
Eine Exkursion, die Leben verändert
Löwen und Zebras bei der Safari, Bananenbier aus der Dorfbrauerei, Fußball mit Schulkindern – die Tansania-Exkursionen am Geographischen Institut gehören zu den unvergesslichen Erlebnissen im Lehramtsstudium.

Lehramtsstudierende sollen von den Einheimischen lernen, deshalb gehören Schulbesuche zum festen Programm der Tansania-Exkursion.
Das Land am Indischen Ozean ist nicht nur deshalb regelmäßiges Reiseziel, weil dort verschiedene Formen der Savanne oder die Bergregenwälder am Fuß des Kilimandscharo zu erkunden sind. Ein wesentlicher Teil der Exkursion besteht darin, Einheimische kennenzulernen und die Auswirkungen von Klimawandel, Globalisierung und Tourismus zu hinterfragen.
»Die Studierenden sollen authentische Erfahrungen mit einem Land des Südens machen«, wünscht sich Wilfried Hoppe, Professor für Geographiedidaktik. Seit 2011 bietet er seinen Studierenden alle zwei Jahre eine Exkursion nach Tansania an. Zu den Zielen gehören die Insel Sansibar und das Wirtschaftszentrum Dar es Salaam, die Nationalparks der Serengeti im Norden des Landes und die Region Mwika am Fuß des Kilimandscharo. Zu dieser Region besteht eine besondere Freundschaft, die 2003 von dem Kieler Verein »Rafiki« begonnen wurde und inzwischen in eine offizielle Städtepartnerschaft mit Kiel gemündet ist. Vereinsgründer Oliver Zantow, Lehrer am RBZ Wirtschaft, war es auch, der Hoppe auf die Idee zur Exkursion brachte.
»Wir haben dort mit Spenden eine Sekundarschule aufgebaut, weil es in Tansania an weiterführenden Schulen fehlt«, erklärt Zantow. Die künftigen Geographielehrerinnen und -lehrer haben die Möglichkeit, an dieser Schule ihr Pflichtpraktikum zu leisten (siehe »Einwurf«). Auch bei den Exkursionen werden die Schulen vor Ort besucht, damit sich die Studierenden ein Bild vom dortigen Unterricht machen können. »Wir reisen dorthin, um zu lernen«, betont Wilfried Hoppe. »Es geht nicht darum, den Menschen vor Ort zu zeigen, wie es geht.«
Der enge Kontakt zu den Einheimischen in Mwika, der durch die Partnerschaft mit Rafiki ermöglicht wird, setzt sich an allen Exkursionszielen fort. Eine geführte Wanderung am Kilimandscharo führt etwa dazu, dass Studierende sich mit der Gehaltssituation der Bergführer befassen. Dabei entsteht ein kritischer Blick auf den Tourismus, der um den Vulkangletscher entstanden ist. Einerseits schafft er Arbeitsplätze und eine moderne Infrastruktur mit Flughafen, Lodges und ausgebauten Straßen. Andererseits produzieren die Touristinnen und Touristen viel Müll. »Uns blieb bis heute schleierhaft, wo der Müll am Ende landet – vermutlich irgendwo an der nächsten Straßenecke«, so das Fazit von Lena Euler, Anke Jürgensen, Angelique Knuth und Linn Steinke, die bei der ersten Exkursion 2011 dabei waren.
Rena Kristin Deppe war gleich zweimal mit auf der Exkursion, hat ihr Schulpraktikum in Mwika geleistet und ihre Bachelorarbeit darüber geschrieben. Die Freundlichkeit und Höflichkeit der Menschen haben sie beeindruckt. »Jeder im Dorf wird gegrüßt und gefragt: ‚Was sind deine Nachrichten?‘«, erzählt sie. Auch das Essen hat ihr gut geschmeckt. »Am Kilimandscharo ist es sehr grün, da wachsen Bananen, Tomaten, Reis, Bohnen – es gibt viel frisches Gemüse und leckere Soßen.«
Es geht nicht darum, den Menschen vor Ort zu zeigen, wie es geht.
Einen Kontrast zum Regenwald bilden die Savannenregionen, etwa im Nationalpark Lake Manyara. Hier lebt der Stamm der Chagga, der aus bestimmten Bananensorten Bier braut – eine »Mutprobe«, wie einige Studierende in ihren Reiseberichten festhalten. Mehr Abnehmer finden dagegen die Gewürz- und Kaffeebauern, die bei den Exkursionen besucht werden. »Ich verkaufe inzwischen am Institut auch fair gehandelten Kaffee aus Tansania – wir zahlen den Erzeugern das Doppelte des Weltmarktpreises«, sagt Wilfried Hoppe.
Was ihn besonders freut: Für viele Studierende bedeutet die Exkursion den Anfang eines langfristigen Engagements. »Häufig melden sie sich wieder bei mir, wenn sie mit ihren Schulklassen Projekte zu Tansania vorhaben«, berichtet er. Da werden Spenden gesammelt, Ausstellungen erarbeitet und Filme gedreht. Auch eine Beispiel-Abiturklausur für das Fach Geographie ist inzwischen entstanden. »So verändern die Exkursionen auch den Schulunterricht in Schleswig-Holstein«, sagt Hoppe.
Autorin: Eva-Maria Karpf