
Reden ist Gold
Wie ist schulisch relevantes Wissen repräsentiert und wie lässt es sich gut vermitteln? Diese Frage war Gegenstand einer interdisziplinären Didaktik-Tagung an der Uni Kiel. Die Vorträge und Erkenntnisse daraus sind jetzt in Buchform erschienen.

Unterricht im Klassenzimmer: Für angehende Lehrkräfte ist nicht nur spezielles Fachwissen wichtig, an der Universität lernen sie auch, wie sie dieses später in der Schule vermitteln.
Lernende beim Wissensaufbau zu unterstützen ist das A und O an Schulen. Wie man jungen Menschen Lernstoff so vermitteln kann, dass sie nicht nur Zusammenhänge verstehen, sondern dass sie Wissen langfristig speichern und abrufen können, ist eine Frage der guten Didaktik. Einen dementsprechend hohen Stellenwert nehmen daher Kurse rund um die »Kunst des Lehrens und Lernens« im Lehramtsstudium an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel ein. Doch für Lehrkräfte an Grund- und weiterführenden Schulen reicht es bei Weitem nicht aus, sich lediglich auf ihre Studienfächer begrenzt mit dem Thema Didaktik zu beschäftigen. Darauf verweist Dr. Tobias Heinz, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Projekts »Lehramt mit Perspektive – LeaP@CAU«. Denn der Unterricht besteht immer häufiger auch aus fächerübergreifender Arbeit. So wird im Fach Deutsch ein literarisches Werk behandelt, in Geschichte oder Weltkunde setzen sich die Schülerinnen und Schüler mit der Epoche auseinander, in der das Buch spielt, die Theater-AG studiert das Stück ein und in Kunst entstehen die Kulissen. »Solche Art von Unterricht gibt es an allen Schulen«, erklärt Heinz. Es liegt also nahe, sich schon im Studium interdisziplinär mit dem Lehren und Lernen zu beschäftigen.
Um dieses Angebot an der CAU auszubauen und zu verbessern, aber auch um die Vernetzung zwischen den Fakultäten und damit verschiedenen Fächern zu fördern, gibt es das Projekt LeaP@CAU der »Qualitätsoffensive Lehrerbildung«. Damit wollen Bund und Länder Reformen in der Lehrkräftebildung anschieben und die Qualität der Lehramtsausbildung verbessern. Gefördert wird es vom Bundesministerium für Bildung und Forschung. Teil des Projekts war die interdisziplinäre Fachtagung »Formen der (Re-)Präsentation fachlichen Wissens. Ansätze und Methoden für die Lehrerinnen- und Lehrerbildung in den Fachdidaktiken und den Bildungswissenschaften«. Die Veranstaltung richtete sich an Lehrkräfte, Dozierende und Lehramtsstudierende und beleuchtete das Thema aus fachdidaktischen, erziehungswissenschaftlichen und psychologischen Perspektiven. »Es ging zum Beispiel um das Abspeichern von Wissen im Langzeitgedächtnis und darum, wie Wissen im Gehirn der Schülerinnen und Schüler strukturiert ist. Daraus folgten Ideen und didaktische Ansätze, wie Lehrkräfte das Lernen unterstützen können«, so Heinz. Diese Inhalte hätten Lehrkräfte aus allen Bereichen interessiert, dementsprechend konstruktiv sei auch die Ausarbeitung der vorgestellten Ansätze und Theorien im Anschluss an die Veranstaltung gewesen.
Die Sprache ist nicht nur für den Deutschunterricht essenziell. Sie ist der Klebstoff, der alles verbindet.
Die war übrigens eine Premiere: »Ganz neu war, dass wir so ausführlich fakultätenübergreifend diskutiert haben«, sagt Heinz, wohl wissend, dass an Universitäten und Schulen im Alltag zu wenig Zeit für interdisziplinären Austausch bleibt. »Dennoch wird genau der zum Beispiel bei fächerübergreifendem Unterricht eingefordert.« Die Tagung diente auch dazu, Vernetzungen zu ermöglichen. Und das ist geglückt: Teilnehmende kamen aus der Germanistik, der Anglistik, der Romanistik und der Kunstpädagogik, aber auch aus den Naturwissenschaften, der Informatik, der Wirtschaft sowie aus Politik und Sport.
»Es hat zahlreiche Aha-Erlebnisse gegeben«, freut sich Heinz. Zum Beispiel wenn deutlich wurde, dass in anderen Fächern mit ähnlichen didaktischen Methoden gearbeitet wird. »Beispielsweise mit Baumdiagrammen. Die tauchen im Deutschunterricht genauso auf wie in der Biologie oder als Mindmaps in der Informatik.« Eine Erkenntnis ist außerdem, wie wichtig neben visuellen Darstellungen die Sprache für die Wissensvermittlung ist: »Die ist nicht nur für den Deutschunterricht essenziell. Sprache ist der Klebstoff, der alles verbindet.« Eine Chemie- oder Sportlehrkraft muss ebenfalls kompetent mit Worten umgehen können, um Versuche zu erklären oder Übungen anzuleiten. »Sprache ist wohl das wichtigste Darstellungsmittel in der Lehramtsbildung«, sagt Heinz. »Und zwar fächerübergreifend.«
Die ausgearbeiteten Vorträge der Fachtagung sind nun in Buchform erschienen. Der Band richtet sich an alle, die in der Lehramtsausbildung tätig sind. Das komplette Werk gibt es auch zum Herunterladen
Autorin: Jennifer Ruske
Zum Weiterlesen: Tobias Heinz, Birgit Brouër, Margot Janzen, Jörg Kilian (Hrsg.): Formen der (Re-)Präsentation fachlichen Wissens. Ansätze und Methoden für die Lehrerinnen- und Lehrerbildung in den Fachdidaktiken und den Bildungswissenschaften. Waxmann-Verlag, Münster 2020.
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