Verräterischer Zahnschmelz
Freundliche Bescheidenheit kennzeichnet sein Wesen, und doch wird Douglas Price als »Gott der Isotope« gerühmt. Als Gastwissenschaftler ist er derzeit auf Schloss Gottorf tätig.

Stimmen Bestattungs- und Geburtsort überein? Ein Vergleich von Zahnschmelz und Bodenproben gibt darüber Aufschluss. Foto: pur.pur
Besonders angetan haben es Professor Price die stabilen Isotope des chemischen Elements Strontium, einem Erdalkalimetall. Sie geben Aufschluss über die individuelle Lebensgeschichte von längst Verblichenen. Denn die Isotopenverhältnisse einer Gesteinsart unterscheiden sich je nach Herkunft des Erdreichs. Das Element bleibt nicht einfach nur im Boden, sondern findet sich auch in den darin wachsenden Pflanzen und schließlich in der Nahrung des Menschen. Durchs Essen wiederum gelangen die Strontium-Isotope ins Blut und finden letztlich ihre Bestimmung als Bausteine der Knochen und der Zähne.
Besonders im Zahnschmelz von Bestatteten lassen sie sich noch nach Jahrhunderten aufspüren. Weil sich zudem diese äußere Schicht der Zähne bereits innerhalb der ersten vier Lebensjahre fest ausgeprägt hat, können Wissenschaftler wie Price herausfinden, ob jemand, der im Alter von 70 oder 80 Jahren verstarb, auch dort geboren worden war, wo er zu Grabe getragen wurde. Die Strontium-Isotope im Erdreich des Todesorts werden dazu mit denen in den Zähnen verglichen. Denn die Isotopenverhältnisse bleiben über Jahrhunderte stabil. Geburts- und Sterbeort stimmen also dann überein, wenn das auch die Isotope tun.

Douglas Price. Foto: mag
Das bislang immer noch erst ansatzweise vorhandene Wissen über die mittelalterlichen Migrationsbewegungen und ihre Hintergründe will Price während seines achtmonatigen Aufenthalts im Zentrum für Baltische und Skandinavische Archäologie erweitern helfen. Neben Projekten in diesem Bereich laufen unter seiner Mitwirkung auch Untersuchungen zu den Wanderwegen einstiger Rentierjäger und zum Übergang von Jäger- und Sammlergemeinschaften zu Ackerbau-Siedlungen in der Jungsteinzeit. Trotz seiner amerikanischen Herkunft ist Nord europa für Price vertrautes Gelände. Erstens kennt er die norddeutsch-skandinavische Region durch seine wissenschaftliche Tätigkeit sehr genau. Und zweitens ist er seit 27 Jahren mit einer Dänin verheiratet, mit der er seit seiner Pensionierung vor zwei Jahren in Kopenhagen lebt.
Martin Geist
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