Augen auf beim Einkauf
Die Zutatenliste von Lebensmitteln enthält viele Zusatzstoffe. Sie sorgen für die richtige Konsistenz und Farbe, geben Geschmack oder machen das Produkt länger haltbar. Aber sind sie wirklich unbedenklich?
Rein rechtlich gesehen, ist die Sache klar. Zusatzstoffe dürfen bei der Gewinnung, Herstellung und Zubereitung von Lebensmitteln nur verwendet werden, wenn sie gesundheitlich unbedenklich sind und die Verwendung des betreffenden Stoffes technisch notwendig ist. Dennoch, die Unsicherheit bleibt beim Blick auf die Zutatenliste vieler Lebensmittel. Knapp 300 Zusatzstoffe sind zugelassen. Sie haben alle eine E-Nummer und kommen zum Beispiel als Konservierungsstoff, Antioxidationsmittel, Farbstoff, Emulgator, Dickungsmittel, Süßstoff oder Aromastoff zum Einsatz. Sind diese Stoffe wirklich alle unbedenklich?
Dazu erklärt Dr. Hermann Kruse vom Institut für Toxikologie: »Aus toxikologischer Sicht gibt es drei Gruppen, bei denen wir misstrauisch sind. Das sind die Farbstoffe, speziell die Azofarbstoffe, die Konservierungsstoffe und die Süßstoffe.« Azofarbstoffe wie Tartrazin (E102), Gelborange (E110) oder Azorubin (E122), Amaranth (E123) und Cochenillerot A (E124) sind synthetisch hergestellte Farbstoffe. Sie können bei empfindlichen Menschen Allergien auslösen. »Aber sie sind nicht krebserregend, wie manchmal gesagt wird. Das kann man ziemlich sicher ausschließen. Die Azofarbstoffe würden wir gerne ersetzt haben durch natürliche Farbstoffe, und das ist auch Trend in der Lebensmitteltechnologie«, so Kruse. Wer auf die künstlichen Farbstoffe verzichten möchte oder muss, kann auf aus Pflanzen extrahierte, natürliche Farben ausweichen wie E100 aus der Gelbwurzel gewonnenes Kurkumin, E120 echtes Karmin, E140 Chlorophyllin oder E132 Indigotin.
Bei den Konservierungsstoffen werden vor allem die Parahydroxybenzoesäure (PHB)- Ester-Verbindungen (E214-E218) kontrovers diskutiert. »Bei den PHB-Estern sind einige Bedenken laut geworden, weil sie eine schwach östrogene Wirkung haben«, berichtet Kruse. Sie stehen zudem ebenfalls im Verdacht, Allergien auszulösen. Kritisch sieht der Toxikologe außerdem das Natamycin (E235). Natamycin ist eine antibiotisch wirkende Substanz, die als Zusatzstoff zur Behandlung der Oberfläche von bestimmten Käsesorten und Würsten eingesetzt wird. Problematisch ist Natamycin, weil es dem Penicillin ähnelt. Dadurch besteht die Gefahr, dass penicillinresistente Krankheitserreger entstehen. Ein weiterer kritischer Konservierungsstoff ist die Propionsäure (E280-E283), die vor allem bei abgepacktem Schnittbrot eingesetzt wird. Propionsäure war in Deutschland über lange Zeit verboten und wurde im Zuge der EU-Harmonisierung erneut zugelassen. »Im Rattenexperiment hat Propionsäure einen Tumor am Vormagen verursacht«, so Kruse. »Wir Menschen haben zwar keinen Vormagen, trotzdem ist die Substanz immer noch umstritten.«
Als relativ harmlos unter den Konservierungsstoffen gelten die Sorbinsäure (E200-E203) und die Benzoesäure (E210-E213). Das sind auch die am meisten eingesetzten. »Eine dritte Gruppe, die wir uns auch sehr kritisch angucken, das sind die Süßstoffe«, so Kruse. Bedenken hat er zum Beispiel bei der Verwendung von Aspartam (E951). »Es besteht der Verdacht, das Aspartam zum Krebsgeschehen einen Beitrag leistet. Dieser Verdacht hat sich jetzt in einer großen Studie aus Italien bestätigt. Insofern muss die Substanz neu bewertet werden.« Daneben könne eine zu hohe Aufnahme des Süßstoffs zu Befindlichkeitsstörungen wie Kopfschmerzen, Schwindelgefühlen und Beschwerden im Nacken führen. Süßstoffe sind aber noch aus einem anderen Grund umstritten. So kommen einige Studien zu dem Schluss, dass sie den Appetit steigern können. Als Alternative zu den künstlichen Süßstoffen gibt es mittlerweile auch Süßstoffe natürlichen Ursprungs wie Thaumatin (E957) und das Neohesperidin (E959). (ne)
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