Schlaglicht Energiewende

Forschungsgruppe Professor Marco Liserre

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Technologietransfer kommt der Gesellschaft unmittelbar zugute, insbesondere im Bereich Energiewende. Denn bei der Digitalisierung des Alltags und des Verkehrs ist nicht nur die Stromgewinnung eine Schlüsselfrage – auch die Netzauslastung ist für das Gelingen entscheidend. Spitzenforschung im Bereich der Halbleitertechnologie betreibt unter anderem die Arbeitsgruppe um Professor Marco Liserre an der Technischen Fakultät. Auch diese war Teil des Impulsvortrags von Präsidentin Professorin Simone Fulda auf dem Empfang für den Wissenschaftsrat.

»Wie kann man die Energie aus alternativen Quellen zu den Nutzerinnen und Nutzern bringen? Wie können dabei neue Systeme in das bestehende Stromnetz integriert werden? Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigen wir uns in meiner Forschungsgruppe«, erklärt Marco Liserre. Denn der Energiebedarf der Gesellschaft steigt stetig. Strom ist dabei ein Mittel, die Energie zu den Verbraucherinnen und Verbrauchern zu bringen. »Wir versuchen dabei auch, alternative Energiequellen mitzudenken.« Wasserstoff habe beispielsweise nur einen begrenzten Anwendungsbereich.

Ein großes Ziel ist, die Die Stromerzeugung auf allen Ebenen so nachhaltig wie möglich zu machen. »Wir erforschen ebenfalls die Komponenten, die für die Stromversorgung nötig sind. Sind diese beständig und einfach zu besorgen? Werden sie fair produziert? Kann man eine Monopolisierung verhindern?« In der Leistungselektronik arbeite man beispielsweise bereits daran, den Kupferbedarf zu reduzieren. Eine interdisziplinäre Herangehensweise sei dabei der Schlüssel. »Im Forschungsschwerpunkt KiNSiS, Kiel Nano Surface and Interface Science, arbeiten wir beispielsweise mit Materialwissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern an Lösungen. Die Chemie spielt aber auch eine Rolle dabei.« Je mehr es dann in die Umsetzung geht, desto eher kommt die Informationstechnik ins Spiel. »Künstliche Intelligenz, Big Data, das sind Themen, die Teile der Digitalisierung sind.«

Dem Wissenschaftsstandort Schleswig-Holstein bescheinigt Liserre gute Voraussetzungen für innovative Ansätze zur Energiewende. »Wir haben hier sehr viel Windenergie und die Nachbarschaft zu den nordischen Ländern, die sehr stark in der Digitalisierung sind. Ich würde mir wünschen, dass wir hier noch stärker zusammenarbeiten, Einzelakteure zusammenbringen. Für den Wettbewerb auf Weltebene ist das unerlässlich.« Förderprogramme wie KOPERNIKUS, DFG, Interreg und die Vernetzung mit ehemaligen Doktoranden in Übersee: Der regionale, nationale und internationale Austausch sorgt für frische Gedanken. »Allein die Vielzahl an Publikationen verhindert, dass man immer und zu jeder Zeit die gesamte aktuelle Forschung zu einem Gebiet im Blick hat.« Auch der Fachkräftemangel lässt sich so zum Teil ausgleichen. Grenzen überwinden soll auch die Kooperation mit dem Fraunhofer ISIT. »Das Fraunhofer-Institut für Siliziumtechnologie steht zwischen einem Unternehmen und einer Universität. Mit ihm haben wir ein Abkommen geschlossen, um Forschungsthemen voranzutreiben«, sagt Liserre. Darunter sei beispielsweise, dass die Anwendung neuer Komponenten bei der Gestaltung und Nutzung gleich mitgedacht werden.

Autorin: Christin Beeck

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