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Nr. 51, 13.12.2008  voriger  Übersicht  weiter  REIHEN  SUCHE 

Einwurf: Mädchen und Mathe

Gerd Walther

Eine Vier in Mathe ist für Mädchen keine Schande. Passt sie doch ins Klischee, dass Mädchen einfach keine Antennen für dieses abstrakte Fach hätten. Professor Gerd Walther vom Lehrstuhl Mathematik und ihre Didaktik weiß es besser.

Sie haben die Ergebnisse von Mathetests am Ende der Grundschule genauer unter die Lupe genommen. Was haben Sie herausgefunden?

Gerd Walther: In Zusammenarbeit mit Kollegen von den Universitäten Hamburg, Lüneburg und Dortmund haben wir untersucht, ob Jungen bei jeder Aufgabe besser abschneiden als Mädchen. Wir haben festgestellt, dass es Aufgaben gibt, in denen Jungen besser sind, und andere, die Mädchen leichter fallen. Bei etwa einem Drittel der Aufgaben bringen beide Geschlechter die gleiche Leistung. Zum Beispiel haben Jungen einen deutlichen Vorsprung bei Kopfrechenaufgaben, während Mädchen Rechenroutinen besser beherrschen, also beispielsweise auch schwierigere Standardaufgaben zur schriftlichen Multiplikation oder Addition besser lösen.

Was bedeutet das für den Unterricht?

Lehrer sollten sich um die jeweils schwache Seite von Jungen und Mädchen kümmern. Bei Mädchen sollte stärker das Kopfrechnen und damit auch der Zahlensinn gefördert werden. Außerdem sollten sie ermutigt werden, offen und spielerisch an unbekannte Aufgabentypen heranzugehen, sie einfach mal probieren zu lösen. Bei Jungen hingegen sollten Lehrer darauf achten, dass sie gründlicher an Aufgaben herangehen, Texte sorgfältig lesen und nicht gleich am Anfang den großen Wurf landen wollen.

Was halten Sie von dem Vorschlag, Mädchen und Jungen im Fach Mathematik getrennt zu unterrichten?

Ich bin dagegen. Man sollte nicht die Unterschiede herausstellen. Vielmehr können sich Jungen und Mädchen im Unterricht gegenseitig ergänzen. (ne)
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