
Schnell umgeschaltet
Verzweifelte Lehrkräfte am Rande des Nervenzusammenbruchs? Von wegen. Der coronabedingt massenhafte Umstieg auf E-Learning hat im vergangenen Sommersemester bemerkenswert gut geklappt. Dafür gibt es Gründe.
»Die ersten Tage waren eine Herausforderung«, sagt Dr. Marcel Austenfeld und er bekennt, dass sich im März nach dem flächendeckenden Aus der Präsenzlehre zunächst einige Anspannung in seinem Team breitmachte. Sein Team, das ist die eLK.Medien (e-Learning Koordination und Neue Medien), eine zentrale Servicestelle für alles, was an der Uni Kiel mit digitaler Lehre zu tun hat. Tatsächlich prasselten zunächst die Anfragen auf die gerade mal dreiköpfige Truppe nur so hernieder – doch auf der anderen Seite waren Austenfeld und seine Kollegen Markus Alber und Roman Adler keineswegs um Antworten verlegen.
»Es ist ja nicht so, dass wir bei null anfangen mussten«, verweist der eLK.Medien-Leiter auf die immerhin bereits elf Jahre zurückreichende Arbeit dieser Einrichtung. Die hat in dieser Zeit zudem keineswegs eine akademische Nische bedient, sondern im Gegenteil schon vor der Corona-Krise 35.000 Personen erreicht, die sich für die E-Learning-Angebote der Universität und ihrer angegliederten Einrichtungen hatten registrieren lassen. Aktiv dabei waren davon laut Austenfeld immerhin 30.000.
Beratung und Schulung sind insofern ein altes Thema für die Koordinationsstelle, die von März an ihre Arbeit im Prinzip nur noch dem aktuellen Bedarf anpassen musste. Die in der Schweiz entwickelte Lehr- und Lernplattform OpenOlat ist nach den Worten von Austenfeld ein »sehr breiter Werkzeugkasten«, dessen Instrumente in Zeiten von Präsenzveranstaltungen nachvollziehbarerweise nur nicht so umfassend genutzt wurden. Materialien in Form von Text-, Ton- oder Bilddokumenten hatten Lehrende schon lange in dieser Plattform hinterlegt, Videokonferenzen und Online-Vorlesungen waren aber weit weniger an der Tagesordnung.
Entsprechend haben die Experten fürs E-Learning ihre Schulungsangebote ausgerichtet. Und weil die Kurse ebenfalls online vonstatten gingen, war es dabei möglich, in sehr kurzer Zeit sehr viele Interessierte zu erreichen.
»Natürlich muss man da immer auf die jeweiligen Vorkenntnisse eingehen, aber auch zum Beispiel darauf, in welchem Semester sich die Studierenden befinden«, erklärt der Teamleiter. Und E-Learning erfordere außerdem in alle Richtungen didaktische Kompetenzen. Diese, so betont er, haben sich dank Corona erheblich gemehrt. Ein starkes Indiz dafür sei die Zahl der Menschen, die OpenOlat gleichzeitig genutzt haben. Im Wintersemester 2019/20 lag diese Zahl bei 3.300, im Sommersemester dann bei bis zu 6.700. Gewaltig angestiegen sind außerdem die auf der Plattform gespeicherten Lehrmaterialien. Statt vormals 600 Videos gibt es jetzt fast 7.000, die Zahl der PDF-Dokumente liegt inzwischen bei nahezu 250.000.
»Die Leute haben sich sehr schnell in die Technologie eingearbeitet«, lobt Marcel Austenfeld die Lehrenden wie die Lernenden an der Uni Kiel. Egal wie es mit Corona und den Folgen weitergeht, sieht er seine Hochschule deshalb für kommende Herausforderungen sehr gut aufgestellt.
Autor: Martin Geist
Nachhaltig digital
Der Schub bei der digitalen Lehre an der Uni Kiel gelang insbesondere durch die vom Präsidium sehr flexibel in die Wege geleitete Aufstockung der (Server-)Hardware und den zusätzlichen Erwerb von Software-Lizenzen. Gleichwohl legt die eLK.Medien-Fachstelle großen Wert auf Nachhaltigkeit gerade in Sachen Software. Wo immer möglich, setzt sie dabei auf nichtkommerzielle Open-Source-Produkte. Das sind zum Beispiel die Lernplattform OpenOlat, die Speichersoftware Nextcloud oder das Programm OnlyOffice, das auch die gemeinsame Arbeit an Dokumenten erlaubt. Vielfach eingesetzt wird an der Uni Kiel außerdem das Konferenz-Tool BigBlueButton, das für bis zu 200 Teilnehmende geeignet ist. Der große Vorteil von Open Source liegt darin, dass keine Lizenzgebühren anfallen, die auf Dauer enorm ins Geld gehen können. Außerdem hat die Basis der Nutzenden große Einflussmöglichkeiten bei der Verbesserung und Weiterentwicklung von Open-Source-Produkten. Das Mittel der Wahl ist Open Source an der Uni Kiel immer dann, wenn es mit der Bedienungsfreundlichkeit und der Datensicherheit stimmt. (mag)
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