Gastvorlesung
Sprache der medialen Moderne
»Seit dem zweiten Weltkrieg werden die Arbeits- und Rezeptionsprozesse im Wesentlichen durch die modernen Medien vermittelt. Deshalb nenne ich unsere Gegenwart auch die mediale Moderne«, erklärt Claus-Artur Scheier. Der Professor für Philosophie von der Technischen Universität Braunschweig spricht am 1. Februar im Audimax über »Bilder, Etyms, Icons: Zur Sprache der medialen Moderne«. »In der Logik der medialen Moderne treten Vermittlungsprozesse auf, die die ältere, rein industrielle Moderne noch nicht kannte.« In seinem Vortrag im Rahmen der Johann-Nicolaus-Tetens Gastvorlesung Sprachphilosophie möchte Scheier zeigen, wie sich das Verhältnis von Logik und Sprachdenken der europäischen Tradition seit den frühen Griechen mit der technischen Vermittlung verwandelt hat.
Nie zuvor waren Bilder so präsent wie heute. Das Buch als Vermittler von Tradition und Geschichte wurde stark zurückgedrängt. Das hat auch Konsequenzen für die Sprache. Scheier: »Die Sprache ist in den komplexen Informationsprozess so einbezogen worden, dass sie viel von dessen Elementen in sich aufgenommen und natürlich auch verändert hat. Sie hat unscharfe Ränder bekommen und damit auch neue Spielräume von Freiheit. Der Unterschied von Wahrheit und Schein ist nicht mehr festmachbar durch die Medien. Aber das bedeutet nicht, dass wir uns in der Beliebigkeit bewegen.«
Ein Schlüsselbegriff in seinem Vortrag ist das Etym. »Das ist ein Wort, das der Schriftsteller Arno Schmidt bei James Joyce gefunden hat und auf dem er seine späte Prosa aufbaut. Etyms sind Sprach- oder Wortkerne, an die sich Konnotationen, also vielfältige Beziehungen, anlagern«, erklärt der Professor für Philosophie und promovierte Mediziner. (ne)
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