Der angekündigte Untergang
Das paradiesische Inselreich Kiribati im Südpazifik droht im Zuge des Klimawandels zu versinken. Mit welcher Strategie die Regierung des Landes darauf reagiert, um der Bevölkerung eine lebenswerte Zukunft zu ermöglichen, hat die Kieler Sozialgeographin Silja Klepp untersucht.

Foto: Thinkstock
Vom Meeresspiegelanstieg unmittelbar bedroht ist unter anderem der aus 32 Inselatollen bestehende Staat Kiribati (gesprochen Kiribas) mitten im Südpazifik zwischen Australien und Hawaii. »Laut der Vorhersagen für den Meeresspiegelanstieg werden die Inseln mittel- bis langfristig unbewohnwar sein«, sagt Professorin Silja Klepp vom Geographischen Institut der Uni Kiel. Das könnte schon in 30 Jahren der Fall sein, so die Prognosen, eventuell auch »erst« in 50 Jahren.

Silja Klepp (Mitte) auf dem Markt in Savu Savu, während ihres Foschungsaufenthalts auf der Insel Vanua Levu, Fidschi. Foto: privat
Hinzu kommt: »Die für die Wasserversorgung essentielle Süßwasserlinse unter der Insel ist durch die schweren Stürme auch mehr bedroht als früher«, sagt die Ethnologin, die die Arbeitsgruppe Soziale Dynamik in Küsten- und Meeresgebieten leitet. »Kiribati ist ein Land, das sehr stark vom Klimawandel bedroht ist, das aber auch versucht, Lösungen für die eigene Bevölkerung zu finden«, betont Klepp, die etwa ein Jahr in der Region lebte und forschte.
Diese Lösung könnte der langfristige Auszug sein. In Vorbeitung darauf hat die Regierung des Landes eine Migrationsstrategie für alle Bürgerinnen und Bürger entwickelt. Sie heißt »migrate with dignity«, also in Würde migrieren. Die Strategie umfasst Klimaanpassungsprojekte wie den Bau von Dämmen oder das Verlegen von Dörfern aus besonders gefährdeten Gebieten. Im Vordergrund steht aber eine Bildungsoffensive, die der Bevölkerung die Auswanderung erleichtern soll. Neben einer Verbesserung des Englischunterrichts wurden zum Beispiel auch die Abschlüsse technischer Ausbildungen am Kiribati Institute for Technology standardisiert.
Zudem wurde in Kooperation mit Australien ein Programm für die Ausbildung von Krankenschwestern aufgelegt sowie verschiedene Erntehilfeprogramme mit Neuseeland. Für den Fall der Fälle hat die Regierung auch bereits Land auf den Fidschi-Inseln gekauft. »Fidschi hat als einziges Land gesagt, wir würden euch im Notfall aufnehmen, und auch nicht als Flüchtlinge, sondern als pazifische Brüder und Schwestern«, so Klepp.

»Das ist wirklich eine große Angst, die die I-Kiribati haben, dass sie eben Flüchtlinge werden, und die haben keine Lobby. In Kiribati betrifft das etwa 110.000 Menschen. Das ist zwar erst einmal nur eine relativ kleine Zahl. Aber ich denke, es ist sehr interessant, überhaupt nach Lösungen zu suchen, die abseits von höheren Mauern und dergleichen sind, wenn man sieht, welche Migrationspolitik auch in der Region gefahren wird oder auch hier in Europa«, erklärt die Wissenschaftlerin, die an der CAU den Schwerpunkt Kiel Marine Science (KMS) verstärkt und deren zweites großes Forschungsthema die Mittelmeermigration ist.
Kerstin Nees
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