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Nr. 86, 09.04.2016  voriger  Übersicht  weiter  REIHEN  SUCHE 

Ein neuer Uni-Campus entsteht (1)

75 Prozent der Universitätsgebäude sind älter als 30 Jahre, viele davon sind sanierungsbedürftig. Ein Vertrag zwischen der Uni Kiel und dem Land Schles­wig-Holstein gibt seit Ende 2013 Planungssicherheit.


Uwe Pfründer plant als Leiter des Gebäude­manage­ments an der Uni Kiel die anstehenden Baumaßnah­men. Foto: Claudia Eulitz

Was die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel zuletzt in den 1960er und 1970er Jahren erlebt hat, steht ihr in den kommenden 10 bis 15 Jah­ren erneut bevor: eine umfangreiche Campus­ent­wicklung. Besonders marode und baufällige Flächen sollen Stück für Stück einladenden, energetisch nachhaltigen und barrierefreien Ge­bäuden weichen. Hierfür stellt das Land insge­samt 215 Millionen Euro bereit.

»Diese Zusage ist wichtig und notwendig. Wir sind der Landesregierung sehr dankbar für die­ses klare Bekenntnis zur baulichen Zukunft unserer Universität«, betont CAU-Präsident Pro­fessor Lutz Kipp. Unter einen großen Teil der Finanzierung, nämlich 165 Millionen Euro, wur­den vor gut zweieinhalb Jahren die Unterschriften gesetzt. Weitere 50 Millionen Euro mussten im vergangenen Jahr zusätzlich eingeplant werden, als ein Gutachten gravierende bauliche Mängel an den sogenannten »Anger-Bauten« (► Details) bescheinigte.

Vier große Baumaßnahmen sind vorerst durch die Sanierungsvereinbarung mit dem Land abgedeckt. Dazu zählen die Anger-Bauten, ein Komplex aus Rotklinkerbauten aus den 1960er Jahren, die sich neben der Mensa I befinden. Darüber hinaus muss die Zentrale Tierhaltung mit einem Neubau neben der alten Sternwarte an neue EU-Richtlinien angepasst werden. Mit der schrittweisen Sanierung der Fakultätenblöcke entlang der Leibnizstraße sowie verschiedenen Neu- und Umbauarbeiten der Technischen Fakultät am Ostufer seien die finanziellen Mittel aus dem Sondervermögen verplant, erklärt Dr. Uwe Pfründer, Leiter des Gebäudemanagements der CAU. »Zudem sieht der bauliche Entwicklungsplan der Universität weitere Projekte wie eine Sanierung des Sportforums und der Kanalsysteme am Campus vor«, so Pfründer weiter. Diese Maßnahmen seien allerdings noch nicht ausfinanziert.

Fest steht: »Ein Drittel der Nutzfläche der Universität wird angefasst. Das wird eine enorme Kraft- und Geduldsprobe für alle Uni-Mitglieder und ihre Nachbarn«, weiß der erfahrene Bauingenieur Pfründer, »da gibt es nichts zu beschönigen. Es wird laut, und es wird staubig. Baufahrzeuge werden über das Gelände fahren, Stellplätze werden zeitweise nicht zugänglich sein. Über einen Zeitraum von mindestens zehn Jahren wird es fortwährende Einschränkungen im Dienst- und Lehrbetrieb geben. Auf diese Nebenwirkungen müssen wir uns alle einstellen, denn der uni­vers­itäre Betrieb muss weitergehen.«

Den Einschränkungen mit allen Kräften entgegenwirken wollen Pfründer und sein Team mit guten Vorplanungen und aktuellen Informationen: »Wir ver suchen, Belastungen für die Nutzerinnen und Nutzer so gut es geht abzufedern. Logistik- und Lärmplanungen werden vorgenommen, damit beispielsweise sensible Zeiträume wie Prüfungsphasen möglichst nicht betroffen sind. Im Intranet der Universität und über Pressearbeit informieren wir so früh und so oft wie möglich über bevorstehende Bauaktivitäten.«

Leider werde es aber nicht immer möglich sein, Maßnahmen auf den Tag genau festzulegen. Ter­mine müssen zum einen eng mit dem Gebäudemanagement Schleswig-Holstein AöR (GM.SH) abgestimmt werden, die alle Hochbauten des Landes errichtet. Zum anderen müssen die von der GM.SH beauftragten Baufirmen die Termine möglich machen. Und nicht zuletzt können Witte­rungsverhältnisse oder, wie im Falle der Anger-Bauten, neue Erkenntnisse über die Bausubstanz zu Verzögerungen führen.

Eine der ersten sichtbaren Maßnahmen wird der Abriss des bereits gesperrten Gebäudes in der Ludewig-Meyn-Straße 8 sein. Vorgesehen ist der Abriss in der vorlesungsfreien Zeit im Spätsommer 2016. Gleichzeitig wird das Baufeld der künftigen Tierhaltung mit integriertem Physiologischem Institut in der Nähe der alten Sternwarte für die Baumaßnahmen vorbereitet.

Was bisher nicht zu sehen ist, aber den Löwenanteil der Vorarbeiten zur Campuserneuerung ausmacht, sind Raumprogramme und Flächenbedarfe. Erst wenn diese grundlegenden Informa­tionen und Anforderungen mit Vertreterinnen und Vertretern aller betroffenen Mitglieder aus Wis­senschaft, Verwaltung und Technik sowie Studium und Lehre erstellt und zusammengetragen sind, kann der Planungsbeginn bei den zuständigen Ministerien beantragt werden. Danach wählen diese für jedes Projekt ein geeignetes Planungsbüro aus. Die Fachplanerinnen und Fachplaner erstellen schließlich die konkreten Baupläne.

»An diesem Punkt befinden sich derzeit die meisten unserer Baumaßnahmen«, erklärt Pfründer. Die seit der Zusage der Finanzierung verstrichenen Monate entsprechen damit einem ganz normalen Vorplanungszeitraum »der in unserem Fall, zumindest was die Anger-Bauten betrifft, sogar kürzer war.« Wenn die Fachplanungen abgeschlossen sind, müssen die Ministerien erneut genehmigen. »Dann gibt es kein Zurück mehr«, hofft der Bauingenieur.

Auf dem Weg zu einem runderneuerten Campus eröffnen sich viele Chancen, die die Universität nutzen will, so Pfründer: »Da, wo sowieso ein Umzug bevorsteht, sollen Institute und Fachbereiche, die eine inhaltliche Nähe haben räumlich zusammengeführt werden.« Wünsche nach guten Arbeits- und Lernplätzen werden ebenfalls berücksichtigt.

So entsteht beispielsweise im Ersatzneubau für das Geographische Institut ein zweiter Cowork­ing Space. Außerdem legt die Universität großen Wert auf barrierefreie und energetisch nach­haltige Gebäude. »Hier profitiert die Universität von den Erfahrungen unserer Gebäudetechniker, die in enger Zusammenarbeit mit der GM.SH mit vielen Ideen und großem Engagement die technische Planung unterstützen und gleichzeitig den laufenden Betrieb sichern«, so Pfründer.

Zeitgleich werden erstmals campusweit die Hörsaal- und Seminarraumauslastungen überprüft, um langfristig eine optimale Nutzung der Lehrräume zu ermöglichen. Unipräsident Kipp: »Lange hat die Universität den schlechten Zustand ihrer Gebäude beklagt. Jetzt haben wir endlich die Gelegenheit, einen zeitgemäßen Campus mit hoher Aufenthalts-, Forschungs- und Lernqualität zu schaffen Ich freue mich auf die Ergebnisse!«

Claudia Eulitz
Zahlen und Fakten
Sanierungsvereinbarung über215 Mio. Euro
Bauzeitraum für große Baumaßnahmen   2016 bis 2026
Nutzfläche der CAU gesamtca. 225.000 m2
Gebäude der CAU gesamtmehr als 200
Alter des Gebäudebestands75 % älter als 30 Jahre
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