Prof. Dr. Lothar Sachs
- Emeritus

Wissenschaftlicher Werdegang
Professor Dr. Lothar Sachs wurde 1929 in Berlin als Kind eines Buchbinders und einer Schneiderin geboren. Von 1950 bis 1956 studierte er an der FU und der TU in Berlin. In dieser Zeit prägten ihn insbesondere die Bereiche Chemie, Thermodynamik und Philosophie. Nach erfolgreich absolviertem Staatsexamen wechselte er an die Universität Kiel, an der er 1958 mit dem Thema "Magnesium-Aufnahme durch Bäckerhefe" zum Dr. rer.nat. promovierte. Zunächst im Steroidhormon-Forschungsbereich der Firma Schering AG tätig, arbeitete er schließlich als wissenschaftlicher Assistent und Leiter der von ihm weiter ausgebauten klinisch-chemischen und Steroidhormon-Laboratorien in der Kieler Universitätsfrauenklinik. Dort entwickelte er neue Analysemethoden, unterstützte endokrinologische Studien und wechselte 1964 als wissenschaftlicher Assistent an das - entsprechend den jeweiligen Akzentsetzungen mehrfach umbenannte - "Institut für Medizinische Dokumentation und Statistik" des Kieler Universitätsklinikums. Von 1971 bis 1974 war er das jüngste Mitglied der Lernziel-Kommission für Biomathematik in der Bundesrepublik Deutschland. 1974 habilitierte er sich in Medizinischer Statistik und Dokumentation mit dem Thema "Numerischer Vergleich des klassischen Vierfelder-χ2-Tests bei kleinem Stichprobenumfang. In den folgenden Jahren betreute er unter anderem das Fach Statistik an der dem Hygiene-Institut der Universität angegliederten staatlichen Schule für medizinisch-technische Assistenten und sorgte dafür, dass der zugehörige Lernzielkatalog für alle Schulen dieser Art in Schleswig-Holstein angemessen strukturiert und den Erfordernissen angepasst wurde. Im März 1978 nahm er als Delegierter der Bundesrepublik and der "International Conference on Teaching Statistics to Medical Undergraduates" in Karachi, Pakistan, teil. Bis zu seiner Emeritierung 1986 war er als Professor und viele Jahre stellvertretender Direktor für die "Abteilung für Medizinische Statistik und Dokumentation (AMSD)", dem heutigen "Institut für Medizinische Informatik und Statistik (IMIS)" tätig.
In all den Jahren galt sein berufliches Interesse vor allem
- den regelmäßig mit Elan angebotenen Oberseminaren zur Statistik, auch für Kolleginnen und Kollegen der Medizinischen Fakultät
- den Vierfeldertest-Varianten
sowie
- dem Spektrum weltweit neu entwickelter statistischer Methoden.
Monographien
Neben zahlreichen Publikationen in Fachjournalen veröffentlichte er 1968 erstmals, noch in gebundener Form, seine inzwischen als Taschenbuch auch ins Englische, Spanische und Russische übersetzte Standardlektüre "Angewandte Statistik", die unter diesem Titel bis zur vierten Auflage 1974 erschien. Die inzwischen 16. Auflage, völlig neu konzipiert durch die Zusammenarbeit mit einem ehemaligen Kollegen, Herrn Dipl.-Informatiker Jürgen Hedderich, erschien 2018 unter dem Titel "Angewandte Statistik. Methodensammlung mit R". Es ist gedacht als Standardwerk zum Lernen, Anwenden und Nachschlagen statistischer Methoden. Praktiker und Studenten, insbesondere Mediziner, Ingenieure und Naturwissenschaftler, auch ohne besondere mathematische Vorkenntnisse, finden in einer einzigartigen Informationsfülle alles, was sie wissen müssen - übersichtlich, verständlich und praxisbezogen, mit Beispielen belegt und durch Bildmaterial veranschaulicht. Die über lange Zeit erfolgten ständigen Verbesserungen haben ein besonders zuverlässiges Kompendium mit rund 900 Formeln und 400 Übersichten bzw. Tabellen entstehen lassen.
Ergänzt wurde diese Methodensammlung seit 1970 durch drei weitere Monographien, erschienen als Taschenbücher
- Statistische Methoden - ein Soforthelfer (1970, später auch ins Ungarische übersetzt)
- Statistische Methoden II. Planung und Auswertung (1990)
- Einführung in die Stochastik und das stochastische Denken (2006)
Nachruf
Professor Sachs verstarb am 24. Juni 2019 im Alter von 90 Jahren. Er wurde nicht nur wegen seiner herausragenden wissenschaftlichen Expertise geschätzt. Er war ein liebenswürdiger Kollege und überaus interessanter Gesprächspartner. Wir danken ihm für seine Leistungen und werden sein Andenken stets in Ehren halten.