

Die Lust am Lernen hat nichts mit der Zahl der Lebensjahre zu tun.
Foto: Picture-Alliance
Begonnen hat es im Wintersemester 1989/90, als aus Kreisen der Universität und der Kieler Arbeiterwohlfahrt der Wunsch aufkam, Bildungsangebote für Ältere etwas anders und etwas anspruchsvoller zu gestalten, als es bis dahin der Fall war. Aus einer Ringvorlesung über wissenschaftliche und praktische Aspekte des Alterns entwickelte sich das jetzige Kontaktstudium.
Und das »sehr erfreulich«, wie Michael Vesper von der universitären Geschäftsstelle für Allgemeine Wissenschaftliche Bildungsangebote betont. Im vergangenen Wintersemester wurden 556 Teilnehmende gezählt, jährlich wächst ihre Zahl um etwa fünf Prozent. Was umso bemerkenswerter ist, als die überwiegend älteren Nutzerinnen und Nutzer nicht nur mal so in einem Vortrag sitzen, sondern sich über ein ganzes Semester hinweg mit einem Fachgebiet beschäftigen. Neben Vorlesungen gibt es zunehmend auch Workshops, die ähnlich wie Seminare funktionieren und teils mit Eigenleistungen verbunden sind.
Ein Mindestalter kennt das Kontaktstudium nicht. Gern gesehen sind auch Jüngere und Teilnehmende mittleren Alters, denn gerade diese Mischung wirkt Vespers Erfahrung nach inspirierend für alle Beteiligten. Ganz in diesem Sinne legt im aktuellen Sommersemester, das für Kontaktstudierende am 10. April beginnt, Dr. Friedrich- Wilhelm Lehmhaus einige neue Angebote vor. Der Medienpädagoge beschäftigt sich und die jeweils Interessierten mit der Digitalisierung und ihren gesellschaftlichen Folgen sowie mit der Kultur des Fotografierens. Die eigenen Erfahrungen mit diesen Themen einzubringen und daraus systematische Zuweisungen vorzunehmen, darum geht es unter anderem.
Vorgesehen ist außerdem, die Älteren mit jungen Studierenden zusammenzubringen. »Ich bin überzeugt, dass der Austausch der jeweiligen Perspektiven für beide Seiten nicht nur interessant, sondern bereichernd ist«, so Lehmhaus. Der 64-Jährige gehört zu einer Reihe von aktiven Lehrkräften, die sich für das Kontaktstudium engagieren. Darüber hinaus sind Dozentinnen und Dozenten im Ruhestand dabei, aber auch jüngere Leute wie der Islamwissenschaftler Florian Remien, der im Sommersemester einen Kurs zum Thema »Islam verstehen« hält. Das Kontaktstudium für Ältere ist kostenpflichtig, Ermäßigungen machen die Teilnahme aber auch für alle Interessierten mit schmalem Einkommen möglich. Für das aktuelle Sommersemester werden vielfach noch Anmeldungen angenommen.
Martin Geist
www.kontaktstudium.uni-kiel.de
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