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Pressemeldung Nr. 180/2012 vom 19.06.2012 | zur Druckfassung | Suche

Der Tiefe Brunnen von Nürnberg

Kieler Forschungstaucher erkunden einzigartiges Denkmal




In einer Felsnische unter der Erde gruben sich Arbeiter im Mittelalter immer tiefer ins Gestein. Lehm- und Sandsteinschichten mussten Meter um Meter abgetragen werden, das aufkommende Grundwasser wurde ständig abgeschöpft. Bis schließlich ein 53 Meter tiefer und im Durchschnitt knapp zwei Meter breiter Brunnen ausgehoben war – der Tiefe Brunnen der Kaiserburg von Nürnberg. Viel war bisher nicht über diesen gut erhaltenen Brunnen bekannt. Erstmals erwähnt wurde er im 14. Jahrhundert. Geschätzt wird sein Alter aber auf die Entstehungszeit der Kaiserburg im 11. und 12. Jahrhundert. In einer Stunde konnten rund 200 Liter reines Wasser entnommen werden – eine wichtige Versorgung für die Höhenburg.

Erstes Licht ins Dunkel brachten jetzt Forschungstaucher der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU). Im Auftrag der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen untersuchte die Arbeitsgruppe für maritime und limnische Archäologie (AMLA) des Instituts für Ur- und Früh­geschichte in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege in insgesamt 12 Tauchgängen den Tiefen Brunnen. Dabei dokumentierten auch sie das Innere des Brunnenschachts und nahmen geologische Gesteins- und Wasserproben. „Wir haben eine Felsnische, so genannte Mannlöcher, genauer untersucht. Zusammen mit den Rüstlöchern, die in regelmäßigen Abständen von etwa drei Metern im Schacht zu finden sind und Holzbalken Halt boten, können wir heute Rückschlüsse auf die Baugeschichte des Brunnens ziehen“, erklärt Florian Huber von der CAU.

Der Grund des Brunnens brachte Fundsachen des zweiten Weltkrieges hervor. Darunter sind Holzreste und Ziegel des Dachstuhls sowie Munitionsreste und Schutt von der schweren Bombardierung im Januar 1945 sowie eine Eisen-Statuette, die ein Abbild der Heiligen Kunigunde zeigen könnte. Huber: „Die Fundsachen und Probenergebnisse werden im nächsten Schritt ausgewertet und liefern hoffentlich weitere spannende Einblicke in den Tiefen Brunnen der Königsburg.“ Im Herbst soll die Untersuchung weitergehen. Dann will man sehen, was unter der Schuttschicht des zweiten Weltkrieges verborgen liegt. Das Projekt ist eine Kooperation mit dem Geozentrum Nordbayern der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.

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Bildunterschrift: Auf 50 m werden die Forschungstaucher der Kieler Universität in den Nürnberger Brunnen abgeseilt, bevor sie die Wasseroberfläche erreichen; stets dabei ein Höhenretter der Nürnberger Berufsfeuerwehr.
Foto/Copyright: Uli Kunz

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Bildunterschrift: In 5 m Wassertiefe findet Unterwasser­archäologe Florian Huber eine Eisenstatuette – bei der 30 Zentimeter großen Figur könnte es sich um die Heilige Kunigunde handeln, die im fränkischen Raum stark verehrt wird und wurde.
Foto/Copyright: Uli Kunz

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