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Studenten nach 1945 |
![]() Die Kieler Studentenschaft nach der Wiedereröffnung der Universität im November 1945Florian WodaErst seit den 1990er Jahren findet die Geschichte der Westdeutschen Studentenschaften in Form von Monographien Berücksichtigung, nachdem auf sie bis dahin lediglich in Übersichtswerken und im Schatten der "68er-Bewegung" eingegangen worden war. Nunmehr liegen Arbeiten zu den Studentenschaften Münsters, Braunschweigs, Hamburgs und Kölns vor, in die sich die Untersuchung der Kieler Verhältnisse einreiht. Grundlegende Charakteristika auch für das Leben der Kieler Studierenden war zunächst die dramatisch schlechte Ernährungslage sowie besonders in der stark zerstörten Stadt Kiel der eklatante Wohnraummangel. Dies waren die Hauptaufgabenfelder des wieder gegründeten Studentenwerks. In diesen Rahmenbedingungen traten die in jener Zeit typischen Konflikte um die Zulassung zum Studium zu Tage: Die Fragen nach der schulischen Vorbildung und den politischen Vorraussetzungen, sowie vor allem die Diskussionen über den durch die Besatzer festgelegten Numerus clausus, beides Brennpunkte der über Jahre hinweg andauernden Streitigkeiten zwischen Studierenden, Hochschulleitung und Militärregierung. Diese Konflikte blieben bis zur Währungsreform dominierend, verloren dann aber auf Grund der schwierigen Finanzlage an Bedeutung, da sich die Zahl der Studienbewerber etwa halbierte. Einhergehend mit einer zunehmenden "Normalisierung" der Verhältnisse traten nun Debatten um das politische und gesellschaftliche Verhalten der Studentenschaft in den Vordergrund. Diese Problematik schwelte bereits seit der Gründung des Kieler AStA (1946), da den äußerst aktiven Studentenvertretern die Masse der politisch untätigen Studierenden gegenüberstand. Die Kieler Studentenzeitungen aus dieser Zeit legen Zeugnis vom schwierigen Verhältnis zwischen Studentenschaft und ihrer Vertretung in jener Zeit ab. Zudem trat aus Sicht der Hochschulleitung trat der Umgang mit den alten Korporationen in den Vordergrund, welche Ende der 40er Jahre zunehmend aktiv wurden und bei denen es sich um "undemokratische Relikte aus der Vergangenheit" handelte. Die genannten Problemfelder lassen sich auch in den anderen untersuchten Universitätsstädten nachweisen. Insofern stellt die Kieler Studentenschaft trotz einiger regionaler Besonderheiten eine typische Nachkriegsstudentenschaft dar. Die besonderen Aspekte resultieren dabei zumeist lediglich aus der besonderen Flüchtlingssituation Schleswig-Holsteins sowie dem starken Zerstörungsgrad der Stadt Kiel. Literaturangaben
Woda, Florian: Die Kieler Studentenschaft nach der Wiedereröffnung der Universität im November 1945, Magisterarbeit
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