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Schleswig-Holsteinische Unternehmen zeigen Verantwortung

Kleine und mittlere Unternehmen in Schleswig-Holstein tragen große Verantwortung in den Bereichen Gesellschaft, Ökologie und Personal. Zu diesem Schluss kommt eine Studie des Kiel Center for Philosophy, Politics and Economics an der CAU.

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Das gesellschaftliche Engagement von kleinen und mittleren Unternehmen in Schleswig-Holstein findet überwiegend vor Ort und in der Region statt, also in der Kommune und im Land Schleswig-Holstein. 95 Prozent der KMU engagieren sich gesellschaftlich; 75 Prozent davon engagieren sich in der Kommune und in der Gemeinde. »Klassische« Engagementformen sind dabei am häufigsten vertreten: rund 70 Prozent spenden Geld, rund 60 Prozent setzen auf die modernere Variante Corporate Volunteering.

Sie haben weniger als 10, 50 oder 250 Beschäftigte und erzielen weniger als 2, 10 oder 50 Millionen Euro Jahresumsatz. Und doch beschäftigen kleine und mittlere Unternehmen (KMU) über 60 Prozent aller Erwerbstätigen in Deutschland (rund 76 Prozent in Schleswig-Holstein). KMUs sichern damit viele Arbeitsplätze und regionale Wertschöpfungsketten. Sie prägen darüber hinaus die lokale Gemeinschaft, unterstützen gemeinnützige Projekte und sind im Umweltschutz aktiv. Mit anderen Worten: Sie tragen unternehmerische Verantwortung in Form von Corporate Social Responsibility (CSR).

Gemessen wurde das gesellschaftliche Engagement von KMUs auf Landesebene bislang nicht. Die bisherige Forschung konzentrierte sich weitgehend auf große und multinationale Konzerne. Ihre aufsehenerregenden Fehltritte haben ebenso wie ihre gesellschaftlichen Beiträge meist größere Auswirkungen auf die Umwelt und das Gemeinwesen. »Kleine und mittlere Unternehmen sind jedoch viel erfolgreicher bei der Implementierung und Umsetzung von CSR«, berichtet Projektleiter Dr. Alexander Lorch von der CAU auf Basis seiner aktuellen Forschungsergebnisse. Das werde in seiner repräsentativen Studie deutlich: »KMUs sind deutlich flexibler, näher an den Kunden und direkter in das lokale Gemeinwesen eingebettet. So können sie gezielter auf Bedarfe reagieren«, so Lorch weiter. Nicht verwunderlich ist daher, dass das gesellschaftliche Engagement von KMUs laut Studie zu 75 Prozent lokal den Kommunen und Gemeinden zugutekommt.

Überraschend war für die beteiligten Forscher, dass die Unternehmen dabei vielfach auch auf moderne Formen des Engagements zurückgreifen. Dazu zählen zum Beispiel Corporate Volunteering, also betriebliche Freiwilligenprogramme. Rund 60 Prozent der KMUs wollen damit ihre Beschäftigten bei der Ausübung von Ehrenämtern unterstützen oder stellen kostenlose Dienstleistungen zur Verfügung.

Eine weitere wertvolle Erkenntnis betrifft das Thema Personalpolitik: Obwohl den Unternehmen vor Ort der Fachkräftemangel (80 Prozent) und die Abwanderung junger Menschen (44 Prozent) Sorgen bereiten, setzen sie ihre CSR-Aktivitäten eher zur Mitarbeitermotivation als zur Gewinnung neuer Fachkräfte ein. »Darin sehen wir großes Potenzial für die Unternehmen. Mit ihrem gesellschaftlichen Engagement könnten sie sich als attraktiver Arbeitgeber präsentieren und engagierte junge Menschen in der Region halten«, sagt Martin Kunze, Projektmitarbeiter am Kiel Center for Philosophy, Politics and Economics (KCPPE).

Insgesamt 463 kleine und mittlere Unternehmen mit Sitz in Schleswig-Holstein haben die Kieler Wissenschaftler im vergangenen Jahr telefonisch und anonym befragt (wir berichteten in der unizeit #91). Sie erfassten die Formen des Engagements, setzten sich aber auch damit auseinander, welche Herausforderungen in Schleswig-Holstein zu meistern sind und wie die Politik das gesellschaftliche Engagement fördern kann. So erschweren den KMUs nach eigenen Aussagen vor allem fehlende zeitliche, personelle und finanzielle Ressourcen das gesellschaftliche Engagement.

Dagegen können staatliche Förderungen, steuerliche Vorteile und der Erfahrungsaustausch mit anderen Unternehmen das gesellschaftliche Engagement von KMUs stärken. Die Empfehlung der Forscher an die Politik lautet daher: »Das gesellschaftliche Engagement kleiner und mittlerer Unternehmen muss in der Landes- und Kommunalpolitik wahrgenommen werden und Eingang in die Nachhaltigkeitsstrategien finden. Hier dürfen nicht nur Empfehlungen für große Unternehmen herausgegeben werden. Zusätzlich können die Auslobung von Preisen für unternehmerisches Engagement oder die Berücksichtigung dieses Engagements in öffentlichen Vergaberichtlinien wichtige Anreize für KMUs setzen«, empfiehlt Lorch. »Die Herstellung von Öffentlichkeit sorgt für Anerkennung und letztlich auch für unverzichtbare Werbung«, schließt Lorch.

Autorin: Claudia Eulitz
 

Finanziert wurde das Forschungsprojekt von der Staatskanzlei im Rahmen der Landes­ent­wick­lungsstrategie Schleswig-Holstein 2030. Ausführliche Studie unter: bit.ly/kmu-studie

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