Die Kalksinterterrassen von Pamukkale ("Baumwollschloß") – gelegen an einem Berghang nahe der Provinzhauptstadt Denizli unterhalb der Terrasse einer antiken Stadt namens Hierapolis – gehören zum UNESCO-Weltkulturerbe. Ihre Entstehung ist einfach zu erklären: Das heiße Wasser, das unterhalb der Terrasse der antiken Stadt aus zahlreichen Quellen austritt, enthält Calciumionen, genauer: Caliumhydrogencarbonat bzw. Caliumbicarbonat, einen Stoff, der bei der Verwitterung von Kalkstein entsteht. Das heiße Wasser fließt über den steilen Hang und im Rahmen des Verdunstungsprozesses setzt sich eine Kalkschicht am Hang ab.
[In Städten wie München, die ihr Wasser aus Quellen in den (bzw. im Vorfeld der) Kalkalpen beziehen, kennt jeder das Phänomen: An Wasserhähnen oder Duschköpfen, durch die heißes Wasser fließt, bildet sich – sofern man dem Wasser nicht geeignete Mittel zur Entkalkung zugesetzt hat – früher oder später eine Kalkschicht, die mühsam entfernt werden muss, um die Funktion des Wasserhahns bzw. Duschkopfs zu erhalten. Angesichts der Menge, in der in Pamukkale Caliumbicarbonat im Wasser enthalten ist, wäre das erwähnte Verfahren indes verlorene Liebesmüh].
Hier liegen die Dinge indes völlig anders: Der andauernde chemische Prozess ist erwünscht: Er erhält ein Naturdenkmal. Die Kalksinterterrassen sind dank des eingangs geschilderten Vorgangs über Jahrhunderte immer weiß geblieben, ja gewachsen – bis der Massentourismus aufkam. Auf der flachen Sinterterrasse oberhalb des "Baumwollschlosses", auf der einst die Stadt Hierapolis lag, entstanden mehrere Hotels, und deren Kunden produzierten Abwässer, die nicht ordnungsgemäß entsorgt wurden. Letztere tilgten das strahlende Weiß, und bewirkten, dass es mit einer hässlichen grau-gelben Schicht überzogen wurde. 1998 begann man mit einem Verfahren zur Beseitigung dieser Verschmutzung und versuchte, so die weiße Farbe des "Baumwollschlosses" zurückzugewinnen. Wie weit das gelungen ist, entzieht sich der Kenntnis des Bearbeiters.
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