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Große Forscher und Forscherinnen von der Förde:
Otto Diels
1950 erhalten Otto Diels und sein Schüler Kurt Alder den Nobelpreis für Chemie. Diels verbrachte fast seine ganze Berufslaufbahn am Chemischen Institut in Kiel.

Otto Diels
(1876 - 1954)
Diels kam 1916 als ordentlicher Professor und Direktor des Chemischen Instituts nach Kiel. Zuvor war der gebürtige Hamburger 17 Jahre am Chemischen Institut in Berlin tätig. Dort hatte er auch studiert. Sein Lehrer war der Kohlenhydrat-Chemiker Emil Fischer, der 1902 den Chemie-Nobelpreis erhalten hatte. Am Fischerschen Institut fertigte Diels seine Promotion und Habilitation an. 1913 wurde er zum Abteilungsvorsteher an der Universität Berlin ernannt. Lüning: »Diels konnte es sich leisten, einen Ruf nach Breslau abzulehnen, bevor er nach Kiel kam. Dann ist er sein ganzes Leben hier geblieben.«
In Kiel hatte er mitten im Krieg einen schwierigen Anfang, Mitarbeiter und Studenten gab es nur wenige, da die meisten eingezogen waren. Er blieb an der CAU bis zu seiner Emeritierung 1944. Auf Wunsch der Universität übernahm er 1946 den Wiederaufbau des zerstörten Chemischen Instituts, bis er 1948 erneut emeritiert wurde.
Seine Forschungen waren sehr vielseitig. Er legte die Grundlage zu einer neuen Forschungsrichtung in der Chemie, der so genannten Keten-Chemie. Zudem half er, die Struktur von bestimmten chemischen Substanzen, den Steroiden, zu denen auch das Cholesterin zählt, aufzuklären.
Berühmt wurde er durch die Entdeckung eines allgemeinen Prinzips von chemischen Reaktionen, der später nach ihm und seinem Schüler Kurt Alder benannten Diels-Alder-Reaktion. Alder, der in Berlin und Kiel Chemie studierte, promovierte bei Diels und hat in seiner Doktorarbeit die theoretischen Überlegungen seines Doktorvaters belegt. Diese Arbeiten wurden 1928 veröffentlicht. 1950 erhielten beide den Nobelpreis dafür. Alder war mittlerweile Professor für experimentelle Chemie an der Universität Köln, nachdem er 1936 Kiel verlassen hatte und bis 1940 bei IG-Farben in Leverkusen die Forschungslabore leitete.
Bemerkenswert ist laut Lüning, dass Diels seine ganze aktive Laufbahn in Kiel verbracht hat. »Die entscheidenden Arbeiten haben hier stattgefunden. Jede Uni sonnt sich ja im Scheine der Nobelpreisträger. Viele waren aber nur für zwei oder drei Jahre dort. Das war bei Diels ganz anders.« Die weitreichende Bedeutung der Diels-Alder-Reaktion hat weder Diels noch die Fachwelt sofort erfasst. Erst später wurde erkannt, wie weit die Einsatzmöglichkeiten reichten. Viele Stoffe können mit der Diels-Alder-Reaktion unter normalen Bedingungen hergestellt werden. »Und vielleicht wäre die Ehrung mit dem Nobelpreis auch schon früher erfolgt, wenn nicht Kriegszeit gewesen wäre. Nazi-Deutschland sollte nicht in dieser Form hofiert werden«, bemerkt Lüning.
In Kiel erinnern der Dielsweg und eine Gedenktafel in der Brunswiker Straße Nr. 2, wo das alte chemische Institut stand, an den großen Chemiker. Außerdem verleiht die Sektion Chemie einmal im Jahr den Otto-Diels-Preis für die besten Diplomabschlüsse des jeweiligen Jahres in Chemie. Bei der Preisvergabe sind sowohl gute Noten als auch kurze Studiendauer ausschlaggebend.
Kerstin Nees
Stichwort: Diels-Alder-Reaktion
Jedem Chemiker ist Otto Diels oder zumindest die nach ihm und seinem Schüler benannte Diels-Alder-Reaktion ein Begriff. Bei dieser chemischen Reaktion lagern sich ungesättigte Verbindungen mit einer Doppelbindung und zwei Kohlenstoffatomen (Dienophile) an Verbindungen mit zwei Doppelbindungen und vier Kohlenstoffatomen (Dien). Daraus entsteht ein Kohlenstoff-Sechsring. »Diels hat erkannt, dass ein allgemeines Prinzip dahinter steckt, dass man diese Art der Reaktion mit vielen verschiedenen Dienen und Dienophilen durchführen kann. Er bezeichnete dies als Dien-Synthese«, so Professor Ulrich Lüning. Damit wird die Herstellung von vielen Stoffen, zum Beispiel von Duftstoffen, Insektiziden und Arzneimittelbestandteilen wie dem Kortison ermöglicht.
Diels war aber nicht nur ein fleißiger und erfolgreicher Forscher, ihm lag auch viel an der Lehre. So schrieb er mehr als 170 Bücher und Fachaufsätze. Sein 1907 erstmals veröffentlichtes Lehrbuch »Einführung in die organische Chemie« erlebte insgesamt mehr als 15 Auflagen. Es wurde für alle Chemie-Studenten seiner Zeit ein Standardwerk.
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